Fehlendes Heimpersonal wird auch im Krankenhaus zum Problem

Politik / 21.01.2024 • 13:00 Uhr
Mehr als 5000 Menschen arbeiten im Vorarlberger Pflegebereich. Es sollten wesentlich mehr sein. <span class="copyright">APA</span>
Mehr als 5000 Menschen arbeiten im Vorarlberger Pflegebereich. Es sollten wesentlich mehr sein. APA

An die 100 Patienten liegen in den Krankenhäusern, obwohl sie in ein Pflegeheim sollten.

Schwarzach Keine Branche kann derzeit von sich behaupten, von Fachkräften überrannt zu werden. Fachkräfte fehlen überall; dieser Befund ist längst allgemein bekannt. Viele offene Jobs, viele Pensionierungen, weniger junge Menschen, die die Personallücken füllen. Ein Bereich spürt diese demografische Entwicklung besonders. Die Pflegebranche kämpft nicht nur damit, dass weniger Junge auf mehr Pensionierungen treffen. Mit der Zahl der älteren Menschen im Land nimmt auch die Zahl der Menschen zu, die einen Pflegeplatz benötigen. Mittlerweile stehen landesweit 156 Betten leer, weil das Personal dafür fehlt. 90 weitere Betten fehlen momentan, weil Heime umgebaut werden. 237 Menschen warten derzeit auf einen Heimplatz in Vorarlberg.

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Die Landesregierung widmet sich schon länger diesem Problem. Ein „Masterplan Pflege“ soll helfen, die Situation zu entschärfen. Vor allem die Rekrutierung, die Qualifizierung und die Bindung von Personal stehen auf der Prioritätenliste ganz oben. Die Personalbindung ist ein Thema, das in der öffentlichen Diskussion oft zu kurz kommt. Im Jahr 2022 kam es im kompletten Pflegebereich zu 804 Neueintritten, dem gegenüber standen 794 Austritte. Insgesamt nahm der Personalstand also um zehn Personen zu. Von diesen Aus- und Eintritten war allerdings mehr als jeder dritte (37 Prozent) ein Wechsel innerhalb der Branche. Ein Viertel der neuen Pflegekräfte kam direkt aus der Ausbildung.

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Neue Pflegekräfte werden dringend benötigt. Zu den 156 wegen der Personalzahlen leer stehenden Betten gesellen sich 90 Pflegebetten, die wegen Umbauarbeiten in Heimen nicht zur Verfügung stehen, rechnet Soziallandesrätin Katharina Wiesflecker vor. 46 dieser Betten sind unerwartet dazugekommen. „Das Haus am See hat uns ein großes Loch reingerissen. Es war klar, dass es saniert werden musste. Aber dass es so stark sanierungsbedürftig ist, dass man es komplett schließen musste, war nicht zu erwarten.“ Die fehlenden Betten in Pflegeheimen führen dazu, dass in Krankenhäusern Betten belegt sind, erläutert Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher. „Fünf bis sieben Prozent der rund 1500 Betten sind mit Patienten belegt, die eigentlich entlassen werden könnten.“ Das sind also immer rund 60 bis 110 Betten. Da seien zwar auch Patienten dabei, die aus verschiedenen Gründen noch nicht nach Hause können. Aber großteils handelt es sich um Patienten, die einen Platz im Pflegeheim benötigen.

Um diesen Engpass im Transfer zwischen Krankenhaus und Heimen zu schließen, planen die Landeskrankenhäuser, Übergangspflegestationen einzuführen. Eine dürfte in Bregenz gebaut werden, derzeit steht eine zweite Station zur Diskussion. „Wie viele es am Ende sind, sollte sich im Sommer herausstellen. Derzeit wird im Rahmen des Strukturdialogs darüber diskutiert“, betont Rüscher.

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Auch die Teilzeitquote macht den Heimen und Krankenhäusern zu schaffen. Auf 4225 Vollzeitstellen im Vorarlberger Pflegebereich kommen 5891 Pflegekräfte. „Alle Institutionen bemühen sich, das Stundenausmaß nach oben zu bekommen“, erläutert Wiesflecker.

Die Landesregierung hofft, mit verstärkter Ausbildung den drohenden Pflegenotstand abzuwenden. Allein im Vorjahr haben 462 Personen eine Pflegeausbildung begonnen, sagt Wiesflecker. Und das sei eine positive Botschaft.