Ukraine-Krise treibt Erdgaspreise kräftig in die Höhe

Politik / 23.02.2022 • 05:00 Uhr
Erste Sanktionen gegen Russland. Deutschland hat Nord Stream 2 auf Eis gelegt. <span class="copyright">AP</span>
Erste Sanktionen gegen Russland. Deutschland hat Nord Stream 2 auf Eis gelegt. AP

Auch Vorarlberger Konsumenten betroffen. illwerke vkw erhöht Gaspreise ab 1. Mai um 26 Prozent.

Bregenz Die nächste Eskalationsstufe im Konflikt zwischen Russland und der Ukraine wirft ihre Schatten voraus. Auch heimische Verbraucher blicken mit Sorgen auf die jüngsten Entwicklungen im Krisengebiet. Mit der Kriegsgefahr und den angedrohten Sanktionen dreht sich die Preisspirale immer schneller. Nach der Ankündigung Deutschlands, die Inbetriebnahme der Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 auf Eis zu legen, sind die Gaspreise in Europa unter Druck geraten. Auch illwerke vkw wird die Preise anpassen, wie das Energieunternehmen gestern mitteilte. Die Erhöhung fällt mit 26 Prozent kräftig aus, tritt allerdings erst nach der Heizperiode am 1. Mai in Kraft.

Liefersicherheit gewährleistet

“Die stark gestiegenen Großhandelspreise machen auch Anpassungen bei den Erdgaspreisen für Haushalte und Geschäftskunden notwendig”, sagt illwerke-vkw-Vorstandsmitglied Helmut Mennel auf VN-Anfrage. Gleichzeitig wird darauf verwiesen, dass die Preise zuletzt mehrfach gesenkt worden seien und auf dem tiefsten Stand seit 15 Jahren liegen. Auch eine Lieferunterbrechung scheint ausgeschlossen. Man sei, wie auch die Regulierungsbehörde E-Control, zuversichtlich, dass sich Russland auch in einem Krisenfall an seine Lieferverpflichtungen halten werde, heißt es aus der illwerke-vkw-Zentrale in Bregenz. Europa werde aktuell auch stärker mit Erdgas aus Norwegen und verflüssigtem Erdgas (LNG) per Schiff aus den USA versorgt. “Dazu kommt, dass die Heizperiode bald zu Ende ist und die Speicher in Europa ausreichend gefüllt sind, um die Versorgung der Haushalte sicherzustellen”, so Helmut Mennel weiter.

"Die Speicher in Europa sind ausreichend gefüllt, um die Versorgung der Haushalte sicherzustellen", so illwerke-vkw-Vorstandsmitglied Helmut Mennel.
"Die Speicher in Europa sind ausreichend gefüllt, um die Versorgung der Haushalte sicherzustellen", so illwerke-vkw-Vorstandsmitglied Helmut Mennel.

illwerke vkw beliefert in Vorarlberg rund 30.000 Kunden. Das Versorgungsgebiet ist das Rheintal und der Walgau. Je zur Hälfte werde Erdgas als Raumwärme und Prozesswärme für Gewerbe und Industrie eingesetzt. Eigene Erdgasspeicher gibt es im Land nicht. Um auch längerfristig verlässlich liefern zu können, sichert man sich den Bedarf am Terminmarkt, heißt es seitens des Energieversorgers.

Nord Stream 2 mit OMV-Geld

Die Abhängigkeit Europas von russischen Erdgaslieferungen ist enorm. Laut Experten bezieht die EU aktuell knapp die Hälfe des Bedarfs aus Russland. Mit der Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 sollte der Anteil noch einmal erhöht werden. Der 1230 Kilometer lange Doppelstrang von Russland durch die Ostse nach Deutschland ist zwar fertiggestellt, es fließt bisher aber noch kein Erdgas durch die Pipeline. Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz hat jetzt als Reaktion auf die russische Anerkennung der Separatistengebiete in der Ostukraine die notwendige Zertifizierung für den Betrieb der Pipeline gestoppt. Ein schwerer Schlag auch für die in der Schweiz ansässige Projektgesellschaft, die dem russischen Staatskonzern Gazprom gehört. In das 9,5 Milliarden-Projekt Nord Stream 2 sind auch Gelder des österreichischen Energieunternehmens OMV geflossen.