Geburtshilfe soll nach Bregenz, Unfallchirurgie nach Dornbirn wandern

Politik / 30.10.2025 • 13:46 Uhr
Geburtshilfe soll nach Bregenz, Unfallchirurgie nach Dornbirn wandern
So wie es ausschaut, ist in Zukunft nur noch das Landeskrankenhaus Bregenz für die Geburten im Norden des Landes zuständig. VN/Steurer

Spitalsreform im Unterland wird konkreter, Bürgermeister informiert um 18 Uhr Belegschaft in Dornbirn.

Schwarzach Die Vorarlberger Krankenhauslandschaft steht vor großen Veränderungen. Nach und nach zeichnet sich ab, wohin die Reise 2030 geht. Die Geburtenstation im Dornbirner Spital soll zum Beispiel nach Bregenz wandern, im Gegenzug dürfte die Unfallchirurgie nach Dornbirn kommen. Eine offizielle Bestätigung steht aber noch aus. Für Gesundheitsökonom Armin Fidler ist eine Fächerbündelung im Norden des Landes sinnvoll. “Die Krankenhäuser in Bregenz und Dornbirn befinden sich gerade einmal rund zehn Kilometer auseinander”, betont er. Hans Concin, langjähriger früherer Primar der Frauenheilkunde in Bregenz, mahnt indes, nicht auf die Perspektive der Mitarbeitenden zu vergessen. “Sie identifizieren sich in hohem Maße mit ihrer Abteilung und ihrem Spital.”

Kleinste und größte Geburtenstation

Die meisten Geburten in Vorarlberg finden in Dornbirn statt, 1270 im vergangenen Jahr. In Bregenz waren es 1109, in Feldkirch 984 und in Bludenz 443. Schon länger steht fest, dass die kleinste Geburtenstation schließt und nach Feldkirch verlegt wird. In Zukunft soll Dornbirn folgen, trotz der Tatsache, dass vor wenigen Jahren der Geburts- und Entbindungsbereich um rund zwei Millionen Euro umgebaut wurde. Laut ORF wandert die Kinder- und Jugendabteilung, die vor zehn Jahren saniert wurde, ebenfalls nach Bregenz.

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VN-Informationen zufolge gilt das für die gesamte Frauenheilkunde. In Dornbirn soll es dafür einen Schwerpunkt für Orthopädie und Unfallchirurgie geben. Die Urologie verbleibt nur zu einem kleineren Teil in Bregenz, der größere landet in Feldkirch. Die Landesregierung äußerte sich bislang nicht dazu. “Der Regionale Strukturplan Gesundheit 2030 befindet sich derzeit in der finalen Phase fachlicher und inhaltlicher Abstimmungen auf allen Ebenen”, teilte die Landespressestelle lediglich mit. Ziel sei es, den Prozess bis Anfang November abzuschließen.

Dr. Hans Concin
Rund 30 Jahre leitete Hans Concin die Gynäkologie und Geburtshilfe am Landeskrankenhaus Bregenz.

Auch die Stadt Dornbirn schweigt noch. Heute, Donnerstag, um 18 Uhr will Bürgermeister Markus Fäßler (SPÖ) die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Stadtkrankenhauses über den aktuellen Stand informieren. Am Mittwochabend traf er sich noch mit Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher (ÖVP), um über die Pläne zu sprechen. Kurt Dietrich von der Personalvertretung des Stadtspitals berichtet über große Unsicherheit unter den Mitarbeitenden. Er hofft, dass nähere Details zu den Abteilungszusammenlegungen und zum zeitlichen Ablauf geklärt werden.

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Auch Hans Concin, früherer Primar am Landeskrankenhaus Bregenz und Vizepräsident von AKS-Gesundheit, warnt davor, die emotionale Bindung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu ihrem Spital zu unterschätzen. “Es besteht im Spitalswesen eine gesunde Konkurrenz zwischen den Häusern und Abteilungen.” Änderungen seien äußerst unbeliebt. Das habe er auch als Primar feststellen müssen. Es brauche viele Diskussionen und Motivation, um sie umzusetzen. Radikale Umwälzungen, praktisch von oben herab, könnten große Probleme bringen, unzufriedenes Personal sich im Ausland nach einem neuen Job umschauen. Und er fragt sich: “Wer ist die Lobby der Tausenden Patienten und Gebärenden?”

Geburtshilfe soll nach Bregenz, Unfallchirurgie nach Dornbirn wandern
Gesundheitsexperte Armin Fidler stellt in Abrede, dass die Fächerbündelung den Menschen etwas wegnimmt. Das Gegenteil sei der Fall.

Armin Fidler sieht die geplante Schwerpunktbildung wiederum positiv. “Die Menschen denken immer, dass man ihnen etwas wegnimmt. Das ist aber nicht der Fall, im Gegenteil. Für die Qualität von Medizin und Leistung ist es nicht zielführend, alles mehrmals anzubieten.” Ob die Geburtshilfe besser in Dornbirn oder in Bregenz aufgehoben wäre, will der Gesundheitsexperte nicht bewerten. Die vergleichsweise vielen Krankenhäuser auf dem kleinen Raum seien zwar historisch gewachsen, aber nicht mehr zeitgemäß. “Wenn man heutzutage für eine Population von rund 400.000 Menschen eine Krankenhausinfrastruktur etablieren würde, sähe sie anders aus.”

Kritik an Sonderrolle

Fidler kann auch nicht nachvollziehen, dass Dornbirn als einziges Spital außerhalb der Krankenhausbetriebsgesellschaft KHBG verbleiben will. “Ein Beitritt wäre vor 30 Jahren schon nötig gewesen. Es handelt sich heute wie damals um politische Gründe, warum es nicht so ist.”