Weniger Urlaub, andere Verträge: “Einige Pädagoginnen sind nicht zufrieden”

Die Kinderbetreuung sorgt in den Jagdberg-Gemeinden für Aufregung: Der Spielraum sei nicht mehr so groß wie bisher, sagt Bürgermeister Wolfgang Lässer.
Schlins Andere Arbeitszeiten, neue Urlaubsmodelle, unterschiedliche Verträge im gleichen Team: Es herrscht Unruhe in den Kinderbildungs- und -betreuungseinrichtungen der Jagdberg-Gemeinden. „Das alles zu verdauen ist nicht einfach“, zeigt der Schlinser Bürgermeister Wolfgang Lässer mit Blick auf die Pädagoginnen Verständnis. Er selbst war einst Volksschullehrer: „Wenn man mir gesagt hätte, dass ich von neun Wochen Sommerferien drei aufgeben muss, hätte ich keine Freude gehabt.“
Zusammenschluss in der Jagdberg-Region
Die Gemeinden Düns, Dünserberg, Röns, Satteins, Schlins und Schnifis haben sich zusammengeschlossen, um ein ganztägiges Betreuungsangebot zu schaffen. Der gesetzliche Versorgungsauftrag erhöht den Druck. Seit dem aktuellen Kindergartenjahr müssen Gemeinden für alle Drei- bis Fünfjährigen ganzjährig einen Betreuungsplatz zur Verfügung stellen. 2024/25 soll es für alle Volksschulkinder, die es brauchen, ein Angebot am Nachmittag geben. 2025/26 sind die Zweijährigen mit einer Möglichkeit von mindestens fünf Stunden pro Tag am Zug. „Für die kleinen Gemeinden wäre es kaum möglich, den Versorgungsauftrag zu erfüllen”, sagt Lässer. Auch die größeren der Jagdberg-Gruppe hätten sich schwer getan, ist der Bürgermeister überzeugt. Er ist Obmann des gemeindeübergreifenden Kindergartenverbands.

“Liebgewonnenes bricht weg”
Nun gehe es darum, das Personal zu halten. „Einige Mitarbeiterinnen sind mit der aktuellen Situation nicht zufrieden. Das liegt hauptsächlich daran, dass ihnen Liebgewonnenes wegbricht.“ Zum einen sei die Vorbereitungszeit im neuen Gesetz strikter geregelt. Lag diese einst bei mindestens 16 Stunden, sei sie nun mit maximal 16 Stunden oder 35 Prozent der wöchentlichen Öffnungszeit limitiert. Hinzu komme, dass sich die Jahresarbeitszeit anders verteile. Im Sommer gebe es weniger freie Zeit, dafür unterjährig einen anderen Spielraum.
Keine Gleichbehandlung im Team
Kritisch sieht Lässer auch die „bunte Mischung an Verträgen“: „Eine Gleichbehandlung ist momentan nicht wirklich gegeben. Wir haben neue Mitarbeiterinnen, die mit 100 Prozent Jahresarbeitszeit und dem gesetzlich vorgegebenen Urlaub angestellt sind. Die Mehrheit, die schon länger bei uns arbeitet, hat hingegen zusätzlich zum Urlaub drei und mehr Wochen frei. Auch wenn diese zusätzlichen freien Wochen zuvor hereingearbeitet werden, sind sie für viele von großer Bedeutung.“ Die Ungleichheit tue den Teams nicht gut und mache es schwierig, den gesetzlichen Versorgungsauftrag zu erfüllen, vor allem in den Ferienwochen.

Weniger Zeit für freie Zeit
Der Kindergartenverband kläre gerade, ob man in bestehende Verträge eingreifen könne. „Unsere Informationen besagen aber, dass dies möglich ist.“ Gleichzeitig sei man bemüht, im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben Lösungen zu finden. „Der Spielraum für die zusätzliche freie Zeit ist aber nicht mehr so groß wie bisher“, hält der Bürgermeister fest. Er rechnet aber ein Beispiel vor, wie es funktionieren könnte: Eine Mitarbeiterin könnte etwa 32 Wochenstunden angestellt sein und über 32 Wochen je zwei Stunden mehr arbeiten. Daraus würden 64 Mehrstunden für einen zweiwöchigen Zeitausgleich entstehen.

Von Düns nach Satteins
Flexibilität ist auch bei den Eltern gefragt. „Im Verband schauen wir, wie wir ihren Wünschen nachkommen können.“ Sei der erforderliche Bedarf für ein Kind in Düns etwa nicht zu decken, könne es eine Einrichtung in Satteins oder Schlins besuchen. Für die anstehende Nachmittagsbetreuung von Volksschulkindern würden ein bis zwei Standorte in der Jagdberg-Region ausgebaut. Bei den Zweijährigen sei man ebenso auf gutem Weg. Der Versorgungsauftrag werde erfüllt.
Personell gehe es den Jagdberggemeinden derzeit gut, erklärt Lässer. Er ist guter Dinge, dass gemeinsam mit dem Personal Lösungen gefunden werden und der Verband bald in ruhigere Fahrwasser steuert.