Österreichs Asylanträge sinken deutlich: Tiefster Stand seit 2020 erwartet

In Vorarlberg befinden sich aktuell 2857 Personen in Grundversorgung. An Sanktionen bei Missachtung des Vorarlberg-Kodex wird weiter gearbeitet, informiert Landesrat Allgäuer.
Julia Schilly-Polozani
Wien, Schwarzach Die Asylzahlen sind im Oktober zwar auf den zweithöchsten Monatswert des Jahres gestiegen, im Vergleich zum Vorjahresmonat aber deutlich gesunken. Konkret wurden im Oktober 2459 Asyl-Anträge eingebracht und damit knapp 600 mehr als im September. Da der Oktober 2023 aber ein antragsstarker Monat war, ging die Zahl der Ansuchen um 76 Prozent zurück. Insgesamt wurden heuer um 61 Prozent weniger Anträge gestellt als im Vorjahr.
2857 Grundversorgte in Vorarlberg
Österreich steuert damit auf den niedrigsten Wert seit 2020 zu. In den ersten zehn Monaten (inklusive Kalenderwoche 45) wurden 22.144 Anträge abgegeben, wie Daniel Allgäuer auf VN-Nachfrage konkretisiert. Der FPÖ-Politiker übernahm erst kürzlich die Agenden für Integration, Sicherheit und Staatsbürgerschaft, die vor der Landtagswahl bei ÖVP-Landesrat Christian Gantner angesiedelt waren. Allgäuer weiter: Im Vorjahr waren es insgesamt 59.232 Asylanträge österreichweit – eine Zahl, von der Österreich in diesem Jahr weit entfernt liegt.

Konkrete Zahlen für Vorarlberg gibt es nicht. “Der Bund argumentiert damit, dass es eine Behörde ist. Aber von Seiten des Landes wollen wir das natürlich haben”, sagt Allgäuer, der in Zukunft darauf urgieren will. Die Tendenz sei aber ähnlich wie beim Bund.
Die aktuellen Zahlen zur Grundversorgung in Vorarlberg liegen vor. “Mit Stand heute haben wir 2857 Grundversorgte in Vorarlberg. Davon sind 1438 ukrainische Kriegsvertriebene, die restlichen 1419 teilen sich wie folgt auf: 61 anerkannte Konventionsflüchtlinge in der 4-Monats-Frist, 249 subsidiär Schutzberechtigte, 1109 im laufenden Verfahren”, sagt der Landesrat.
Für Asylwerber gilt der Vorarlberg-Kodex, der sie zu Deutsch- und Wertekursen sowie gemeinnütziger Arbeit verpflichten soll. Was Sanktionen beim Zuwiderhandeln anbelangt, soll nun eine Rechtsgrundlage geschaffen werden. Die Umsetzung ist zeitnah geplant, sagt Allgäuer, aber “bis spätestens Mitte des nächsten Jahres”.

Viele Antragsteller unter 18
Österreichweit stellten zu 58 Prozent Männer Asylanträge. Knapp mehr als die Hälfte der Ansuchen kam von Personen unter 18, was teils durch den vor allem zu Jahresbeginn starken Familiennachzug begründet ist. Dieser ist mittlerweile rückläufig. Im Oktober gab es nur 392 Einreisen unter diesem Titel, im März waren es noch knapp 1300.
Mit Abstand die meisten Anträge mit mehr als 12.000 gaben Syrer ab. Insgesamt knapp 14.900 Personen erhielten positive Asylbescheide. Gut 6600 Mal wurde subsidiärer Schutz vergeben. Fast 1200 Personen bekamen einen humanitären Aufenthaltstitel.
Von den 11.231 Abschiebungen des Bundesamts für Fremdenwesen und Asyl erfolgten 5433 Ausreisen eigenständig und 5798 zwangsweise.
Balkan-Route seltener gewählt
Zur Lage in Europa stellt das Innenministerium fest, dass der Druck an den Land- und Seegrenzen zur Türkei hoch bleibe. Hier verzeichnen die zuständigen EU-Agenturen eine Zunahme illegaler Übertritte um 14 Prozent auf rund 57.000. Stark nachgelassen habe hingegen der Druck auf dem Balkan. Hier sei die Zahl der Aufgriffe um 80 Prozent gesunken.
Österreich ist mittlerweile von der lange üblichen Top-3-Platzierung bei der sogenannten Pro-Kopf-Belastung weit entfernt. Im ersten Halbjahr lag man nur noch auf Position sieben. Zypern, Griechenland und Irland haben nunmehr die Spitzenpositionen. Wenig überraschend auf den letzten drei Rängen liegen Tschechien, die Slowakei und Schlusslicht Ungarn.