Militärische Lage unklar

Politik / 21.05.2023 • 22:34 Uhr
Einst 70.000 Einwohner zählende Stadt Bachmut wurde bei den Kämpfen fast vollständig zerstört. AFP
Einst 70.000 Einwohner zählende Stadt Bachmut wurde bei den Kämpfen fast vollständig zerstört. AFP

Widersprüchliche Aussagen von Ukraine und Russland zur zerstörten Stadt Bachmut.

Hiroshima, Bachmut Die seit Monaten umkämpfte ukrainische Stadt Bachmut steht nach Angaben von Präsident Wolodymyr Selenskyj nicht unter russischer Kontrolle. Er glaube nicht, dass die Ukraine die Stadt in der Ostukraine verloren habe, erklärte Selenskyj am Sonntag während eines Treffens mit US-Präsident Joe Biden beim G7-Gipfel im japanischen Hiroshima. Die russische Seite habe die Stadt vollständig zerstört. “Für heute ist Bachmut nur in unseren Herzen. An diesem Ort gibt es nichts mehr.” Der Chef der russischen Söldnertruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, teilte am Samstag mit, Bachmut stehe seit dem Mittag vollständig unter russischer Kontrolle. Das ukrainische Militär und die Regierung dementierten eine Eroberung am Samstag. Dagegen teilte das russische Verteidigungsministerium am frühen Sonntagmorgen mit, die Gruppe Wagner habe Bachmut mit Unterstützung russischer Soldaten erobert.

Stadt fast vollständig zerstört

Staatliche Nachrichtenagenturen in Russland zitierten den Pressedienst des Kremls mit den Worten, Präsident Wladimir Putin habe den Wagner-Truppen und den beteiligten Soldaten zum Abschluss der Operation in Bachmut gratuliert. Die Soldaten hätten die notwendige Unterstützung für die Wagner-Kräfte geliefert und ihnen Flankenschutz gegeben. Beide Seiten lieferten sich seit acht Monaten heftige Gefechte um Bachmut, der russische Angriff wurde dabei angeführt von Wagner-Söldnern. Sowohl Russland als auch die Ukraine dürften im Kampf um Bachmut Tausende Soldaten verloren haben, offizielle Zahlen hat aber keine der beiden Seiten vorgelegt. Experten gehen davon aus, dass der Fall Bachmuts zwar ein Dämpfer für die Ukraine bedeutet, aber kein kriegsentscheidendes Ereignis darstellt. Die russischen Truppen müssen noch viele weitere, teils schwer befestigte Städte einnehmen, um ganz Donezk unter ihre Kontrolle zu bringen, eine jener Provinzen, die Moskau 2021 völkerrechtswidrig annektiert hatte. Seit dem vergangenen Herbst wird um Bachmut gekämpft. In den schweren Gefechten, an denen auf russischer Seite vor allem Söldner der Wagner-Einheit beteiligt waren, erlitten sowohl die russischen Angreifer als auch die ukrainischen Verteidiger hohe Verluste. Die Stadt, in der vor dem Krieg rund 70.000 Menschen lebten, wurde dabei fast vollständig zerstört.