Mankeeping
Mit welchem Bettel Frauen in der Pension abgespeist werden, ist wirklich skandalös. Werner Huber, ehemaliger VP-Abgeordneter, meint zwar im VN-Sommergespräch, die Pensionen in Vorarlberg wären eine gute Absicherung. An die Pensionistinnen, die mit durchschnittlich 1.333 Euro bis ans Monatsende kommen müssen, hat der Pensionistenvertreter dabei nicht gedacht. Das Gendern bzw. Nicht-Gendern kann doch auch sehr entlarvend sein. Der Unterschied von 1.168 Euro auf eine durchschnittliche Männerpension kann zwar mit Teilzeitarbeit und niedrigeren Löhnen erklärt werden. Gerecht ist es dennoch nicht.
Die ÖVP müsste eigentlich ein schlechtes Gewissen haben. Schließlich trägt die Pensionsreform von Wolfgang Schüssel einen guten Teil dazu bei, dass der Pension Pay Gap so weit auseinanderklafft. Seit 2005 wird statt den 15 besten Einkommensjahren die lebenslange Durchrechnung als Bemessungsgrundlage herangezogen. Für Frauen mit ihren Teilzeit- und Karenzphasen bedeutet dies eine gravierende Kürzung ihrer Ansprüche. Die ÖVP wusste damals, wer die Hauptlast zu tragen hat.
“Für die Erziehung von Kindern und die Betreuung der Alten müssen sich alle zuständig fühlen.”
Gleichzeitig wurde mit Beginn 2024 das gesetzliche Pensionsalter für Frauen mit 65 Jahren auf jenes der Männer schrittweise angehoben. Das bringt besser verdienenden Frauen Vorteile, weil sie fünf gutbezahlte Jahre mehr vorweisen können. Vorausgesetzt, sie sind gesund und ihr Dienstgeber schätzt ihre Expertise. Tatsächlich aber arbeiten viele Frauen in schlecht bezahlten Jobs, die eben niedrig entlohnt werden, weil sie hauptsächlich von Frauen ausgeführt werden. Schließlich werden sie immer noch als Familienzuverdienerinnen betrachtet. Der Vorschlag von Huber, die zweite und dritte Säule zu forcieren, ist Hohn für diese Frauen. Wer mit einem Job kaum über die Runden kommt, dem bleibt nicht viel fürs Ansparen.
Vor der demografischen Entwicklung wird seit Jahren gewarnt, aber alle Parteien blieben untätig. Die jetzt zuständige Sozialministerin Korinna Schumann (SPÖ) fordert nun wieder einen „langen Atem“. Warum sich das verpflichtende Pensionssplitting trotz genereller Zustimmung aller Koalitionsparteien nicht im Regierungsprogramm findet, erklärt sie hingegen nicht. Wenn Paare sich die Betreuungsarbeit von Kindern und (Groß-)Eltern ungleich teilen, dürfen nicht nur die Frauen das finanzielle Langzeitrisiko tragen.
Die konservative Rollenverteilung zwischen Männern und Frauen hat zu den niedrigen Geburtenraten geführt. Geld kann die befürchteten Nachteile wegen Kindererziehung nicht wettmachen. Jede Form der Herdprämie ist daher kontraproduktiv. Ebenso wie der Druck zu mehr Vollzeitarbeit oder Malus-Systemen für Ehegattinnen von gutverdienenden Männern, wie es AMS-Chef Johannes Kopf jüngst vorgeschlagen hat. Für die Erziehung von Kindern und die Betreuung der Alten müssen sich alle zuständig fühlen: Frauen, Männer, der Staat und die Gesellschaft.
Unterdessen sollte uns ein neues Phänomen alarmieren: Junge Frauen scheuen inzwischen Verabredungen, weil sie das „Mankeeping“ so erschöpft, bei dem sie sich vermehrt um die sozialen und emotionalen Bedürfnisse ihrer Partner kümmern sollen. Anstatt deren schrumpfendes soziales Umfeld zu ersetzen, bleiben sie lieber Single. Eine Entscheidung, die viele Pensionistinnen glücklicherweise nicht getroffen haben. Ihnen soll ihre bereits geleistete Betreuungsarbeit von der Allgemeinheit besser vergütet werden. Die jungen Frauen heute wünschen sich, dass ihnen ein Teil ihrer Last abgenommen wird.
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