Israel startet Militäroffensive

Mindestens neun Tote bei Großeinsatz im Westjordanland. Abbas setzt Kontakt aus.
Ramallah Palästinenser-Präsident Mahmud Abbas hat wegen der groß angelegten Offensive der israelischen Armee im Westjordanland den Kontakt und die Sicherheitskoordination mit Israel ausgesetzt. Bei dem in der Nacht auf Montag gestarteten umfangreichen Militäreinsatz mit Drohnen und Hunderten Soldaten im besetzten Westjordanland waren zuvor nach palästinensischen Angaben mindestens neun Menschen getötet worden.
Die Entscheidung des palästinensischen Präsidenten erfolgte am Montag nach einem Treffen mit anderen führenden Vertretern der Palästinensischen Autonomiebehörde. Abbas hat die Koordinierung mit Israel in der Vergangenheit bereits mehrfach während früherer Gewaltausbrüche vorübergehend ausgesetzt.
Stunden oder Tage
Im Tagesverlauf waren am Montag immer wieder Schüsse und Explosionen aus der Stadt Jenin zu hören, wo sich die israelischen Truppen und die Kämpfer der militanten Jenin-Brigaden Gefechte lieferten. Zeitweilig waren mindestens sechs Drohnen über der Stadt und dem angrenzenden Flüchtlingslager zu sehen, wo 14.000 Menschen auf weniger als einem halben Quadratkilometer leben. Einem israelischen Militärsprecher zufolge könnte der Einsatz Stunden, aber auch Tage dauern.
Ein Sprecher von Palästinenser-Präsident Mahmud Abbas bezeichnete den Einsatz als „ein neues Kriegsverbrechen gegen unser wehrloses Volk“. Die palästinensische Reaktion dürfte davon abhängen, ob sich auch Kämpfer aus dem von der Hamas kontrollierten Gazastreifen daran beteiligen. Der Islamische Jihad, dort die zweitstärkste bewaffnete Gruppe, erklärte, alle Optionen lägen auf dem Tisch.
Zentrum der Gewalt
Jenin galt schon zuvor als Zentrum der Gewaltspirale in Nahost. Seit mehr als einem Jahr gab es dort zahlreiche Militäreinsätze, die laut Israel gegen mutmaßliche Extremisten gerichtet waren. Das Militär reagierte damit auf eine Reihe palästinensischer Anschläge in israelischen Städten und Siedlungen.
