Auf Mord folgt Ausnahmezustand

Politik / 10.08.2023 • 22:42 Uhr
Wenige Minuten nach dieser Aufnahme wurde Präsidentschaftskandidat Fernando Villavicencio getötet.API
Wenige Minuten nach dieser Aufnahme wurde Präsidentschaftskandidat Fernando Villavicencio getötet.API

In Ecuador wurde ein Präsidentschaftskandidat mitten im Wahlkampf erschossen.

Quito Nach tödlichen Schüssen auf den Präsidentschaftskandidaten Fernando Villavicencio in Ecuador hat Präsident Guillermo Lasso einen 60-tägigen Ausnahmezustand für das Land verhängt. Der Journalist, der gegen die Korruption im Land gekämpft hatte, war nach einer Wahlkampfveranstaltung in Quito erschossen worden. Die Wahlbehörde erklärte indes, dass der Wahltermin am 20. August beibehalten werde.

„Die Streitkräfte sind ab sofort im gesamten Staatsgebiet mobilisiert, um die Sicherheit der Bürger, die Ruhe des Landes und die freien und demokratischen Wahlen am 20. August zu gewährleisten“, erklärte Lasso. Nachdem im Mai gegen ihn ein Amtsenthebungsverfahren eingeleitet worden war, löste dieser das Parlament auf und rief Präsidenten- und Parlamentswahlen aus.

Unbekannte feuerten laut lokalen Medien auf den 59-Jährigen, als er in ein Auto einstieg. Ein Tatverdächtiger sei nach dem Schusswechsel schwer verletzt festgenommen worden, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Die Besatzung eines Rettungswagens habe dann seinen Tod bestätigt. Zudem habe es bei dem Zwischenfall mindestens neun Verletzte gegeben.

„Wir haben keine Zweifel, dass dieser Mord ein Versuch ist, den Wahlprozess zu sabotieren“, sagte Lasso. Die Abstimmung werde aber wie geplant am 20. August stattfinden. Man werde der Gewalt nicht weichen. Die Täter und ihre Auftraggeber würden zur Rechenschaft gezogen. „Der Staat ist standhaft, und die Demokratie wird der Brutalität dieses Mordes nicht nachgeben. Wir werden dem organisierten Verbrechen nicht die Macht und die demokratischen Institutionen überlassen.“

Ecuador liegt auf der Transitroute des Kokains, das vor allem in anderen südamerikanischen Ländern wie Kolumbien, Bolivien und Peru hergestellt wird und das Drogenkartelle dann in die USA oder Europa schmuggeln. Dies bringt Gewalt und Korruption mit sich – immer wieder kommt es in diesem Zusammenhang zu blutigen Revolten in überfüllten Gefängnissen, die teils von Gangs kontrolliert werden. Die Mordrate von 25 Tötungsdelikten je 100.000 Einwohnern 2022 war die höchste in der Geschichte.

Gegen diese Gewalt und die Korruption im Staat war der nun ermordete Kandidat zu Felde gezogen. Villavicencio, der Journalist und Abgeordneter war, bewarb sich als Kandidat einer zentristischen Bewegung um das höchste Staatsamt. Zuletzt lag er an 3.-4. Stelle in den Umfragen.

Villavicencio hatte an einer Untersuchung mitgewirkt, um ein umfangreiches Korruptionsnetzwerk ans Licht zu bringen, in das der ehemalige linksgerichtete Präsident verwickelt war. Rafael Correa, der zwischen 2007 und 2017 regierte, brachten Villavicencios Recherchen vor Gericht. Der Ex-Präsident floh nach Belgien und wurde 2020 in Abwesenheit zu acht Jahren Gefängnis verurteilt.

Guillermo Lasso kämpft aktuell um seine Wiederwahl als Präsident.
Guillermo Lasso kämpft aktuell um seine Wiederwahl als Präsident.