Herbert, Herbert, Herbert!

Politik / 13.10.2023 • 20:59 Uhr
500 Kickl-Fans folgten der Einladung der FPÖ, um ihrem politischen Idol zuhören zu können. <span class="copyright">VN/Rhomberg</span>
500 Kickl-Fans folgten der Einladung der FPÖ, um ihrem politischen Idol zuhören zu können. VN/Rhomberg

Die FPÖ feierte in Bregenz einen Abend voller Vorfreude: auf ihren Parteichef, auf die Nationalratswahl, auf die Landtagswahl.

Bregenz Manche stellen sich ihren Wirtshausbesuch anders vor. Doch an diesem Abend werden die Besucher des Gösser in Bregenz mit einem wenig freundlichen „Alerta, alerta, antifascista!“ begrüßt. 50 bis 100 Demonstranten haben sich versammelt. Sie heißen nicht nur mehrere Hundert Gäste willkommen. Ihr Gruß gilt vor allem einer Person: FPÖ-Chef Herbert Kickl. Die Heimattour der FPÖ machte am Freitag einen Halt in Bregenz. Schon während der Demonstration ist klar: Es ist ein Abend im Zeichen der Sprechchöre.

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Wenn Kickl ruft, dann kommen sie. Nicht nur seine Gegner, sondern vor allem seine Anhänger. Schon um kurz nach 17 Uhr drängen seine Fans in den Gössersaal. Da ist man unter sich, die Demonstration ist ganz weit weg. Hier spielt die Musik – Alpenstarkstrom bereitet mit heimatlichen Klängen den musikalischen Boden für den Einmarsch des Stars des Abends. „Die Hände zum Himmel, komm, lasst uns fröhlich sein“, fordern sie. Die Menge folgt, die Stimmung steigt.

Die sozialistische Jugend demonstrierte schon an späteren Nachmittag. <span class="copyright">VN/Rhomberg</span>
Die sozialistische Jugend demonstrierte schon an späteren Nachmittag. VN/Rhomberg

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Zuerst darf aber Landesparteiobmann Christof Bitschi auf die Bühne. Als er Herbert Kickl begrüßt, ist die Menge endgültig aus dem Häuschen. „Herbert, Herbert“, hallt es durch den Saal.

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Schon im Vorfeld sorgte der Abend für Diskussionen. Eigentlich hätte ein Messerschleifer parat stehen sollen, um die Klingen der Gäste zu schärfen. Die Aktion wurde aber nach einem kurzen Aufreger abgeblasen. Christof Bitschi quittiert das an diesem Abend mit einem „grünen Rumpelstilzchen“ in Richtung Grünen-Chefin Eva Hammerer. Bitschi attackiert die ÖVP, die SPÖ, spricht über Sicherheit am Bahnhof, Sozialhilfe für Asylberechtigte und über das Schicksalswahljahr 2024.

Christof Bitschi durfte die Menge begrüßen. <span class="copyright">VN/Rhomberg</span>
Christof Bitschi durfte die Menge begrüßen. VN/Rhomberg

Bekannt für pointierte Worte im Landtag, wirkt Christof Bitschi an diesem Abend trotzdem wie ein Lämmchen im Vergleich zu dem, was nach ihm kommt. Zunächst ist aber Generalsekretär Michael Schnedlitz an der Reihe. Auch er erntet den größten Jubelsturm, als er Herbert Kickl erwähnt. Brüssel, WHO, NATO, Wirtschaftskrieg, Coronawahnsinn – die Schuldigen an der aktuellen Situation sind ihm klar. Wahlkampf, Vergleich mit anderen Parteien. Das Publikum wird ungeduldig. „Ich weiß, ihr wartet alle auf ihn!“ Noch einmal Applaus. Dann darf Kickl ran.

Michael Schnedlitz war nach Bitschi an der Reihe.<span class="copyright"> VN/Rhomberg</span>
Michael Schnedlitz war nach Bitschi an der Reihe. VN/Rhomberg

„Herbert, Herbert, Herbert!“ Das Publikum steht, Kickl hat noch kein Wort gesagt. Dann legt er los. „Hütte voll, Stimmung toll“, sagt er und weiter: „Ein Landeshauptmann der mit einem Fuß im Burn-out ist …“ und wettert gegen die sozialistische Jugend. Kickl freut sich schon auf die Wahlsiege in Land und Bund, wendet sich an Bitschi und sagt: „Du musst damit rechnen, dass du die Flasche ohne Pfand namens Rauch wieder zurückbekommst.“ Attacke folgt auf Attacke. Dann wird’s ruhiger: Im Land liege viel im Argen, stellt er fest. Nur die FPÖ könne das Ruder herumreißen. Er kritisiert die Asylpolitik und die Coronapolitik. Kritisiert die Sanktionen nach dem russischen Angriffskrieg, die Wirtschaftspolitik; und zwar jeweils aller Parteien. Als er von einem „gewissen Van der Bellen“ spricht, buht das Publikum lautstark. Nächstes Buh bei „Haushaltsabgabe“. Kickl: „Die Liste der Dinge, die wir in der ersten Woche abschaffen müssen, wird länger.“ Applaus und Jubel bei: „Wir brauchen einen Bundeskanzler, der sich um die Bürger kümmert.“ Und wieder: „Herbert, Herbert, Herbert!“ Es folgen ein Burger-Witz und Kritik an der von der SPÖ geforderten Millionärssteuer und an der Einwanderung. Mit einem Prost auf die sozialistische Jugend gönnt er sich unter Applaus einen Schluck Red Bull.

Herbert Kickl startete mit einer Attacke gegen Wallner und gegen die SJ. <span class="copyright">VN/Rhomberg</span>
Herbert Kickl startete mit einer Attacke gegen Wallner und gegen die SJ. VN/Rhomberg

Kickl warnt vor SPÖ-Chef Andreas Babler und seiner vermeintlichen marxistischen Einstellung und freut sich auf den „heißesten politischen Herbst“. Er wolle die Wahlen zum Triumphzug für Freiheit, Wahrheit und Gerechtigkeit machen. Wieder Applaus. Auch der Fernsehsender Puls24 bekommt sein Fett weg. Als er dem Journalisten Claus Pándi und dem ehemaligen Politiker Peter Pilz Blasenentzündung in den Gehirnwindungen attestiert, bleibt es aber relativ ruhig im Saal.

Endlich war er da: Die Menge wartete über eine Stunde auf ihren Herbert. <span class="copyright">VN/Rhomberg</span>
Endlich war er da: Die Menge wartete über eine Stunde auf ihren Herbert. VN/Rhomberg

Medienschelte, Eigenlob, Eigenwerbung. „Herbert, Herbert, Herbert!“ Nach einer halben Stunde ist die Stimmung gut, inhaltliche Ansagen sind bisher nicht nötig. Immer wieder bemüht der FPÖ-Chef das Bild: Er gegen die Eliten, er gegen die Großen, er gegen die anderen. „Wenn ich Kanzler werde, kann man wieder sagen, was man denkt.“ Die FPÖ sei aber nicht immer gegen etwas, sondern für etwas, fährt er fort. Die FPÖ stehe für Familie, das Eigentum, die Möglichkeit, mit Leistung etwas zu erreichen, Wohlstand (Nachsatz: nicht Reichtum), Chancengleichheit, kulturelle Identität, Sprache, Wertesystem, Heimat, Österreich als neutraler Staat, Sicherheit und Frieden. „Alles das sind Bausteine der Normalität. Nichts davon ist rechtsextrem.“ Familie bestehe aus einem männlichen Vater und einer weiblichen Mutter. Applaus. „Danke, dass ich das noch sagen darf hier.“ Anschließend ist wieder der Bundespräsident an der Reihe, der beim „Regenbogenblödsinn“ dabei sei, bevor Kickl gleiche Behandlung bei Förderung von Kinderbetreuungsplätzen und Mutterschaft fordert.

Kickl voll im Wahlkampfmodus. <span class="copyright">VN/Rhomberg</span>
Kickl voll im Wahlkampfmodus. VN/Rhomberg

Der FPÖ-Chef wirbt für mehr direkte Demokratie, Vorbild Schweiz. Noch einmal Corona und Gauner, die sich an den Körpern vergriffen haben. Pfiffe. Kurz darauf Jubel, als Kickl Steuersenkungen und „raus aus dem Klimakommunismus“ fordert. Der Parteivorsitzende ruft noch einmal zum Kampf um jede Stimme auf. Mit „Herbert, Herbert“-Rufen und dem Lied „Immer wieder Österreich“ endet seine mehr als einstündige Rede. Die Menge tobt. Kickl peitscht ein. Für den Wahlkampf.

Der Gössersaal in Bregenz war brechend voll. <span class="copyright">VN/Rhomberg</span>
Der Gössersaal in Bregenz war brechend voll. VN/Rhomberg

Mit Erfolg: Die Stimmung an diesem Abend lässt sich mit einem Wort beschreiben: Vorfreude. Die FPÖ ist wohl die einzige Partei, die sich angesichts der aktuellen Umfragewerte sowohl auf Landtags- als auch auf Nationalratswahl freut. Der Heimatherbst der FPÖ – ein Wahlkampfauftakt, ein Jahr vor den Wahlen. Zumindest für die 500 Gäste im vollen Gössersaal steht der Sieger schon fest: Herbert Kickl.

Nach dem Auftritt nahm sich Kickl Zeit für seine Fans: Jeder wollte ein Selfie mit dem Parteichef. <span class="copyright">VN/Rhomberg</span>
Nach dem Auftritt nahm sich Kickl Zeit für seine Fans: Jeder wollte ein Selfie mit dem Parteichef. VN/Rhomberg
Gute Stimmung im Publikum. <span class="copyright">VN/Rhomberg</span>
Gute Stimmung im Publikum. VN/Rhomberg
Um 18 Uhr hat das lange Warten ein Ende.<span class="copyright"> VN/Rhomberg</span>
Um 18 Uhr hat das lange Warten ein Ende. VN/Rhomberg
Einige Besucher ließen sich zur Konfrontation mit den Demonstranten verleiten.<span class="copyright"> VN/Rhomberg</span>
Einige Besucher ließen sich zur Konfrontation mit den Demonstranten verleiten. VN/Rhomberg
Landtagsabgeordnete Nicole Hosp begrüßt ihren Parteichef.<span class="copyright"> VN/Rhomberg</span>
Landtagsabgeordnete Nicole Hosp begrüßt ihren Parteichef. VN/Rhomberg
Seine Anhänger weiß Kickl hinter sich. <span class="copyright">VN/Rhomberg</span>
Seine Anhänger weiß Kickl hinter sich. VN/Rhomberg