Massenentlassungen in der Ukraine

Politik / 11.08.2023 • 22:26 Uhr
Während eines Raketenalarms versammelt sich die Bevölkerung von Kiews in einem Parkhaus.Reuters
Während eines Raketenalarms versammelt sich die Bevölkerung von Kiews in einem Parkhaus.Reuters

Präsident Wolodymyr Selenskyj hat im Kampf gegen die Korruption die Chefs aller Wehrersatzämter gekündigt.

Kiew, Moskau Angesichts weit verbreiteter Korruption hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj landesweit die Chefs aller Wehrersatzämter entlassen. Damit reagierte die Regierung in Kiew auf zahlreiche Fälle, in denen wehrpflichtige Männer Bestechungsgeld zahlten, um nicht zum Verteidigungskrieg gegen Russland eingezogen zu werden. Deshalb wurden bereits mehr als hundert Strafverfahren eingeleitet. Die Ukraine verteidigt sich inzwischen seit mehr als 17 Monaten gegen den Einmarsch russischer Truppen. Bei der Gegenoffensive kommt ihre Armee nur mühsam voran.

Auch am Freitag gab es wieder schwere Kämpfe mit zahlreichen Toten, darunter auch Zivilisten. Abermals waren beide Hauptstädte Ziel von Angriffen. Kiew wurde nach Angaben der dortigen Behörden mit russischen Hyperschallraketen „Kinschal“ angegriffen, die aber weitgehend abgefangen werden konnten. Im Westen von Russlands Hauptstadt Moskau stieg nach einem Angriff mit einer Drohne eine Rauchsäule auf, es wurde niemand verletzt. Der Flughafen Moskau-Wnukowo stellte sicherheitshalber vorübergehend den Betrieb ein.

Aus den USA kann die Ukraine nach mehr als anderthalb Jahren Krieg mit einem weiteren milliardenschweren Hilfspaket rechnen. Präsident Joe Biden will den Kongress dazu um insgesamt 13 Milliarden US-Dollar (11,8 Milliarden Euro) Militärhilfe bitten. In Deutschland nahm die Debatte um weitere Waffenlieferungen Fahrt auf. Bundeskanzler Olaf Scholz gerät zunehmend unter Druck, die Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern zu erlauben. Auch aus der eigenen Koalition mehren sich Forderungen, der Ukraine das Waffensystem zu überlassen, mit dem Bunker und Gefechtsstände auf bis zu 500 Kilometer Entfernung zerstört werden können.

In der Drei-Millionen-Stadt Kiew waren ein halbes Dutzend Explosionen von Raketen zu hören. Nach Angaben der Militärverwaltung wurden Raketentrümmer im Norden gefunden, auch auf dem Gelände eines Kinderkrankenhauses. Bei Angriffen im Süden und Osten des Landes wurden nach offiziellen Angaben mehrere Zivilisten getötet oder verletzt.