VN-Sonntagsfrage: Wallner spürt Bitschis Atem im Nacken

VN-Umfrage zeigt politisches Erdbeben in Vorarlberg: ÖVP und FPÖ im Duell um Platz eins.
Bregenz Die Zusammensetzung im Vorarlberger Landtag könnte am 13. Oktober komplett über den Haufen geworfen werden. Die VN haben das Marktforschungsinstitut Spectra gebeten, den Vorarlbergerinnen und Vorarlbergern folgende Frage zu stellen: „Angenommen, die Landtagswahl wäre bereits kommenden Sonntag, welcher Partei würden Sie dann Ihre Stimme geben?“ Die Antworten zeigen einen massiven Absturz der ÖVP, starke Gewinne der FPÖ und stagnierende Ergebnisse bei den anderen Parteien.

Die ÖVP würde 13 Prozentpunkte verlieren. Sie wäre mit 31 Prozent zwar immer noch auf Platz 1, aber knapp. Denn die FPÖ würde 14 Prozentpunkte dazugewinnen und läge nur 3 Prozentpunkte hinter der ÖVP. Und hier wird es interessant: Stichwort Schwankungsbreite. Die Schwankungsbreite ist die statistische Unschärfe einer Umfrage. Das heißt, die ÖVP kommt bei der Umfrage zwar auf 31 Prozent, die errechnete Schwankungsbreite beträgt aber rund 4 Prozent. Somit ergibt die Umfrage ein Ergebnis zwischen 35 und 27 Prozent. Selbiges gilt für die FPÖ: Ihr Umfrageergebnis liegt zwischen 32 und 24 Prozent. Das wiederum bedeutet: Theoretisch könnte die FPÖ derzeit auch vor der ÖVP liegen. Am Wahltag ist also ein Kopf-an-Kopf-Rennen möglich. Die Grünen und die Neos würden laut VN-Umfrage ihr Ergebnis ungefähr halten können, die SPÖ leicht dazugewinnen.
Für ÖVP-Chef Markus Wallner und sein Team wäre dieses Ergebnis ein Schock. Das zeigt ein Blick auf die Ergebnisse der Landtagswahlen: 1994 rutschte die Volkspartei erstmals unter die 50 Prozent, und das mit 49,95 Prozent auch noch denkbar knapp. 1999 schien die Macht zu erodieren. Die immer stärker werdenden Freiheitlichen unter Hubert Gorbach drückten die Volkspartei auf 45,76 Prozent, womit sie erstmals gezwungen war, einen Koalitionspartner aufzunehmen. Doch 2004 und 2009 – nach einem sehr polarisierenden Wahlkampf – stand bei der ÖVP wieder die fünf vorne. Im Jahr 2011 übernahm Wallner das Ruder; drei Jahre später sackte er mit der ÖVP auf 41,79 Prozent ab. 2019 konnte die ÖVP auf 43,5 Prozent aufholen, blieb aber weiterhin im unteren 40-Prozent-Bereich.
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FPÖ-Chef Christof Bitschi spricht hingegen schon lange von einem Duell um Platz eins. Laut der aktuellen VN-Umfrage könnte das ein durchaus realistisches Szenario sein. Schon einmal kamen die Freiheitlichen der 30-Prozent-Marke nahe: 1999 holten sie mit Spitzenkandidat Hubert Gorbach 27,41 Prozent der Stimmen. 2009 schaffte es die FPÖ mit Dieter Egger auf 25,12 Prozent, verlor aber den Sitz in der Landesregierung. Da möchte Bitschi jetzt wieder hin.
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Die Wahlbeteiligung könnte hoch ausfallen. 79 Prozent aller Befragten gaben an, ein starkes Interesse an der Landtagswahl zu haben, 91 Prozent sagten, dass sie wahrscheinlich wählen gehen. Das Meinungsforschungsinstitut Spectra hält dazu fest: „Wohlwissend, dass der Wert nicht erreicht wird, sehen wir hier einen Indikator für ein politisch aktiviertes Land. Auch das Interesse an der Landtagswahl ist größer als an der Nationalratswahl.“ Das erklärt auch den Unterschied zwischen Landtagswahl und Nationalratswahl. Da beide Wahlen abgefragt wurden, lässt sich die Wählerverschiebung zwischen den Wahlen erkennen: Hochgerechnet 9000 Wählerinnen und Wähler, die bei der Nationalratswahl FPÖ wählen würden, könnten bei der Landtagswahl für die ÖVP stimmen. Umgekehrt würden 1000 Wählerinnen und Wähler wandern.
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Abgefragt wurden 501 Personen aus Vorarlberg. 413 davon haben sich für eine Partei deklariert und die Sonntagsfrage beantwortet. Der Untersuchungszeitraum betrug 14. August bis 29. August. Das Resultat ist also eine Momentaufnahme und kann sich noch ändern. Der Wahlkampf hat gerade erst begonnen. Der Wahltag könnte jedoch für einige Verschiebungen in der Parteienlandschaft sorgen.