“So gutes Verhältnis wie noch nie”

Politik / 20.12.2022 • 22:28 Uhr
Der 57-Jährige ist seit 2019 israelischer Botschafter in Österreich und Ständiger Vertreter seines Landes bei den UN in Wien.  VN
Der 57-Jährige ist seit 2019 israelischer Botschafter in Österreich und Ständiger Vertreter seines Landes bei den UN in Wien.  VN

Israels Botschafter über Beziehungen zu Österreich, Zwei-Staaten-Lösung und Iran.

schwarzach Die Beziehungen zwischen Israel und Österreich sind für Mordechai Rodgold „so gut wie noch nie.“ In den vergangenen Jahrzehnten habe es zwar immer ein Auf und Ab gegeben. Der 57-Jährige, der seit 2019 israelischer Botschafter in Österreich und Ständiger Vertreter seines Landes bei den Vereinten Nationen in Wien ist, thematisiert etwa die Waldheim-Affäre oder die Beteiligung der FPÖ in der Bundesregierung im Jahr 2000, aber auch das Bekenntnis des früheren Kanzlers Franz Vranitzky (SPÖ) zur österreichischen Mitverantwortung an der Shoah. In den letzten Jahren gebe es jedenfalls ein “ständiges Auf”, bekräftigt Rodgold im VN-Gespräch in Schwarzach. Die Sorge vor einer ultrarechten neuen Regierung in Israel bezeichnet er als unbegründet. Was die Zwei-Staaten-Lösung angehe, liege der Ball nun bei den Palästinensern.

Zwei Säulen

Dem israelischen Diplomaten zufolge ruhen die guten Beziehungen mit Österreich vor allem auf zwei Säulen. Mit der Übernahme der Verantwortung in der Shoah sei der klare Kampf gegen jede Art von Antisemitismus verbunden. „Es ist wichtig zu sagen: Nie wieder. Es ist aber auch wichtig, alles zu tun, damit es nie wieder passiert.“ Die zweite Säule sei auch Teil des Regierungsprogramms, nämlich die Anerkennung Israels als jüdischen und demokratischen Staat und seine Sicherheit als Staatsräson. Rodgold erinnert daran, dass im vergangenen Juli Kanzler Karl Nehammer mit Verteidigungsministerin Klaudia Tanner und Innenminister Gerhard Karner (alle drei ÖVP) in Israel war, um ein Rahmenabkommen zur umfassenden strategischen Partnerschaft zu unterschreiben. Dies gelte nicht nur politisch, sondern auch wirtschaftlich und gesellschaftlich. Dazu komme unter anderem auch eine Übereinkunft zum Jugendaustausch und eine sehr enge Zusammenarbeit im Kampf gegen Covid-19. „Es tut sich sehr viel, und das zeigt, dass die Beziehungen so gut wie noch nie zuvor sind.“

Seilbahn in Haifa

Rodgold lobt auch das Verhältnis zu Vorarlberg. Im Rahmen seines Aufenthalts im Land hat er Landtagspräsident Harald Sonderegger (ÖVP) und den Bregenzer Bürgermeister Michael Ritsch (SPÖ) getroffen sowie Zumtobel und Doppelmayr einen Besuch abgestattet. Er verweist im Gespräch mit den VN etwa darauf, dass im März eine Doppelmayr-Seilbahn in der Stadt Haifa eröffnet wurde. Diese ist nun Teil des öffentlichen Verkehrsnetzes, Tausende Personen könnten damit zur Universität fahren. Ein 45-Minuten-Weg habe sich auf zehn Minuten verkürzt, erklärt der Botschafter. Doppelmayr sei nicht das einzige österreichische Unternehmen, das sich für Infrastrukturprojekte in Israel engagiere.

„Keine Gefahr“

Sorgen über die aktuellen israelischen Regierungsverhandlungen hält der Botschafter für nicht angebracht. Nun gebe es wohl eben eine Mitte-Rechts-Koalition. „Doch das ist überhaupt keine Gefahr für die Demokratie.“ Im Gegenteil. Nach der fünften Wahl in wenigen Jahren und wackligen Koalitionen sei es positiv, dass es höchstwahrscheinlich eine stabile Regierung gebe.

Klar umrissen ist dem Botschafter zufolge das Verhältnis zum Iran. „Wir habe eine gute Beziehung zum iranischen Volk, aber das Regime sieht uns als seinen Feind“, sagt Rodgold. Es unterstütze die Terrororganisationen Hamas und Hisbollah, liefere Drohnen an Russland für den Krieg gegen die Ukraine und gehe auch mit Gewalt gegen die eigene Bevölkerung vor. Es handle sich aber um ein radikales islamistisches Regime, das seine Revolution exportieren wolle und Israel vernichten möchte.

Die Zukunft der Zweistaatenlösung macht der Diplomat am politischen Willen der Palästinenser fest. Es brauche Verhandlungen ohne Gewalt und ohne internationalen Druck. „Jeder muss am Ende einen Kompromiss eingehen.“ Israel sei bereit, Opfer zu bringen, habe es doch Ägypten in der Vergangenheit den Sinai zurückgegeben und den Gazastreifen in die Selbstverwaltung entlassen. Die Herrschaft der Hamas dort sei jedoch abschreckend. Entsprechend unwillig sei Israel, das Risiko eines von der Hamas kontrollierten Westjordanlands einzugehen. „Der Ball liegt bei den Palästinensern, wo positionieren sie sich?“ VN-RAM, RAU