So viele Quarantänebrecher zählt Vorarlberg

Über 6000 Kontrollen bei mehr als 100.000 Neuinfektionen seit Jahresbeginn.
sChwarzach Jeder Vierte hat sich seit Jahresbeginn in Vorarlberg mit dem Coronavirus infiziert. Die Ausnahmesituation ist zum Dauerzustand geworden. Das Land zählt über 102.000 Neuinfektionen seit erstem Jänner. Alleine in den vergangenen sieben Tagen registrierten die Behörden in Vorarlberg knapp 16.000 neue Fälle.
Wer sich infiziert, muss in Quarantäne, ebenso ungeimpfte Kontaktpersonen. Dieses Schicksal teilen aktuell 25.790 Vorarlbergerinnen und Vorarlberg, wobei die meisten von ihnen – fast 20.000 – als erkrankt gelten. Der Großteil hält sich an die Vorschriften, wie die Stichprobenkontrollen zeigen.
Strafen zwischen 300 und 600 Euro
Zwischen 1. Jänner und 11. März überprüften die Behörden bei mehr als 6000 Vorarlbergerinnen und Vorarlbergern, ob sie, wie angeordnet, zu Hause geblieben sind – genau 50 von ihnen waren es nicht. “Von den Bezirkshauptmannschaften wurden 2022 in 53 Fällen Verwaltungsstrafen verhängt. Einzelne Strafen sind auf Kontrollen des Vorjahres zurückzuführen”, heißt es seitens der Landespressestelle auf VN-Anfrage. Die Strafen betrugen zwischen 300 und 600 Euro. Es werde unterschieden, ob ein Quarantänebrecher positiv getestet war, ob er als Kontaktperson nicht zu Hause bleiben wollte oder ob er Heimquarantäneverpflichtungen in Folge eine Reise missachtet hatte.
Manch einer stand später sogar vor Gericht. “Es gab sowohl Verurteilungen als auch Freisprüche”, teilt die Landespressestelle mit. In Haft mussten Vorarlberger Quarantänebrecher nicht, wenngleich dies nach aktueller Rechtslage durchaus möglich wäre: Im Epidemiegesetz wird Corona als anzeigepflichtige Krankheit geführt. Wer vorsätzlich so handelt, dass sich diese unter Menschen verbreitet, kann eine Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren ausfassen. Es muss aber erwiesen sein, dass die Person tatsächlich ansteckungsgefährdend handelte.
In Vorarlberg sind 15 Mitarbeiter der Bezirkshauptmannschaften für die Quarantänekontrollen zuständig. Teilweise werden sie von der Polizei oder den Gemeindesicherheitswachen unterstützt.

"Der Aufwand ist groß und das bei deutlich reduziertem Personal", erklärt Hermann Blaßnig.
“Vor dem Virus kapituliert”
Die zunehmende Zahl an Abgesonderten macht sich überall bemerkbar. Wie die VN berichteten sind auch die Spitäler betroffen. Erste Operationen wurden verschoben, da die Mitarbeiter fehlen. Gleichzeitig steigt die Zahl der Coronapatienten auf den Normalstationen: “Der Aufwand ist groß und das bei deutlich reduziertem Personal”, erklärt Hermann Blaßnig bei Vorarlberg LIVE. Der Oberarzt im Statdspital Dornbirn berichtet außerdem von einem erhöhten Organisationsaufwand, da viele Patienten ihre Termine auf Grund einer Infektion kurzfristig absagen müssten. Das nahezu alle Maßnahmen gegen die Verbreitung des Coronavirus über Bord geworfen wurden, versteht er nicht. “Ewig kann ich den Eindruck nicht verwehren, dass die Politik vor diesem Virus kapituliert.” Blaßnig fordert, die Belastung in den Spitälern ernster zu nehmen.

Neue Regeln möglich
Die Corona-Ampel bleibt unterdessen dunkelrot. Sämtliche Bundesländer verzeichneten in den vergangenen zwei Wochen steigende Infektionszahlen. Experten erwarten eine weitere Zunahme, auch bei der Zahl der Covid-Patienten in den Spitälern. Vertreter des Gesundheitsministeriums schlossen nicht aus, dass die Politik in den kommenden Tagen Maßnahmen daraus ableiten könnte – wenngleich sich die politischen Vertreter – abseits von Wien – derzeit vielmehr auf Lockerungskurs bewegen.
Erst Mitte dieser Woche forderte Landeshauptmann Markus Wallner erneut, die Quarantänebestimmungen zu lockern: “Ich spreche mich für eine deutliche Verkürzung der Quarantänezeit aus. Es ist offenkundig, dass derzeit zu viele Personen abgesondert werden.” Solange der Krankheitsverlauf mild sei, solle eine Krankschreibung reichen, wiederholte er eine seiner schon im Februar aufgestellten Forderungen. Demnach sollten nur Menschen mit Symptomen zuhause bleiben. Ziel sei ein Influenzamanagement für Corona. Die häusliche Quarantäne wäre somit Geschichte.
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