EU beschließt Ukraine-Mission und neue Iran Sanktionen

Politik / 14.11.2022 • 09:49 Uhr
Ukrainische Kämpfer mit britischen Waffen und einem kanadischen Ausbilder. Ukrainische Soldaten werden derzeit in Großbritannien für den Kampfeinsatz trainiert. <span class="copyright">REUTERS/Chris Radburn</span>
Ukrainische Kämpfer mit britischen Waffen und einem kanadischen Ausbilder. Ukrainische Soldaten werden derzeit in Großbritannien für den Kampfeinsatz trainiert. REUTERS/Chris Radburn

Tausende ukrainische Soldaten sollen in der EU ausgebildet werden. Im Iran erwartet man noch blutigere Tage.

Brüssel Die EU-Außenminister, darunter Ressortchef Alexander Schallenberg (ÖVP), sind am Montag in Brüssel zusammengekommen, um die militärische EU-Ausbildungsmission für die Ukraine (EUMAM) und neue Iran-Sanktionen zu beschließen. “Es ist zu befürchten, dass es noch sehr blutig wird im Iran”, sagte Schallenberg vor Beginn des Treffens.

Im Rahmen der Mission für die ukrainische Armee sollen rund 15.000 ukrainische Soldaten in Deutschland, Polen und anderen EU-Ländern ausgebildet werden. Österreich beteiligt sich finanziell, aber nicht militärisch. Die EU-Ausbildungsmission werde in ein paar Wochen betriebsbereit sein, sagte der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell. Zahlreiche Länder würden daran teilnehmen.

Ukrainische Soldaten bei der Ausbildung in Großbritannien. <span class="copyright">Daniel LEAL / AFP</span>
Ukrainische Soldaten bei der Ausbildung in Großbritannien. Daniel LEAL / AFP

Borrell nannte den Rückzug der russischen Armee aus Cherson “einen Wendepunkt im Krieg”. Auf die Frage nach Friedensgesprächen sagte Borrell: “Die Ukraine wird entscheiden, was zu tun ist. Unsere Aufgabe ist es, sie zu unterstützen.” Die Außenminister würden den Umfang weiterer Militärhilfen besprechen.

Die neuen EU-Sanktionen gegen den Iran zielen auf Personen, die für die Repression verantwortlich sind. “Das iranische Regime muss sich ganz bewusst sein, dass die Welt auf sie schaut”, sagte Schallenberg. Österreich sei der Ort, wo die Iran-Atomverhandlungen stattfinden. Der Umgang Teherans mit der eigenen Bevölkerung sei “ein Armutszeugnis” und “inakzeptabel”.

Das ukrainische Wappen auf einem britischen Helmbezug, aufgenommen im Rahmen der Ausbildung ukrainischer Soldaten in Großbritannien. <span class="copyright">Daniel LEAL / AFP</span>
Das ukrainische Wappen auf einem britischen Helmbezug, aufgenommen im Rahmen der Ausbildung ukrainischer Soldaten in Großbritannien. Daniel LEAL / AFP

Bei den Iran-Atomverhandlungen sei momentan “das Fenster zu”, dies liege vor allem an Teheran, das “artfremde Themen” hineingenommen habe. Schallenberg betonte aber: “Auch ein schlechtes Abkommen ist besser als gar keines, weil die Alternative ist ein atomarer Rüstungswettlauf in der Golfregion.”

Verhältnis EU und Russland

Zum weiteren Umgang mit Russland betonte Schallenberg, die Geografie und die Geschichte ändere sich nicht. “Es kann sicher keine Cancel-Culture gegenüber Russland geben. Aber genauso ist klar: Es gibt keine Rückkehr zum Status quo ante.” Insbesondere dürfe es keine Straflosigkeit für Gräueltaten geben. “Wir reden hier von Kriegsverbrechen. Wir reden von Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Die müssen aufgeklärt werden.” Österreich unterstütze die internationale Untersuchungskommission des Menschenrechtsrates ebenso wie den Internationalen Strafgerichtshof.

Unabhängige Beobachter und die Ukraine berichten von feiernden Ukrainern im befreiten Cherson. <span class="copyright">REUTERS/Valentyn Ogirenko</span>
Unabhängige Beobachter und die Ukraine berichten von feiernden Ukrainern im befreiten Cherson. REUTERS/Valentyn Ogirenko

Auf die Frage nach Friedensverhandlungen sagte Schallenberg: “Ich glaube es ist momentan nicht die Zeit”, er wolle aber dafür die Türen offen lassen. Letztlich werde die Entscheidung in Kiew und in Moskau getroffen.

Vor einem Treffen der EU-Außenminister mit der belarussischen Oppositionsführerin Swetlana Tichanowskaja schloss Schallenberg auch neue Sanktionen gegen Belarus nicht aus. Man habe aber den Eindruck, dass Minsk versuche, eine gewisse Unabhängigkeit von Russland zu zeigen.

Weitere Problemfelder

Am Wochenende kamen Soldaten aus Kenia im kongolesischen Nord-Kiwu an. Sie sind Teil der Eingreiftruppe der East Africa Community Regional Force, die gegen Rebellen in der Region eingesetzt werden soll. <span class="copyright">REUTERS/Djaffar Sabiti</span>
Am Wochenende kamen Soldaten aus Kenia im kongolesischen Nord-Kiwu an. Sie sind Teil der Eingreiftruppe der East Africa Community Regional Force, die gegen Rebellen in der Region eingesetzt werden soll. REUTERS/Djaffar Sabiti

Die Außenminister beraten auch über die jüngsten Spannungen zwischen Serbien und Kosovo und über die Lage der Westbalkanstaaten sowie über die Situation im afrikanischen Gebiet der Großen Seen, vor allem um die Lage im Ostkongo und in der umkämpften Region Kivu, die reich an Bodenschätzen ist.

Nord-Kiwu

ist eine Provinz im Osten der Demokratischen Republik Kongo und seit 1994 immer wieder Schauplatz von Bürgerkriegen und bewaffneten Konflikten. Diese entzünden sich meist an den Bruchlinien zwischen den Ethnien der Tutsi und Hutu.

Der letzte größere Konflikt zwischen der Zentralregierung und den Tutsi ist als dritter Kongokrieg in den Jahren 2006 bis 2008 ausgetragen worden, schwillt seitdem aber immer wieder auf und ab.

Die Region der Afrikanischen Großen Seen, zu denen auch die Region Kiwu zählt, gilt als rohstoffreich und mit großen Zukunftsaussichten, ist aber seit Jahrzehnten von Konflikten, Bürgerkriegen und Vertreibung dominiert.