Mehr Zeit für Familie und Sport

Politik / 07.03.2024 • 17:35 Uhr
Homestory und PortrŠt von Gabi Sprickler-Falschlunger zum Weltfrauentag
Mußestunden auf der Terrasse: Gabi Sprickler-Falschlunger weiß sie zu schätzen. VN/Steurer

SPÖ-Ikone Gabi Sprickler-Falschlunger weiß das Leben als Privatperson durchaus zu genießen.

Dornbirn Gabi oder doch lieber Gabriele? „Gabi!“, kommt es bestimmt. „Gabriele hat nur mein Vater gesagt, wenn es ernst wurde.“ Gabi Sprickler-Falschlunger (67) nimmt der Erinnerung mit einem Schmunzeln die Schärfe. Widrigkeiten konnten sie nie davon abhalten, zu tun, was sie für wichtig hielt. Dazu gehörte unter anderem das Eintreten für Frauenrechte. Dafür wurde Gabi Sprickler-Falschlunger unlängst mit dem 1. Vorarlberger Frauenpreis ausgezeichnet. Sie rechnete mit vielem, aber nicht damit, ihn zu bekommen. „Ich wusste, dass ich nominiert war, habe aber trotzdem vergessen, mich für den Abend anzumelden, weil ich nicht sicher war, im Land zu sein“, erzählt sie. Sprickler-Falschlunger freut sich über die rosa Skulptur, die zwischen Büchern einen Ehrenplatz gefunden hat. Noch etwas konnte sie mitnehmen, nämlich die Zusicherung, eine Anlaufstelle für kostenfreie bzw. günstige Verhütung im Land zu schaffen. „Martina Rüscher und Katharina Wiesflecker haben mir das vor über 400 Frauen zugesagt“, bemerkt die Frauenpreisträgerin. Das Preisgeld von 4000 Euro wird in diese Anlaufstelle fließen.

Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Youtube angezeigt.

Homestory und PortrŠt von Gabi Sprickler-Falschlunger zum Weltfrauentag
In der Familie von Gabi Sprickler-Falschlunger und Johannes Rauch hat auch ein Vierbeiner Platz.

Offenheit praktiziert

In Wien gibt es bereits solche Einrichtungen. Geführt werden sie vom Österreichischen Verein für Familienplanung. „Sie haben dort sogar Frauen aus dem Burgenland und Niederösterreich, weil die Reise billiger ist als eine Spirale“, unterstreicht Gabi Sprickler-Falschlunger die Bedeutung kostengünstiger Maßnahmen zum Schutz vor ungewollten Schwangerschaften. Sie selbst kam auch einmal in diese Situation, ließ einen Abbruch durchführen und bekannte sich dazu, als die Diskussion um die Zulassung von Abtreibungen im LKH Bregenz überkochte. Die durchwegs positiven Reaktionen in der Öffentlichkeit erstaunten Sprickler-Falschlunger nicht: „Es gab so viele Frauen, die Abtreibungen hatten, aber mit niemandem offen reden konnten.“ Sie betont: „Ich würde es in der Situation, in der ich damals steckte, wieder tun.“

Homestory und PortrŠt von Gabi Sprickler-Falschlunger zum Weltfrauentag
Auch Gabi Sprickler-Falschlunger geht es mit der Gleichstellung zu langsam.

Die Bilanz, was Gleichstellung und Gleichberechtigung angehen, fällt hingegen auch bei Gabi Sprickler-Falschlunger nüchtern aus. Es sei schon etwas weitergegangen, auf den Zeitraum bezogen, jedoch sehr wenig. „Ginge eine technische Entwicklung so langsam voran, müsste man sich um die Wirtschaft sorgen“, flicht sie ironisch ein. Vorarlberg sieht sie noch einmal ein Stück anders, was auch mit der Katholischen Kirche zusammenhänge, die das Frauenbild massiv geprägt habe. „Ein Verwandte, die fünf Kinder hatte und sonst ein liberaler Mensch war, fuhr 1973 nach Wien um zu beichten, dass sie die Pille nimmt“, könnte Sprickler-Falschlunger viele solcher Geschichten erzählen. Oder: Als sie 2000 mit einigen Frauen ein Gesundheitszentrum gründete, war Gendermedizin ein Fremdwort. Nachsatz: „Jetzt ist sie in aller Munde.“ Das fam gibt es indes schon lange nicht mehr.

Homestory und PortrŠt von Gabi Sprickler-Falschlunger zum Weltfrauentag
Offen erzählt die langjährige SPÖ-Vorsitzende von eigenen Erlebnissen, die sie als Frau prägten.

Querelen als „furchtbar“ erlebt

Ihre politische Heimat war stets die SPÖ. In die Partei trat Gabi Sprickler-Falschlunger aber erst mit 40 ein. Der Beruf als Ärztin und ihre politische Tätigkeit verlangten der Familie viel ab. „Als Frau hat man immer ein schlechtes Gewissen.“ Zum Glück habe sie einen Mann gehabt, der schon 1992, nach der Geburt der Tochter, die Karenz mit ihr teilte. Er gehört trotz Trennung immer noch zu den „sehr vertrauten Personen.“  An der Politik ist Sprickler-Falschlunger aber auch gewachsen. „Man wird kompromissbereiter, anerkennt, dass nicht nur andere Fehler machen“, rekapituliert sie. Als „ganz furchtbar“ erlebte sie jedoch die Querelen innerhalb der Landespartei. Aus Loyalität den Leuten gegenüber, die in der Partei arbeiten, hat sie in der schlimmsten Phase noch einmal den Parteivorsitz übernommen. Jetzt sieht sie die Landes-SPÖ auf einem guten Weg: „Mario Leiter ist ein sozialer Mensch, und wir haben sehr starke Frauen. Diese Kombination halte ich für sehr gut.“

Homestory und PortrŠt von Gabi Sprickler-Falschlunger zum Weltfrauentag
Gabi Sprickler-Falschlunger ist jetzt auch öfter im Küchenbereich der Wohnung zu finden.

Ein neues Leben

Inzwischen ist Gabi Sprickler-Falschlunger mehr oder minder Privatperson. Sie fühlt sich wohl in dieser Rolle, der Abschied als Hausärztin nagt allerdings noch an ihr: „Ich vermisse die Ordination.“ Gleichzeitig ist sie froh, mit Tobias Gmeiner einen „super Nachfolger“ gefunden zu haben. Dafür freut sie sich auf mehr gemeinsame Zeit mit ihrem Mann Johannes Rauch. Seit über 10 Jahren sind sie ein Paar, seit zwei Jahren verheiratet. Rauch wird bei den Nationalratswahlen im Herbst definitiv nicht mehr für die Grünen ins Rennen gehen. Bis dahin hält sich seine Frau mit Sport fit. „Ich leiste mir zweimal die Woche einen Personaltrainer, habe mit dem Radfahren begonnen und viel mehr Zeit für Familie, Verwandtschaft und Freundinnen“, zählt Gabi Sprickler-Falschlunger die positiven Seiten ihres neuen Lebens auf. Sie wirkt dabei abgeklärt und ganz zufrieden.

Homestory und PortrŠt von Gabi Sprickler-Falschlunger zum Weltfrauentag
Der Frauenpreis hat einen gut einsehbaren Platz im Bücherregal gefunden.