Langstreckenwaffe für Ukraine

Selenskyj bleibt vage, bezieht sich aber offensichtlich auf einen Drohnenangriff in Russland.
Kiew Die Ukraine hat nach Angaben von Präsident Wolodymyr Selenskyj eine eigene Langstreckenwaffe entwickelt. Die Waffe könne ein Ziel in 700 Kilometern Entfernung treffen, sagte Selenskyj am Donnerstag und bezog sich damit offensichtlich auf einen Angriff auf einen Flughafen in Westrussland am Vortag. Die Waffe werde vom ukrainischen Ministerium für strategische Industrie produziert, teilte der Präsident im Netzwerk Telegram mit. Details nannte er nicht.
Drohnenangriffe ohne Bestätigung
Eine mehrstündige Welle von Drohnenangriffen attackierte am Mittwoch einen Flughafen nahe der russischen Grenze zu Estland und Lettland. Vier militärische Transportflugzeuge vom Typ Il-76 wurden beschädigt, wie örtliche Medien berichteten. Der Flughafen liegt in der russischen Region Pskow, etwa 700 Kilometer nördlich der ukrainischen Grenze. Insgesamt wurden Ziele in sechs russischen Regionen angegriffen. Russland machte die Ukraine für die Drohnenangriffe verantwortlich.
Die ukrainische Seite will die Verantwortung für Angriffe auf russischem Boden meist weder bestätigen noch dementieren, auch wenn Politiker manchmal Andeutungen machen. Die Bemerkung von Selenskyj war der deutlichste Hinweis darauf, dass die Ukraine hinter dem Angriff vom Mittwoch steckt.
In der Nacht zum Donnerstag wurde eine weitere Drohne in der Nähe der Hauptstadt Moskau abgefangen, wie die Behörden dort mitteilten. An mehreren Flughäfen der Stadt kam es zu Verspätungen. Verletzte wurde nicht gemeldet. Die russische Nachrichtenagentur Interfax berichtete unterdessen, Sicherheitskräfte hätten am Mittwoch in der Grenzregion Brjansk zwei Menschen getötet und fünf Mitglieder einer ukrainischen Sabotagegruppe festgenommen.
Die mutmaßlichen ukrainischen Drohnenangriffe tief in russischem Territorium und grenzüberschreitende Sabotageeinsätze sind Teil der Versuche der Ukraine, den Kreml militärisch und politisch unter Druck zu setzen. Die Ukraine ziele darauf ab, die russische Moral zu untergraben und den Druck auf ihre Kommandeure zu erhöhen, schrieb das Internationale Institut für Strategische Studien in einer Einschätzung.
340.000 Erstklässler
Unterdessen hat die Ukraine zum Schulbeginn im zweiten Kriegsjahr wieder mehr Einschulungen registriert. “In diesem Jahr erwarten wir etwa 340.000 Taferlklassler”, sagte Vize-Bildungsminister Andrij Witrenko im ukrainischen Nachrichtenfernsehen. Im Vorjahr waren es etwa 15.000 weniger, 2021 gab es jedoch noch über 400.000 Kinder, die eingeschult wurden. Schulbeginn ist für die über vier Millionen ukrainischen Schüler traditionell der 1. September.
Mit Ausnahme der frontnahen Gebiete findet im Großteil des Landes der Unterricht in den Schulen statt. Voraussetzung ist aufgrund möglicher Luftangriffe jedoch das Vorhandensein von Luftschutzkellern. Landesweit sind knapp 70 Prozent der Schulen mit derartigen Schutzräumen ausgestattet.