Schulschwänzen: „Sind die Eltern nicht kooperativ, ist eine Anzeige sinnvoll“

Politik / 19.09.2024 • 15:38 Uhr
Vorarlbergerin des Tages Monika Steurer Monika Steurer, der neuen pädagogischen Leiterin der Bildungsdirektion
“Man muss aufeinander zugehen, dann kann vieles abgefedert und auch geholfen werden”, sagt Steurer. VN/Paulitsch

Die pädagogische Leiterin in der Bildungsdirektion über verlängerte Ferien, psychische Probleme und die Schulsozialarbeit.

Schwarzach Schulschwänzen führt zu immer mehr Anzeigen und Strafen. Alleine im vergangenen Schuljahr waren es 528 Anzeigen und 393 Strafen; deutlich mehr als in den Jahren zuvor. Monika Steurer, pädagogische Leiterin in der Bildungsdirektion, sieht darin eine besorgniserregende Entwicklung. Sie sorgt sich vor allem um jene Kinder, die aufgrund psychischer Probleme oder Ängste nicht in die Schule kommen. Mehr Schulsozialarbeit wäre immer gut.

Ist die Anzahl der Anzeigen und Strafen bei Schulpflichtverletzungen besorgniserregend?

Steurer In der Coronazeit gab es deutlich weniger Anzeigen oder Meldungen, da die Kinder auch offiziell daheim waren. Das ist die Ursache, warum manche noch immer das Gefühl haben, ihre Kinder zu Hause lassen zu können. Es ist aber besorgniserregend, dass die Zahlen steigen. Es gab immer schon Eltern, die die Ferien verlängert und es mit der Schulpflicht eher locker genommen haben. Was mich bedenklich stimmt, sind aber jene Fälle von Kindern, die aufgrund psychischer Probleme oder Ängste nicht in die Schule kommen.

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An manchen Standorten wird davon berichtet, dass die Unterstützung fehlt und es mehr Schulsozialarbeit brauchen würde. Ist das so?

Steurer Schulsozialarbeit kann es immer mehr geben. Sie ist eine wesentliche Ressource. Aber gerade in den Städten gibt es schon relativ viel. Wir haben auch pädagogische Berater und die Schulpsychologie.

Sind die Schulen ausreichend ausgestattet?

Steurer Die Ausstattung ist gut in Vorarlberg. Natürlich wäre es ein Traum, wenn es an jeder Schule zumindest eine halbe Stelle für Schulsozialarbeit fix geben würde. An ganz kleinen Standorten wird das aber nicht möglich sein. Größere Standorte können hier einspringen.

Die Mittelschulen fangen auch jene Schüler auf, die wegen Schulpflichtverletzungen das Gymnasium verlassen. Bräuchte es hier mehr Unterstützung?

Steurer Der Wechsel ist eine Herausforderung, weil Kinder oft frustriert sind von ihren Erfahrungen, weil der Lernerfolg nicht da war oder sie sich nicht wohlgefühlt haben. Wenn sie die Schule wechseln und in ein neues soziales Umfeld kommen, braucht es sicher Unterstützung.

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Ist die Anzeige immer das letzte Mittel?

Steurer Die Anzeige ist sinnvoll, wenn die Eltern nicht kooperativ sind. Wenn sie sagen, dass sie ihren Urlaub verlängern oder unterjährig weg möchten. Es gibt auch Fälle, in denen Kinder Aufgaben in der Familie übernehmen müssen und daher nicht in die Schule kommen, zum Beispiel auf kleine Geschwister aufpassen oder die Eltern zum Dolmetschen begleiten. Da ist eine Anzeige gut. Wenn ein Kind psychische Probleme hat, muss hingegen darauf geachtet werden, wie man das Kind unterstützen kann, dass es wieder in die Schule kommt. Da ist eine Anzeige nicht hilfreich. Die Eltern bemühen sich ja und dann finden sich auch andere Möglichkeiten.  Mit einem guten Zusammenspiel von Elternhaus und Schule kann sich vieles klären lassen. Man muss aufeinander zugehen, dann kann vieles abgefedert und auch geholfen werden.