Kurze Verschnaufpause: Wie es mit Omikron weitergeht

Politik / 24.12.2021 • 05:00 Uhr
Kurze Verschnaufpause: Wie es mit Omikron weitergeht
Schon bald dürfte sich die Variante auch in Österreich durchsetzen. APA

Antworten zur wahrscheinlichen Entwicklung und zu empfohlenen Vorkehrungen an Weihnachten.

Schwarzach Während sich Österreich für die Omikron-Welle wappnet, sieht die aktuelle Situation so gut aus wie schon lange nicht mehr. Die Corona-Ampel leuchtet in Vorarlberg zwar immer noch rot. Trotzdem geht der Trend wie in ganz Österreich in die richtige Richtung. Es zeige sich ein Rückgang der Delta-Variante, sagt Gesundheitsexperte Armin Fidler, der auch Mitglied der Corona-Kommission ist. Er spricht von einer kurzen Verschnaufpause.

Wie werden sich die nächsten Wochen entwickeln?
Der Einschätzung des Covid-Prognosekonsortiums zufolge könnte Omikron Österreich schon in der ersten Jänner-Woche erfassen. 15.000 Neuinfektionen pro Tag wären dann möglich. Zugrunde liegt die Annahme, dass sich die Variante doppelt bis drei Mal so schnell ausbreitet wie Delta. Es werde wohl eine Zeit lang parallel Delta- und Omikron-Infektionen geben, erklärt Fidler bei Vorarlberg LIVE. Die neue Variante werde sich aber sehr schnell durchsetzen. Das zeige sich auch in anderen Ländern.

Führt Omikron zu weniger Krankenhausaufenthalten?
„Es gibt inzwischen auch aus Europa Hinweise, dass der klinische Verlauf gegenüber den bisherigen Varianten, inklusive Delta, nicht so schwerwiegend ist“, sagt der Virologe Norbert Nowotny. Mildere Erkrankungen könnten sich auch auf hohe Durchimpfungsraten zurückführen lassen. „Das ist eine große Unbekannte.“ Der Experte verweist auf aktuelle Erkenntnisse aus Großbritannien, die nahelegen, dass die Rate an Hospitalisierungen bei Omikron niedriger ist als bei Delta. Trotzdem könne es wegen der größeren Ansteckungsgefahr zu Problemen in den Spitälern kommen, warnt er. Es müssen noch immer wegen Delta sehr viele Intensivpatienten in den heimischen Krankenhäusern behandelt werden. Nowotny plädiert dafür, besser auf der vorsichtigeren Seite zu bleiben. Ließe man Omikron einfach durch die Gesellschaft rauschen, sei das gefährlich, auch mit Blick auf die kritische Infrastruktur.

Welche Maßnahmen sind nun besonders wichtig?
Dass die Sperrstunde ab 27. Dezember auf 22 Uhr vorverlegt und Veranstaltungen eingeschränkt wurden, bezeichnet Nowotny als sinnvoll. Er empfiehlt dringend, sich ein drittes Mal impfen zu lassen. Ähnlich äußert sich Public Health-Experte Fidler. Der Booster biete einen guten Schutz vor schwerem Krankheitsverlauf, zwischen 75 und 85 Prozent. Deutlich schlechter sehe es für doppelt Geimpfte und Genesene aus. „Jeder sollte sich den dritten Stich holen, wenn der zweite bereits vier Monate zurückliegt.“ Zudem empfiehlt er auch Geimpften, unmittelbar vor Familientreffen einen Schnelltest zu machen, um das Risiko zu senken. Bei Zusammenkünften mit unbekannten Menschen in Innenräumen sei die FFP2-Maske essenziell. Die Einstufung von Großbritannien, der Niederlande, Norwegens und Dänemarks als Virusvariantengebiete kommt aus der Sicht des Experten zu spät. „Reiseeinschränkungen bringen nur etwas, wenn es nur importierte Fälle gibt und Omikron nicht schon im Land zirkuliert.“

Israel will Menschen ab 60 Jahren ein viertes Mal impfen. Ist das auch in Österreich denkbar?
Laut Fidler sollte die israelische Vorgangsweise genau beobachtet werden. Das Land sei Österreich immer einen Schritt voraus. „Wir wissen, dass die bestehenden Impfstoffe keine lebenslange Immunität bieten. Die Antikörperspiegel gehen nach unten.“ Biontech-Chef Ugur Sahin habe bereits darauf hingewiesen, dass wohl mit einer jährlichen Auffrischung zu rechnen sei, ähnlich wie bei der Grippe. Ob und wann ein weiterer Booster für alle sinnvoll sei, könne aber noch nicht abgeschätzt werden.