Wahlumfrage: “Ein Dreikampf ist noch möglich”

Politik / 27.07.2024 • 06:00 Uhr
EU-ELECTION/AUSTRIA
Die FPÖ unter Herbert Kickl zieht in den Umfragen davon. 2019 stand Norbert Hofer an der Spitze der Partei.APA

Exklusive Umfrage: Die Freiheitlichen ziehen davon. Für ÖVP und SPÖ wird die letzte Kurve auf der Zielgeraden wohl entscheidend, erklärt Spectra-Chef Stephan Duttenhöfer.

Linz, Schwarzach Die FPÖ geht mit einem spürbaren Umfrage-Vorsprung in die letzten acht Wochen vor der Nationalratswahl am 29. September. Mit 27 Prozent liegen die Freiheitlichen um rund fünf Prozentpunkte vor ÖVP und SPÖ, die beide 22 Prozent erreichen. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Umfrage, die das Linzer Marktforschungsinstitut Spectra zur Nationalratswahl für die Bundesländerzeitungen durchgeführt hat.

Wahlumfrage: "Ein Dreikampf ist noch möglich"

Ist unter diesen Voraussetzungen noch ein Dreikampf um den ersten Platz zu erwarten? Dieser hatte sich nach dem knappen Ergebnis bei der EU-Wahl am 9. Juni angedeutet. „Ich glaube schon, dass noch etwas möglich ist“, sagt Spectra-Chef Stephan Duttenhöfer. Allerdings würden die Umfragen seit Monaten die FPÖ vorne sehen, das spreche für eine verfestigte Stimmung. „Die FPÖ dürfte aller Voraussicht nach erstmals stimmenstärkste Partei werden.“

Dass die Freiheitlichen am Ende unter den Umfragewerten zu liegen kommen, wie es bei der EU-Wahl gewesen ist, glaubt der Spectra-Chef nicht. „Ich rechne damit, dass die FPÖ stabil an den Umfragewerten bleibt – auch, weil bei dieser Wahl die Aktivierung der eigenen Anhänger leichter funktionieren wird.“

ABD0089_20220507 – GRAZ – …STERREICH: Altkanzler Sebastian Kurz (…VP /links) und Bundeskanzler Karl Nehammer (…VP) anl. der Feier zum 70. Geburtstag von Landeshauptmann Hermann SchŸtzenhšfer am Samstag, 07. Mai 2022, in Graz. – FOTO: APA/ERWIN SCHERIAU
Statt Sebastian Kurz (l.) steht bei dieser Nationalratswahl nun Karl Nehammer an der Spitze der ÖVP. APA

Starkes Interesse an der Wahl

Insgesamt registriert Duttenhöfer ein überdurchschnittlich starkes Interesse an der Nationalratswahl. „95 Prozent der Befragten geben an, dass sie auf jeden Fall oder sehr wahrscheinlich an der Wahl teilnehmen wollen. Das ist schon ein brutal hoher Wert und ein Zeichen, dass es diesmal wirklich um etwas geht“.

Wahlumfrage: "Ein Dreikampf ist noch möglich"

Freilich werde die tatsächliche Wahlbeteiligung nicht so hoch liegen, aber ein Zeichen für die hohe politische Aktivierung im Land sei dieses Ergebnis auf jeden Fall.

ABD0086_20230605 – WIEN – …STERREICH: ++ ARCHIVBILD ++ ZU APA0274 VOM 5.6.2023 – Der Traiskirchener BŸrgermeister Andreas Babler am Samstag, 03. Juni 2023, im Rahmen eines au§erordentlichen Bundesparteitages der SP… in Linz. Andreas Babler ist nun doch Chef der SP…. Denn man hat bei der AuszŠhlung am Parteitag in Linz die Stimmen vertauscht. (ARCHIVBILD VOM […]
Andreas Babler hat vor rund einem Jahr die SPÖ übernommen. Die Wahl 2019 hat noch Pamela Rendi-Wagner als Spitzenkandidatin bestritten. APA

Hinter der FPÖ liegen die Verfolger ÖVP und SPÖ gleichauf. „Wer von den beiden am Ende stärker ist, lässt sich jetzt noch nicht absehen“, sagt Duttenhöfer. Beide Parteien haben noch keine klaren Akzente im Wahlkampf gesetzt. „Es wird wohl entscheidend sein, wer besser aus der letzten Kurve auf die Zielgeraden des Wahlkampfes kommt.“

ABD0031_20240622 – WIEN – …STERREICH: Vizekanzler Werner Kogler (GR†NE) am Samstag, 22. Juni 2024 anl. eines grŸnen Bundeskongresses “Klimaschutz: Machen wir!” in Wien. – FOTO: APA/TOBIAS STEINMAURER
Vizekanzler und Grünen-Chef Werner Kogler will es nochmals wissen und geht für die Grünen erneut als Spitzenkandidat ins Rennen. APA

Ohne FPÖ bleibt Dreier-Bündnis

Was sich an dieser Umfrage ebenfalls deutlich ablesen lässt: Die Regierungsbildung könnte kompliziert werden – vor allem dann, wenn ÖVP und SPÖ ihre Ankündigungen wahrmachen, nicht mit der FPÖ zu koalieren. Laut Ergebnissen der Spectra-Umfrage wäre dann nur ein Dreier-Bündnis möglich.

ABD0019_20240706 – WIEN – …STERREICH: Parteichefin Beate Meinl-Reisinger (NEOS) am Samstag, 06. Juli 2024 im Rahmen einer NEOS Mitglieder-Versammlung in Wien. – FOTO: APA/TOBIAS STEINMAURER
Auch Beate Meinl-Reisinger zieht wieder in die Wahl. Sie ist Spitzenkandidatin der Neos. APA

Neos und Grüne liegen mit je neun Prozent Kopf an Kopf. Knapp dahinter folgt die Bierpartei von Dominik Wlazny alias Marco Pogo, die immerhin sechs Prozent erreicht. „Natürlich liegt ein großer Teil der Attraktivität dieser Bewegung einfach darin, dass sie neu ist“, sagt Duttenhöfer. Der Spectra-Chef sieht aber vor allem in der Kombination aus neuer Partei plus schillerndem Spitzenkandidat Potenzial. „Ich vergleiche die Bierpartei deshalb mit der neuen Bewegung von Sahra Wagenknecht in Deutschland – dieses Konzept hat Chancen“.

ABD0080_20240508 – WIEN – …STERREICH: Bierparteichef Dominik Wlazny am Mittwoch, 08. Mai 2024, wŠhrend einer PK der Bierpartei zum Thema “Team, Vision, Expertentum” in Wien. – FOTO: APA/GEORG HOCHMUTH
Dominik Wlazny alias Marco Pogo erreicht mit seiner Bierpartei in den Umfragen sechs Prozent. APA

Chancen, nach Jahrzehnten wieder in den Nationalrat einzuziehen, sieht der Spectra-Chef auch bei der KPÖ. Momentan weist das Institut die KPÖ bei vier Prozent aus – exakt die Hürde für den Sprung in den Nationalrat. „Das ist aber noch alles andere als abgesichert.“

Die Umfrage beim Linzer Marktforschungsinstitut Spectra zur anstehenden Nationalratswahl wurde von den Vorarlberger Nachrichten gemeinsam mit allen Bundesländerzeitungen in Auftrag gegeben. Die Befragung fand von 12. bis 21. Juli statt.