Diese österreichischen Verhältnisse wünschen sich deutsche Bauern

Politik / 09.01.2024 • 16:20 Uhr
Diese österreichischen Verhältnisse wünschen sich deutsche Bauern
Ralf Arnold kennt die Herausforderungen der Landwirte und hat Einblicke in die Situation in Österreich. VN/Rauch, BBV-Lindau

Viel Bürokratie stehe an der Bregenzerwälder Grenze geradlinigeren Prozessen gegenüber.

Scheidegg In Deutschland geht der Bauernverband aus Protest gegen die SPD-FDP-Grüne-Koalition auf die Straße. Oft genug blicken die Landwirte im Allgäu und Bodenseekreis neidisch über die Grenze. So auch ein Landwirt am Montag bei Hergensweiler, der auf seine Gespräche mit Hörbranzer Kollegen verwies.

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„Ein Punkt, der fühlbar eine Vereinfachung darstellt, ist die Bürokratie”, erklärt Ralf Arnold. Er ist Obmann des Kreisverbands Lindau des Bauernverbands, kandidiert für die CSU für den Landtag. Sein Hof ist in Scheidegg, gleich hinter der Grenze. Nicht zuletzt da er mit einer Vorarlbergerin verheiratet ist und sein Jungvieh im Bregenzerwald den Alpsommer verbringt, hat er etwas Einblick in den Alltag seiner österreichischen Kollegenschaft. „Man merkt wirklich in den Gesprächen, dass der Zugang leichter und der Bürokratieaufwand einfacher gehalten ist – gerade was die Buchhaltung und die Besteuerung betrifft, aber auch die Unterstützungsmaßnahmen”, fasst er zusammen.

In der Dokumentation verhaftet

Ein Beispiel sei das Düngen: “Wir in Deutschland müssen jede Düngung innerhalb von 48 Stunden dokumentieren”, erklärt der Landwirt. Dies umfasst, von was wieviel auf welche Fläche ausgetragen wurde. “Das ist ein zusätzlicher bürokratischer Aufwand, der mir in dieser Form aus Vorarlberg nicht bekannt ist.” Ein kleiner Familienbetrieb in Deutschland sieht sich auch oft strengeren Vorgaben in der Buchführung gegenüber als Österreicher bei gleichem Jahresumsatz. Hinzu komme die notwendige Beglaubigung durch einen Steuerberater. Für einen größeren Betrieb sei dies einfacher zu stemmen als für kleine Familienbetriebe. Aber die Grundaussage bleibe dieselbe, betont Arnold: “Wir Landwirte sind gern draußen bei unserem Vieh. Da ist unsere Arbeit, da fließt unser Herzblut hinein. Wenn man dann 40 Prozent der Arbeitszeit mit Dokumentation zubringt, wird man überproportional belastet”, klagt der Landwirtevertreter. “Wenn man auf seinem Hof gefühlt nicht vorwärtskommt und in der Dokumentation verhaftet ist, kommt Unmut auf.”

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Die Ursachen für diese Unterschiede seien natürlich nicht so einfach zu bestimmen, räumt der Bauernverbandsfunktionär ein. Dies liegt nicht nur an der Größe der beiden Länder, sondern auch an der Struktur der beiden Landwirtschaften. “Die kleineren Strukturen, die in Österreich vorherrschen, führen auch zu mehr Wertschätzung durch die Politik und Konsumenten”, vermutet Arnold. Sprich, viele Betriebe in Österreich sind viel kleiner als jene in Deutschland, damit aber auch persönlicher als große Unternehmen. Der durchschnittliche Milchviehbetrieb in Vorarlberg hat 18 Kühe. In Deutschland sind es 75, rechnet auch die Landwirtschaftskammer vor. Die kleineren Strukturen in Österreich im Vergleich zu Deutschland erleichtere wohl den Behörden die Koordination und erlaube mehr Überblick, was wiederum bürokratische Hürden reduzieren helfe.

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Und das österreichische Kammernsystem spiele wohl eine Rolle. “Dieses ist stärker in das Politspektrum integriert und versucht, die Probleme pragmatischer und alltagstauglicher zu lösen”, so der Eindruck bei den deutschen Nachbarn. In Deutschland ist der Bauernverband nicht ähnlich stark involviert, wie es etwa die in der Landwirtschaftskammer vertretenen Bauernbünde sind, obwohl beide den konservativen Parteien ÖVP und CDU/CSU nahestehen.

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