Militärputsch in Gabun

Politik / 30.08.2023 • 22:33 Uhr
Mit der Nationalflagge feierten diese Menschen in der Hauptstadt Libreville. AFP
Mit der Nationalflagge feierten diese Menschen in der Hauptstadt Libreville. AFP

Leiter der Präsidialgarde als Übergangspräsident benannt.

libreville Wieder hat das Militär in einem afrikanischen Staat die Macht übernommen. Diesmal haben die Soldaten jedoch keinen demokratischen Staatschef abgesetzt, sondern einen langjährigen Autokraten, dem seit vielen Jahren die Unterstützung der Bevölkerung fehlt. Präsident Ali Bongo Ondimba gilt als korrupter Machthaber, dessen Familie seit Jahrzehnten den Ölreichtum des Landes in ihre eigenen Taschen fließen lässt – während 80 Prozent der Bevölkerung an Armut leidet. General Brice Oligui Nguema, der Medienberichten zufolge auch ein Cousin des abgesetzten Präsidenten Ali Bongo Ondimba ist, wird „Übergangspräsident“, wie der Sprecher des sogenannten Übergangsrats am Mittwochabend im Staatssender „Gabon 24“ verkündete.

Zum Sieger erklärt

Vergangenen Samstag hatten in dem zentralafrikanischen Land Wahlen stattgefunden. Ob diese unabhängig, frei und fair abliefen, war zweifelhaft. Während der Auszählung hatte die Regierung den Internetzugang gesperrt, eine Ausgangssperre verhängt und mehreren französischen Rundfunksendern die Ausstrahlung verboten. Die Wahl war zudem durch das Fehlen internationaler Beobachter geprägt. In der Nacht zum Mittwoch hatte die Wahlbehörde Bongo dann mit 64,27 Prozent der Stimmen zum Sieger erklärt. Sein größter Herausforderer, Albert Ondo Ossa, erhielt demnach 30,77 Prozent.

Nur Stunden später riss das Militär die Macht an sich. Die Wahlergebnisse seien gefälscht, sagte eine Gruppe von Offizieren im Staatsfernsehen der ehemaligen französischen Kolonie. Staatliche Institutionen seien ab sofort aufgelöst, die Wahlergebnisse annulliert und die Grenzen geschlossen, hieß es weiter von der Gruppe, die sich Ausschuss für Übergang und Wiederherstellung von Institutionen (CTRI) nennt. Bongo wurde von den Putschisten unter Hausarrest gestellt. Dem 64-Jährigen werde Hochverrat vorgeworfen, teilte der CTRI mit. Weitere Regierungsmitglieder sowie Bongos Sohn, Nouredine Bongo, seien festgenommen.

Der mehr als 50 Jahren autokratisch regierenden Bongo-Familie wird seit Langem Korruption vorgeworfen. Sie gilt Berichten zufolge als eine der reichsten Familien der Welt, besitzt eine private Flugzeugflotte, etliche Luxusautos und soll gemäß der Nichtregierungsorganisation Transparency International Dutzende Residenzen in Frankreich im Wert von vielen Millionen Euro besitzen.

Erst vor knapp einem Monat hatte die Präsidentengarde im Niger den demokratisch gewählten Präsidenten Mohamed Bazoum abgesetzt. Zuvor hatte auch in Mali und Burkina Faso das Militär die Macht übernommen. Der Staatsstreich in Gabun sei zweifelsohne von den Putschen in den Sahelländern inspiriert, sagte Seidik Abba, Leiter des Internationalen Zentrums für Reflexion und Studien zur Sahelzone, dem Radiosender FranceInfo. Abba bezeichnete den Putsch als „neuen Rückschlag für Frankreich und seinen Einfluss in Afrika“. Bongo gilt als enger Verbündeter Frankreichs. Nach Einschätzung von Abba ist der Putsch von der Bevölkerung jedoch erwünscht.