Mehr Arbeitslosigkeit, weniger Geld für das AMS

In Vorarlberg bräuchte das AMS 2025 zwei Millionen Euro mehr, um die Leistungen auf aktuellem Niveau halten zu können. Stattdessen werden es wohl 1,7 Millionen weniger sein. Das hat Folgen.
Schwarzach Das AMS Vorarlberg muss mit weniger Geld auskommen und damit auch noch die Teuerung ausgleichen. Anstatt 43 Millionen Euro im heurigen Jahr werden 2025 voraussichtlich 41,3 Millionen Euro zur Verfügung stehen. „Das ist das aktuelle Szenario“, bestätigt AMS-Chef Bernhard Bereuter. „Wenn wir das Niveau von heuer halten wollten, bräuchten wir statt 1,7 Millionen Euro weniger, rund zwei Millionen Euro mehr.“ Es fehlen somit 3,7 Millionen Euro. Um Kürzungen werde man daher nicht herumgekommen. Auch das AMS könnte betroffen sein und weitere Stellen abbauen müssen.

Weniger Plätze bei AquaMühle und Co
Bekommt das AMS weniger Geld, leiden die Angebote. „Wir müssen davon ausgehen, dass die Leistungen, die wir zukaufen, teurer werden“, blickt Bereuter unter anderem auf die Arbeit, die sozialökonomische Betriebe wie Integra oder AquaMühle für Langzeitarbeitslose bieten. Das AMS ändere zwar nichts am Budget für diese Projekte. Um die Teuerung zu kompensieren, werden aber wohl die Beschäftigungsplätze weniger. Bereuter geht davon aus, dass landesweit zehn Plätze verloren gehen, die Langzeitarbeitslosen zur Verfügung stehen. „Das kann man vermutlich durch die natürliche Fluktuation abdecken.“ Kündigungen erwartet der AMS-Chef hier nicht. Insgesamt investiert das AMS 19 Prozent seines Budgets in sozioökonomische Betriebe.
Keine Kürzungen bei Jugendlichen
Acht Prozent fließen in das Ausbildungszentrum Vorarlberg, das 130 Plätze für Jugendliche bietet, die eine Lehre beginnen wollen, am primären Arbeitsmarkt aber noch Schwierigkeiten haben. Ziel ist, dass sie nach einer gewissen Stabilisierung und schulischer Begleitung ihre Lehre in einem Betrieb abschließen. „Die 130 Plätze bleiben“, betont Bereuter.

Generell werde bei Jugendlichen nicht gekürzt. „Wir wollen die Job- und Ausbildungsgarantie sicherstellen“, ebenso ein gutes Auffangnetz sein für Jugendliche, die sich beim Übergang von Schule zu Beruf schwertun. Dies sei besonders wichtig, zumal die Arbeitslosigkeit besonders bei Jugendlichen drastisch zunehme. „Ende Juni hatten wir insgesamt 9,6 Prozent mehr Arbeitslose als im Vorjahresvergleich. Bei Jugendlichen unter 25 Jahren ist die Quote um 17,2 Prozent gestiegen.“ Die Qualifizierung der Jungen sei außerdem maßgeblich mit Blick in die Zukunft.
Maximal Pflichtschulabschluss
Derzeit haben fast 50 Prozent der vorgemerkten Arbeitslosen maximal einen Pflichtschulabschluss. „Es ist wichtig, dass wir möglichst viele gewinnen können, Ausbildungen zu machen“, betont Bereuter. Zwei Drittel der offenen Stellen erforderten einen Lehrabschluss oder eine höhere Ausbildung. Bei nur einem Drittel handle es sich um Tätigkeiten, die angelernt werden können. Hier – bei Hilfstätigkeiten – kämen auf eine offene Stelle zahlreiche Bewerbungen.
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STERREICH: ++ THEMENBILD ++ Illustration zu den Themen “Pflege/Pflegepersonal/Krankenpflege/Gesundheitsbedienstete/Patient/Spital/Krankenhaus: Ein Krankenpfleger blickt am Donnerstag, 04. Mai 2023, in ein Krankenzimmer auf einer Station in einem Krankenhaus in Wien. – FOTO: APA/HANS KLAUS TECHT – ++ WIR WEISEN AUSDRCKLICH DARAUF HIN, DASS EINE VERWENDUNG DES BILDES AUS MEDIEN- UND/ODER URHEBERRECHTLICHEN GRNDEN AUSSCHLIESSLICH […]](/2024/07/ABD0030-20230505-1-768x534.jpg)
Anders ist dies bei Fachkräften im handwerklichen, technischen oder Baubereich. Auch bei Gesundheitsberufen fehle es an Personal. Bereuter berichtet von 0,6 Bewerberinnen und Bewerbern auf eine offene Stelle. Umso wichtiger sei es, nicht zu kürzen, wenn es der Fachkräfteausbildung diene, etwa bei Vorbereitungskursen für Lehrabschlussprüfungen oder bei Bemühungen, Menschen mit Pflichtschulabschluss auf Lehrniveau zu bringen. „Das ist sichergestellt.“
Kürzungen bei Kursen und Beratungen
Bei Bewerbungstrainings oder klassischen Berufsorientierungsangeboten werde es hingegen wohl Abstriche geben. „Das schauen wir uns im Herbst genauer an“, berichtet der AMS-Chef. Die Anzahl der Kursplätze werde sich reduzieren und bei Beratungs- und Betreuungsangeboten werden vermutlich nicht mehr so viele zur Verfügung stehen können. „Allerdings brauchen wir die Angebote“, sagt Bereuter mit Blick auf die steigenden Arbeitslosenzahlen. „Wenn das Jobangebot geringer ist, verlängern sich die Suchzeiten.“ Da wäre es sinnvoll, die Zeit zu nutzen, um etwa neuen beruflichen Anforderungen zu entsprechen, Fortbildungen zu machen oder Ausbildungsabschlüsse nachzuholen.
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Derzeit sei es schwierig, Prognosen für den Arbeitsmarkt zu treffen, hält Bereuter fest: „Der erhoffte Konjunkturaufschwung lässt auf sich warten. Die Arbeitslosenzahlen werden heuer noch steigen.“ Die Entwicklungen im kommenden Jahr seien nur schwer einschätzbar.
Umso schwieriger wird es mit den Budgetaussichten. Zusatzprogramme seien im Moment nicht in Sicht, wie es sie einst bei der Corona-Joboffensive oder bei der Aktion 20.000 für Langzeitarbeitslose gegeben habe.
Auch das AMS muss abbauen
So spürt auch das AMS selbst die Konjunktur. Nach dem vergangenen Jahr müssten heuer erneut eineinhalb Planstellen abgebaut werden. „Unsere Hoffnung ist, dass das noch ausgesetzt wird, weil die Arbeitslosenzahlen steigen“, sagt Bereuter. Schließlich sollte das zahlenmäßige Verhältnis zwischen Berater und Kunden, die zu betreuen sind, nicht zu hoch sein. Ansonsten reduziere sich die Zahl der Termine und dadurch auch die Wahrscheinlichkeit für eine raschere Integration in den Arbeitsmarkt. „Unsere Hoffnung ist, dass wir das Personal halten können.“
Auszug aus Arbeit und Förderungen des AMS
Sozioökonomische Betriebe wie die AquaMühle oder Integra (für Langzeitarbeitslose), Ausbildungszentrum Vorarlberg (130 Plätze für Lehrlinge), berufliche Bildung und Rehabilitation (bei größeren gesundheitlichen Einschränkungen), Frauen in Handwerk und Technik, Sprachkompetenzzentrum (für Personen mit nicht deutscher Muttersprache), Programm für Wiedereinsteigerinnen, Kurskostenförderungen (zum Beispiel vor Lehrabschlussprüfungen), Lehrstellenförderungen für Betriebe (Anstellung benachteiligter Jugendlicher), Lohnkostenförderungen für Betriebe (Anstellungen von Menschen mit geringen Arbeitsmarktchancen), Kursangebote, Beratungsangebote