Pensionsalter für Frauen bedeutungslos

Viele Frauen müssen über die gesetzlichen 60 Jahre hinaus arbeiten: Sonst bleibt viel zu wenig übrig.
SCHWARZACH. Im internationalen Vergleich gehen die Leute in Österreich sehr früh in Pension. Daran hat ein Bericht der OECD, der „Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung“, gerade wieder erinnert. Auffallend dabei ist jedoch, dass Frauen länger arbeiten, als es gesetzlich vorgesehen wäre. Noch liegt diese Grenze in deren Fall bei 60 Jahren. Im Durchschnitt gehen Frauen jedoch mit 60,5 Jahren in Pension. Das bestätigen auch aktualisierte Daten des Sozialministeriums für Vorarlberg.
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Woran liegt das? Warum tun sie das? „Für manche Frauen ist es dringend notwendig, damit sie ein Pensionseinkommen erreichen, das auch nur annähernd existenzsichernd ist“, erklärt Lea Putz-Erath von der Frauenberatungsstelle „Femail“. In der Regel bleiben sie dennoch weit entfernt von dem, was Männer bekommen. Genauer: Bei Frauen ist die durchschnittliche Alterspension im Land mit rund 1100 Euro pro Monat fast nur halb so hoch wie bei Männern (2100 Euro). Bezeichnend ist, dass auch Bezieher der Mindestpension überwiegend weiblich sind.
Ingrid Andres, eine Kollegin von Putz-Erath, sieht ein weiteres Motiv, das auf einen gewissen Zwang hindeutet: Es gibt auch Frauen, die länger arbeiten müssen, um Versicherungsmonate zu sammeln, wie sie betont. Bei diesen Frauen würden etwa „lange Familienphasen“ eine Rolle spielen. Damit gemeint sind Zeiten, in denen sie sich beruflich ganz Haushalt und Familie gewidmet haben und die nur begrenzt für die Pension angerechnet werden.

Bei einer dritten Gruppe, die die Expertinnen eruieren, ist auch Freiwilligkeit im Spiel, den Pensionsantritt hinauszuschieben: „Diese Frauen möchten gerne weiter berufstätig sein, weil sie zum Beispiel erst spät zu ihrer Wunschtätigkeit gefunden haben, schlichtweg Freude daran haben und auch die finanziellen Vorteile sehen.“
Bei den Männern ist vieles anders. Sie gehen zwar später in Pension, recht konstant aber um rund zwei Jahre vor dem gesetzlichen Pensionsalter von 65 Jahren, das für sie gilt. Hier ändert sich wenig bis nichts: Seit Jahren beträgt das durchschnittliche Zugangsalter zur Alterspension in ihrem Fall rund 63. Und das, obwohl immer wieder von der Notwendigkeit gesprochen wird, das tatsächliche an das gesetzliche Pensionsalter heranzuführen. Sprich: Alle bisherigen Ankündigungen haben zu nichts geführt.

„Der Staat sollte insbesondere mit steuerlichen Anreizen gegensteuern“, findet Dénes Kucsera von der wirtschaftsliberalen Denkfabrik „Agenda Austria“: Sowohl bei Arbeitnehmern als auch bei Unternehmen könnte das dazu beitragen, über den frühestmöglichen Zeitpunkt für eine Pensionierung hinauszugehen.
„Auch viele ältere Menschen würden gerne länger arbeiten, wenn es entsprechende Anreize gäbe“, ist Kucsera überzeugt. „Unser Vorschlag: Für jene Menschen, die bereits in Ruhestand sind, sollte es finanzielle Anreize geben, dennoch ihre Arbeitskraft weiter einzubringen. Wer nach dem Erreichen der Alterspension weiter arbeitet, sollte lediglich Krankenversicherungsbeiträge zahlen.“