Peter Schröder

Kommentar

Peter Schröder

Freiheit – Unfreiheit

Politik / 16.02.2022 • 06:29 Uhr

So ziemlich überall auf der Welt gehen zurzeit Menschen auf die Straßen und machen Rabatz. Mit Konvois gigantischer Lastwagen, Höllenlärm, Straßensperren, gelegentlichen Schlägereien, Körperverletzungen und Mundraub von Lebensmitteln kämpfen sie gegen amtliche und Leben rettende Anordnungen zum Maskentragen und, Horror, gegen das Impfen. Nach ihrem Selbstverständnis kämpfen die Westentaschen-Revoluzzer “Für die Freiheit”.

Bei ihrer Freizeitbeschäftigung ruinieren sie die Lebensqualität von ungezählten Menschen, bringen die ihnen hilflos ausgelieferten Erdenbürger mit Zugangssperren zu Krankenhäusern, Arztpraxen, Feuerwehrdepots und anderen lebenswichtigen Hilfseinrichtungen in akute Lebensgefahr, legen Betriebe und Geschäfte lahm, befeuern die Inflation für viele Mitmenschen und bringen sie um Arbeit und Brot. Einmal in Ekstase, wollen intellektuell Verquerte vielerorts auch den Rücktritt von Regierungen erzwingen.

Einmal in Ekstase, wollen intellektuell Verquerte vielerorts auch den Rücktritt von Regierungen erzwingen.

Die buchstäblich lebensgefährlichen Aktionen der Weltuntergangs-Hilfswilligen sind nicht weniger als gewaltsamer Aufstand und Revolution einer Minderheit, ein als Ringen um Freiheitsrechte getarnte Erpressung und  Geiselnahme. Dabei gibt es in freiheitlich organisierten Gemeinschaften statt grober Gewalt für die Beseitigung individuell unerwünschter Politik-Entscheidungen und den Austausch des politischen Personals längst das probate und bewährte Mittel der freiheitlich-demokratisch organisierten Wahlen. Bei solchen ist statt Terror nicht mehr als ein Kreuzchen auf einem Blatt Papier zu machen.

Die totale Freiheit und die Abschaffung von Pandemie-Beschränkungen einfordernden “Protestierer” missachten dabei sträflich das demokratische Prinzip des Primats des Mehrheitswillens. Sie verlangen im Grunde nicht weniger als die Etablierung einer regelfreien Anarchie. Bei der sich ein abgewählter US-Präsident wieder ins Amt putschen kann, in der Diktatoren ihre Völker ungehindert unterdrücken und alle anderen Menschen tun und lassen dürfen, was sie wollen? Morden, rauben, stehlen, Mitmenschen drangsalieren und mit 200 Stundenkilometern durch die Fußgängerzone rasen eingeschlossen? Und obendrein noch die staatlich garantierte Freiheit, mit Masken- und Impfverzicht andere Menschen zu gefährden und unter die Erde zu bringen?

Einen solchen “Freiheitskampf” zu beenden und damit die Demokratie zu retten, ist überfällig.