Hundehalter müssen bald die Schulbank drücken

Politik / 06.02.2024 • 18:22 Uhr
Johannes Rauch mit seiner Hündin Goya. Er hat kürzlich sein neues Tierschutzpaket präsentiert. <span class="copyright">Sozialministerium/Dorfegger </span>
Johannes Rauch mit seiner Hündin Goya. Er hat kürzlich sein neues Tierschutzpaket präsentiert. Sozialministerium/Dorfegger

Tierschutzpaket der Bundesregierung sieht verpflichtende Kurse für alle Hundehalter vor.

Darum geht’s:

  • Hundebesitzer müssen Schulungen absolvieren.
  • Neue Regeln für Kampfhunde und Schutzhunde.
  • Neue Novelle beendet Qualzucht und erfordert Kurse für exotische Tiere.

Schwarzach, Wien Als stolzer Hundehalter und zuständiger Minister sei ihm das Wohl der Haustiere ein besonderes Anliegen, beginnt Tierschutzminister Johannes Rauch seinen parteiinternen Newsletter – um danach sein Tierschutzpaket präsentieren zu können. Für Hundebesitzer bringt das neue Gesetz eine kräftige Änderung: Sie müssen bald wieder die Schulbank drücken.

Neue Regeln für Kampfhunde

Die Bundesregierung hat sich auf neue Regeln zum besseren Schutz von Heimtieren geeinigt. Immer wieder habe es in der Vergangenheit gefährliche Angriffe von Hunden auf Menschen gegeben. Eine besondere Gefahr gehe dabei von jenen Hunden aus, die von ihren Halterinnen und Haltern absichtlich scharf gemacht werden, sagt Rauch. Damit sei nun Schluss. Sowohl die Tiere als auch Halterinnen und Halter sowie Trainerinnen und Trainer müssen Prüfungen absolvieren, ansonsten ist jedes Beiß- und Angriffstraining verboten. Diese Regel gilt österreichweit. Ausgenommen sind Diensthunde des Bundes, also der Polizei, des Zolls und des Bundesheeres.

Wesensprüfung erforderlich

Für alle Hunde, die als Schutzhunde ausgebildet werden, ist auch eine verpflichtende Wesensprüfung erforderlich sowie ein veterinärmedizinisches Attest. Das Mindestalter der Hunde liegt bei zwölf Monaten. Für Halterinnen und Halter wird ebenfalls eine Qualitätssicherung im Rahmen einer Prüfung eingeführt.

Hundetrainerin Désirée Alge. <span class="copyright">VN</span>
Hundetrainerin Désirée Alge. VN

Désirée Alge ist froh, dass man verantwortungsbewusster mit dem Thema umgehen möchte, erzählt sie den VN. Sie ist Hundetrainerin in Dornbirn. Hunde sowie deren Besitzer sind ihr also nicht fremd. Es gebe leider viele Menschen, die sich einen Listenhund anschaffen, da sie ihn optisch gut fänden und es mögen, dass andere Respekt vor dem Hund haben. Dass Besitzer und Hunde beim Beiß- und Angriffstraining Prüfungen absolvieren müssen, befürwortet sie. „Ein Hund in Schutzausbildung in ungeübten Händen kann schon gefährlich sein.”

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Ende der Qualzuchten

Mit der neuen Novelle soll auch der Qualzucht ein Ende gesetzt werden. Die Tiere aus einer solchen Zucht kämpfen oft mit schweren Gesundheitsproblemen wie zu kurzen Schnauzen, ständiger Atemnot oder kaputten Gelenken. „Wir richten eine Qualzucht-Kommission ein”, kündigte Rauch an. „Sie wird die Merkmale von Qualzucht nach streng wissenschaftlichen Standards festlegen. Denn bei der Qualzucht, das wissen wir, steckt der Teufel sehr im Detail.” Neu ist auch eine verpflichtende Ausbildung für die Haltung von exotischen Tieren und Hunden.

Der Minister ist stolz auf sein Tierschutzgesetz.
Der Minister ist stolz auf sein Tierschutzgesetz.

Das heißt, alle Personen, die einen Hund halten wollen, müssen davor einen Kurs besuchen. Er besteht aus vier Stunden Theorie und einem zweistündigen Praxisteil. Für bestehende Hundehalter wird es eine Übergangsregelung geben. Wie die aussieht, muss erst noch per Verordnung festgelegt werden, erklärt eine Sprecherin von Minister Rauch. Das Ministerium werde dann informieren, sobald die Kurse gebucht werden können. „Ziel der Kurse ist es, auch erfahrenen Tierhaltern aktuelles, gut anwendbares Wissen an die Hand zu geben – davon können Mensch und Tier profitieren.” Das gilt dann auch für Johannes Rauch mit seiner Goya.

„Hängt nicht von der Größe ab”

Für Hundetrainerin Alge ist es erfreulich, dass nicht mehr jeder einfach so die Möglichkeit bekommt, wenn er einen Hund haben möchte. Besonders bei angehenden Besitzern ohne Erfahrung sei der Kurs wichtig, betont sie. Allerdings könnten auch erfahrene Besitzer etwas dazulernen. „Klar gibt es Hunde, die einfacher zum Halten sind oder auch mehr verzeihen”, sagt Alge. Aber das hänge nicht zwingend von der Größe des Tieres ab. Nach dem Motto „der braucht eh nicht so viel”, würden einige Menschen die Bedürfnisse kleiner Hunde herunterspielen. „Das ist aber nicht der Fall, da es auch kleine Rassen gibt, die mehr brauchen, als gewisse größere Hunde”, erläutert die Hundetrainerin.

Alge: „Es gibt auch kleine Rassen, die mehr brauchen, als gewisse größere Hunde."
Alge: „Es gibt auch kleine Rassen, die mehr brauchen, als gewisse größere Hunde."

Wie viel Hunde und Hundebesitzer in Vorarlberg leben, ist schwer herauszufinden. Eine zentrale Statistik gibt es nicht, jede Gemeinde hebt für sich Hundesteuer ein. Und auch aus dem Steueraufkommen lässt sich die Zahl der Hunde nicht errechnen – die Steuer ist unterschiedlich hoch. Allerdings gibt sie einen Anhaltspunkt. Und der sagt: In Dornbirn dürfte es am meisten Hunde geben. Denn mit 126.000 Euro hat Dornbirn im Jahr 2021 am meisten Hundesteuer eingenommen, gefolgt Feldkirch mit 103.000 Euro und Bregenz mit 56.000 Euro. Laut Statistik Austria gibt es 169.800 Haushalte mit Haustieren in Vorarlberg. Davon lebt in zehn Prozent zumindest ein Hund – das wären dann 16.980 Haushalte.

Gantner gegen die Kurse für alle

Auf sie alle kommt mit dem Kurs eine Neuerung zu. Geht es nach Vorarlbergs Tierschutzlandesrat Christian Gantner, geht das einen Schritt zu weit. Er befürwortet zwar die Intention des Gesetzes – nämlich die Verbesserung des Tierschutzes. Aber: „Wichtig ist, dass es nicht zu Überregulierungen und überbordender Bürokratie kommt. Von jedem Hundehalter einen Sachkundenachweis zu verlangen, halte ich nicht für praxistauglich.” Rauch sieht es anders. In seinem Newsletter an die Partei ist er überzeugt: „Ich freue mich, dass ich tierisch gute Nachrichten für unsere vierbeinigen Lieblinge habe.” Das Gesetz soll im April im Nationalrat behandelt werden.