Woher wir wissen, welche Fische im Bodensee leben

Nächster Teil der Serie “Wem gehört der Bodensee”: Alle paar Jahre findet eine Fischzählung im Bodensee statt. Heuer ist es wieder so weit.
Bregenz Es ist nicht die Nadel im Heuhaufen, die heuer im Herbst gesucht wird. Aber es wird auch nicht einfacher: Im Herbst wird sich ein Team wieder mehrere Tage lang den Bodensee ansehen. Das Ziel: Fische zählen. Zuletzt ist das im Jahr 2019 geschehen.
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Fische zählen ist kompliziert, erklärt Nikolaus Schotzko, Leiter des Landesfischereizentrums in Vorarlberg. “Der See ist groß und tief, die Fische sind nicht gleichmäßig verteilt.” Um die Fische zu zählen, werden eine direkte und eine indirekte Methode kombiniert. Die direkte Methode ist ganz lapidar: Fischfang mit Netzen. Sowohl im freien Gewässer als auch in Bodennähe werden Netze ausgelegt. “Aus der Zahl der Fische im Netz lässt sich dann der Fischbestand errechnen”, erläutert Schotzko. Dieses Ergebnis wird mit Hydroakustik kombiniert. Boote fahren im Zick-Zack-Kurs über mehrere Nächte hinweg über den See und erfassen mit einem Echolot alles, was im See ist. So kann festgestellt werden, welche Fische in welcher Größe über den See verteilt sind. “So kann man auch die Biomasse, also das Gewicht der Fische, ausrechnen”, fährt Schotzko fort. “Diese beiden Methoden zusammen mit einer Elektrobefischung entlang der Uferlinie lassen eine gute Annäherung an den tatsächlichen Fischbestand zu.”
Annäherung ist das Stichwort: Wie bei allen Statistiken findet sich auch beim Fischbestand eine Standardabweichung bzw. eine Schwankungsbreite. Einerseits, weil der Bestand aus den Netzen hochgerechnet wird. Andererseits, weil drei Hydroakustikmessungen innerhalb eines Jahres durchgeführt werden und anschließend mit dem Mittelwert gearbeitet wird. Schotzo betont: “Es ist die bestmögliche Methodik, um Angaben über den Fischbestand im See machen zu können.”

Derzeit bereiten sich die zuständigen Stellen der Internationalen Konferenz der Bevollmächtigten für die Bodenseefischerei (IBKF) gemeinsam mit einem Forscherteam auf den Herbst dieses Jahres vor. Im September findet die nächste Messung statt, die letzte liegt schon fünf Jahre zurück. “Es ist immer eine Momentaufnahme”, betont Schotzko.
Er verweist noch auf eine zweite interessante Statistik. Seit 120 Jahren werden Fangstatistiken erstellt, schildert der Experte. “Da sieht man sehr schön, wie sich die Fänge entwickelt haben. Daraus lässt auch die Entwicklung des Bestandes ableiten.”
Darum dreht sich unsere Serie „Wem gehört der Bodensee?“. Entstanden ist sie grenzübergreifend wie der See, seine Schönheit und seine Probleme, als Coproduktion von Vorarlberger Nachrichten, St. Galler Tagblatt, Thurgauer Zeitung und Schwäbischer Zeitung.