Zahl der Deutschförderklassen schnellt in die Höhe
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STERREICH: ++ THEMENBILD ++ Illustration zum Thema “Schule / Deutschklasse / Deutschfrderklasse: Mit dem neuen Schuljahr starten auch die separaten Deutschfrderklassen. In den Deutschfrderklassen wird 15 bis 20 Wochenstunden nach eigenem Lehrplan Deutsch unterrichtet. In Fchern wie Zeichnen, Musik oder Turnen findet der Unterricht allerdings gemeinsam mit Schlern der Regelklasse statt. […]](/2024/04/ABD0023-20181008-1-768x542.jpg)
Ukraine und Familiennachzug: Immer mehr Deutschförderklassen in Vorarlbergs Schulen.
Schwarzach Wenn Männer aus Kriegsgebieten wie Syrien alleine nach Europa fliehen, möchten sie in der Regel nicht für immer alleine sein. Sobald sie den Asylstatus erhalten, dürfen sie ihre Familien nachholen. Derzeit geschieht das häufiger, wie aktuelle Zahlen zeigen. Das stellt das Schulsystem und die Elementarpädagogik vor eine Herausforderung, schließlich sind in den vergangenen zwei Jahren auch viele ukrainische Familien in Vorarlberg gelandet. Die Zahl der Deutschförderklassen ist deshalb in die Höhe geschnellt.
Neue Einreisen und Zusammenführungen
In Vorarlbergs Grundversorgung werden derzeit rund 3200 Menschen versorgt. Knapp die Hälfte davon sind Kriegsvertriebene aus der Ukraine, die anderen sind Asylwerberinnen und Asylwerber. Erhalten sie Asyl, haben sie drei Monate Zeit, einen Antrag auf Familiennachzug zu stellen. Wird der Antrag genehmigt, bleiben für die Familie vier Monate, um nach Österreich zu kommen. “Kamen in den Jahren 2015 bis 2019 und dann 2021 bis 2023 fast ausschließlich Männer nach Österreich, so ist nunmehr eine große Anzahl an Familiennachzug festzustellen. Aber auch komplette Familien suchen verstärkt um Asyl an”, erklärt ein Sprecher von Landesrat Christian Gantner. Während Zusammenführungen hauptsächlich in syrischen Familien geschehen, stammen Familien, die vollzählig einreisen, meistens aus kurdischen Gebieten in der Türkei. “Die wachsenden Zahlen beim Familiennachzug stellen eine neue Herausforderung in allen Bereichen dar, zumal auch die in den letzten Jahren aufgebaute Quartiersstruktur umgestellt werden muss.” Diese sei nämlich großteils auf Männer ausgelegt worden.
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In der Elementarpädagogik sei der Druck bereits hoch, das Schulsystem sei derzeit aber noch in der Lage, damit umzugehen, betont das Land. Laut Auskunft der Bildungsdirektion sind heuer schon 800 Kinder mehr in den Pflichtschulen als im vergangenen Schuljahr. “Diese Steigerung ist sicher nicht nur auf Geburten zurückzuführen”, erklärt Monika Steurer von der Bildungsdirektion. “Ein Gutteil stammt sicher aus Familienzusammenführungen und Zuwanderung.” Ein Blick auf die Kinder mit syrischer Staatsbürgerschaft: An Volksschulen sind rund 220 Kinder, die im aktuellen Schuljahr erstmals in der Schule sind. Darunter befinden sich welche, die zuvor im Kindergarten waren, aber auch welche, die neu zugezogen sind. An Mittelschulen sind es ca. 70 Schülerinnen und Schüler, am Poly zehn. Sie dürften alle durch Familienzusammenführungen neu ins Land gekommen sein.
Viel mehr Deutschförderklassen
Das Resultat davon: Vor sechs Jahren sind in Österreich Deutschförderklassen eingeführt worden. Vorarlberg startete mit zehn solchen Klassen. Erstmals stark gestiegen ist die Zahl, als ukrainische Familien nach dem russischen Angriff fliehen mussten – jetzt steigt die Zahl erneut. Mittlerweile gibt es in Vorarlberg 63 Deutschförderklassen. “Momentan können wir es abdecken. Aber an einzelnen Standorten – besonders im Ballungsraum – bedeutet der Zuzug durchaus eine Herausforderung”, erklärt Steurer. “Es wird knapp. Der Lehrermangel ist jedoch ein generelles Problem.”
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Dass die Zahlen von Familien aus Syrien plötzlich steigen, ist für Lukas Gahleitner-Gertz von der Asylkoordination keine Überraschung. “Wir hatten im Jahr 2022 sehr viele Anträge, nämlich 110.000. Die Behörden haben sich damals auf jene konzentriert, die nicht aussichtsreich sind, also vor allem Inder, Tunesier und wo weiter. Die aussichtsreichen Fälle, speziell Syrer, sind liegengeblieben.” Diese Fälle seien vergangenes Jahr aufgearbeitet worden. 14.000 Anträge auf Einreisegestattungen – also auf Familienzusammenführung – seien darauf gestellt worden. 10.600 wurden genehmigt, 9180 Personen reisten schließlich auch ein – davon zwei Drittel Kinder, ein Drittel Frauen. Sie fokussieren sich vor allem auf Wien, die zweithöchste Zahl an Asylberechtigten im Vergleich zu den Einwohnern hat Vorarlberg. “Wir reden von 6000 Kindern in Österreich pro Jahr. Nicht die Zahl ist das Problem, sondern die Verteilung”, ist Gahleitner-Gertz überzeugt.
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Insgesamt seien im Vorjahr 16 Prozent der Asylanträge zu Familiennachzug gewesen, heißt es aus dem Innenministerium. Und weiter: “Für 2024 ist wieder ein Rückgang auf das normale Niveau zu erwarten.” Davon geht auch Gahleitner-Gertz aus – allerdings aus einem anderen Grund. Mittlerweile wird Syrern vermehrt lediglich subsidiärer Schutz zugesprochen. Und mit diesem Status muss man drei Jahre warten, bis ein Antrag auf Familienzusammenführung gestellt werden kann.