Lichtverschmutzung
„Naturschutz bremst Ausbau der Radwegbeleuchtung“ lautete vor ein paar Tagen eine Schlagzeile in einem Vorarlberger Medium. Berichtet wurde über zwei Fälle, in denen die Bezirkshauptmannschaft als Naturschutzbehörde die Genehmigung einer Radwegbeleuchtung, unter anderem wegen der schädlichen Einwirkungen auf Insekten, verzögerte. Das stößt natürlich bei vielen Leserinnen und Lesern auf Kopfschütteln und Verwunderung darüber, was den Bürokraten bei den Behörden so alles einfällt. Auch die Bürgermeister der betroffenen Gemeinden artikulierten ihren Ärger.
„Die bestehende Lichtverschmutzung beschleunigt nicht nur das Artensterben bei Insekten, sondern ist auch für die Astronomie ein Problem.“
Aus der Ferne ist es immer schwierig, solche Fälle zu beurteilen. Sie eignen sich jedenfalls bestens, das alte Feindbild vom Naturschutz aufzuwärmen, der auch sinnvolle Projekte verhindert. Wer jedoch noch immer nicht einsehen will, dass auch die Erhaltung von Insekten ein bedeutsamer Beitrag zum immer wichtiger werdenden Artenschutz ist, wird sich darauf einstellen müssen, dass die Rechtslage strenger werden wird.
Das Land Oberösterreich bastelt schon an einem Gesetz gegen Lichtverschmutzung. Es soll das erste Gesetz in Österreich sein, das die Probleme, die aus dem übermäßigen Einsatz von Beleuchtungskörpern für die Umwelt resultieren, zu beherrschen versucht. Auf den oberösterreichischen Straßen werden dann beispielsweise nur solche Lampen zum Einsatz gelangen, die spezifischen technischen Vorgaben entsprechen.
Die bestehende Lichtverschmutzung beschleunigt nicht nur das Artensterben bei Insekten, sondern ist auch für die Astronomie ein Problem. Es verwundert daher nicht, wenn die Wissenschaft bereits nach einem „bundesweiten Lichtverschmutzungsgesetz“ ruft, wie es ein Wiener Astrophysiker in Reaktion auf die oberösterreichischen Pläne gemacht hat.
Ein zentralistischer Ansatz ist aber keine gute Idee. Die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister sollten das Phänomen der Lichtverschmutzung vielmehr ebenso ernst wie den Artenschutz nehmen, auch wenn dadurch manches Projekt ein bisschen verzögert wird. Dem Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen wird in den kommenden Jahrzehnen noch viel größere Aufmerksamkeit geschenkt werden als in der Vergangenheit.
Peter Bußjäger ist Direktor des Instituts für Föderalismus und Universitätsprofessor in Innsbruck.
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