Bald wird (fast) täglich geturnt

Politik / 13.12.2023 • 19:00 Uhr
Seit zehn Jahren wird über die tägliche Turnstunde gesprochen. <span class="copyright">APA</span>
Seit zehn Jahren wird über die tägliche Turnstunde gesprochen. APA

Landesrätin Rüscher kündigt tägliche Bewegungseinheit in allen Schulen an.

Darum geht’s:

  • Die tägliche Bewegungseinheit wird auf alle Kindergärten und Pflichtschulen in Vorarlberg ausgeweitet.
  • In Vorarlberg gibt es zwei Pilotregionen zur täglichen Bewegungseinheit.
  • Die Bewegungseinheit wird von externen Trainern betreut und von den Sportvereinen unterstützt.

Bregenz Der Ursprung der täglichen Turnstunde findet sich in den Olympischen Spielen 2012 in London. Damals kehrten Österreichs Sportlerinnen und Sportler ohne Medaillen nach Hause. Kurz darauf war die Initiative „tägliche Turnstunde“ geboren und die Politik nahm den Ball dankend auf. Ein Jahr später fixierte die damalige Bildungsministerin Claudia Schmied die tägliche Turnstunde in Ganztagsschulen. Bis alle Schulen davon profitierten, dauerte es allerdings lange – und es dauert immer noch. In Vorarlberg wird im Herbst allerdings ein großer Schritt in die Richtung gemacht. Die tägliche Bewegungseinheit wird auf alle Kindergärten und Pflichtschulen ausgeweitet, erklärt Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher.

Projekte wie diese werden häufig in Pilotregionen gestartet. So geschehen auch bei der täglichen Bewegungseinheit. Mit je 300.000 Euro aus dem Bundes- und Landesbudget gibt es in Vorarlberg zwei Pilotregionen zur täglichen Bewegungseinheit. Im Bregenzerwald und im Walgau nehmen zwei Mittelschulen, 22 Volksschulen und 22 Kindergärten teil. Im kommenden Herbst sollen alle Kindergärten und Pflichtschulen eingeladen werden. „Wir verhandeln gerade mit dem Bund über die Finanzierung“, erläutert Rüscher. 500.000 Euro sind im Landesbudget reserviert. „Wir rechnen nicht damit, dass alle Schulen mitmachen, aber wenn wir in naher Zukunft die Hälfte aller Kinder erreichen, ist es ein Erfolg.“

Eine lange Einheit

Die tägliche Bewegungseinheit ist ein Eingriff in den Stundenplan. Deshalb muss das komplette Schulforum zustimmen, bevor die Stunde eingeführt werden kann. Im Kindergarten bedeutet eine tägliche Bewegungseinheit eigentlich eine intensive Einheit pro Woche. Da soll nämlich eine zusätzliche dreistündige Einheit angeboten werden, die ein Trainer gemeinsam mit einer Pädagogin betreut. „Im Kindergarten sollten sich die Kinder sowieso jeden Tag bewegen“, erklärt Rüscher. Die Einheit soll zusätzlich dazu beitragen.

In den ersten beiden Volksschulklassen soll zu den drei aktuellen Turnstunden eine vierte Stunde eingeführt werden, in der dritten und vierten Klasse wird von zwei auf vier Stunden aufgestockt. Die fünfte Stunde – damit die Woche voll ist – soll dann außerhalb der Schule absolviert werden, auf dem Schulweg zum Beispiel.

Dass die Schulen von Personalsorgen geplagt werden, ist allgemein bekannt. Die Bewegungseinheit wird deshalb von einem externen Trainer betreut. Vorarlbergs Sportvereine stellen Trainer zur Verfügung, die bei einem der drei Dachverbände Sportunion, ASVÖ und ASKÖ angestellt werden. „Wir werben bei den Vereinen für die Trainer“, betont sie.

Rüscher hofft, dass die tägliche Bewegungseinheit demnächst bundesweit ausgerollt und damit auch aus dem Bundestopf finanziert wird. Diesen Wunsch teilt sie mit den Sportreferenten der anderen Bundesländer. Bis dahin startet Vorarlberg. Ob daraus mehr Olympiamedaillen entstehen, wird sich aber erst in ein paar Jahren zeigen.