Israel will Sicherheitskontrolle

Netanjahu schließt längere Feuerpause im Gazastreifen aus.
tel aviv, gaza Israel will nach Ende des Kriegs mit der islamistischen Hamas die Verantwortung für die Sicherheit im Gazastreifen übernehmen. „Wir haben gesehen, was passiert, wenn wir sie nicht haben“, sagte Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu in einem Interview dem US-Sender ABC. „Denn wenn wir die Kontrolle über die Sicherheit nicht haben, wird der Terror der Hamas in einem Ausmaß ausbrechen, das wir uns nicht vorstellen können.“ Die israelischen Streitkräfte rückten einen Monat nach dem von Hamas-Terroristen verübten Massaker am 7. Oktober tief in den Küstenstreifen am Mittelmeer vor. Bodentruppen seien bereits in der Stadt Gaza im Einsatz, hieß es. Die Streitkräfte teilten nach den Angaben den Gazastreifen in zwei Hälften und kreisten die Stadt vollständig ein. Im Gazastreifen mit etwa 2,2 Millionen Menschen droht ein intensiver Häuserkampf.
Eine längere Feuerpause schloss Netanjahu vorerst aus. „Ohne die Freilassung der Geiseln wird es keine allgemeine Feuerpause im Gazastreifen geben“, sagte der Regierungschef zu ABC. „Was taktische Pausen angeht – eine Stunde hier, eine Stunde dort – können wir die Umstände prüfen, um humanitäre Güter hineinzubringen und einzelne Geiseln herauszubringen.“
70 Prozent vertrieben
Seit Beginn des Kriegs sind im Gazastreifen nach UN-Angaben 70 Prozent der Bevölkerung vertrieben worden. Notunterkünfte seien teils mit dem Vierfachen ihrer Kapazität überbelegt. Die Zustände seien unmenschlich und verschlechterten sich jeden Tag weiter.
Der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Volker Türk, will in die Krisenregion im Nahen Osten reisen. Er werde sich unter anderem in Ägypten und Jordanien über die Menschenrechtssituation in der Region austauschen, teilte sein Büro mit. So werde sich der österreichische UN-Diplomat in Kairo mit dem Außenminister Ägyptens sowie Vertretern regionaler Organisationen und dem Generalsekretär der Liga der Arabischen Staaten treffen. Am Mittwoch will Türk den Grenzübergang Rafah zwischen dem Gazastreifen und Ägypten besuchen. Die UN-Menschenrechtsexpertin Francesca Albanese warnte vor einer weiteren Zuspitzung des Konflikts. Der Versuch Israels, die Hamas zu beseitigen, werde wahrscheinlich nur zu einer weiteren Radikalisierung führen und sei zudem rechtswidrig, sagte sie dem britischen „Guardian“. Die italienische Juristin ist Berichterstatterin des UN-Menschenrechtsrats über die Lage der Menschenrechte in den besetzten Palästinensergebieten. Die israelische Regierung wirft ihr vor, zugunsten der Palästinenser voreingenommen zu sein.
Gefechte in Grenzregion
Unterdessen reißen die Gefechte an der Demarkationslinie zwischen Israel und dem Libanon nicht ab. Das israelische Militär griff eigenen Angaben zufolge mutmaßliche Terroristen im Libanon an. Aus UN-Kreisen hieß es, dass das Militär Außenbezirke des libanesischen Nakura beschossen habe. Dort befindet sich auch das Hauptquartier der UN-Beobachtermission Unifil. Seit Beginn des Gaza-Kriegs hat sich die Lage in dem Grenzgebiet zugespitzt. Bei Gefechten zwischen der israelischen Armee und der proiranischen Hisbollah gab es auf beiden Seiten Tote, darunter auch Zivilisten. Die Hisbollah hat Verbindungen zu den Hamas.