Gedenken an die Opfer der Shoah

Erinnerung zum 78. Jahrestag der Befreiung des früheren Konzentrationslagers Auschwitz.
warschau Überlebende des ehemaligen deutschen Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau haben sich am Freitag an der Stätte des Konzentrationslagers versammelt, um der Opfer der Schoah zu gedenken. Der Internationale Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocausts am 27. Jänner fiel in diesem Jahr in eine Zeit, in der in Europa erneut ein Krieg tobt.
Inbegriff des Bösen
Die Auschwitz-Gedenkstätte in Oświęcim im Süden Polens, das im Zweiten Weltkrieg von Nazi-Deutschland besetzt war, ist zur Pilgerstätte der Erinnerns an die systematische Ermordung von Juden, Polen, Sinti und Roma, sowjetischen Kriegsgefangenen und anderen Menschen im Zweiten Weltkrieg geworden. Der Name Auschwitz hat sich als Synonym für den Holocaust und Inbegriff des Bösen weltweit ins Bewusstsein eingebrannt. Allein dort brachten die Nationalsozialisten mehr als eine Million Menschen um, zumeist Juden. In ganz Europa ermordeten sie während der Shoah etwa sechs Millionen Juden. Sowjetische Truppen befreiten Auschwitz am 27. Jänner 1945, wenige Monate vor dem Ende des Krieges.
Entsetzen über Angriffskrieg
Eine Überlebende schilderte am Freitag ihr Entsetzen über Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine. „Die russischen Truppen, die uns hier befreit haben, führen jetzt Krieg in der Ukraine. Warum? Warum gibt es so eine Politik?“, sagte die 89-jährige Zdzislawa Wlodarczyk in der Gedenkstätte.
Auch Gedenkstättendirektor Piotr Cywinski zog Parallelen zum Krieg in der Ukraine. „Wieder werden in Europa massenhaft unschuldige Menschen getötet. Da Russland nicht in der Lage ist, die Ukraine zu erobern, hat es beschlossen, sie zu zerstören.“ Ähnlich wie in der Zeit des Nationalsozialismus seien die Ursachen auch jetzt kranker Größenwahn und Gier nach Macht, nur sei das Ganze „auf Russisch“ geschrieben. Gleichgültigkeit bedeute nichts anderes, als den Mördern eine Erlaubnis zu geben. Die Gedenkfeier befasste sich in diesem Jahr schwerpunktmäßig mit der einstigen architektonischen Planung, Umsetzung und Ausweitung des Systems für den Völkermord in dem Konzentrations- und Vernichtungslager. „Das Lager wurde durchdacht, geplant, entworfen, skizziert, gezeichnet und erweitert. Daran arbeiteten Architekten, Planer, Designer und Vermessungsingenieure“, sagte Cywinski.
Während sich die Funktion von Auschwitz als Vernichtungslager bereits im Jahr 1942 abzeichnete, nahm der Betrieb 1943 einen industriellen Maßstab an. Im Frühjahr desselben Jahres schlossen die Deutschen den Bau von vier Anlagen in Auschwitz-Birkenau ab, zu denen Gaskammern und Einrichtungen für die Einäscherung von Leichen gehörten.
An dem Gedenken zum 78. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers nahm auch Doug Emhoff teil, der Ehemann der US-amerikanischen Vizepräsidentin Kamala Harris. Er ist der erste Mensch jüdischen Glaubens, der mit einer der beiden ranghöchsten Personen an der US-Staatsspitze verheiratet ist. Emhoff legte einen Kranz in der Gedenkstätte nieder.