“Kann es mit gutem Gewissen befürworten”: Heliskiing als Alleinstellungsmerkmal

Politik / 22.01.2025 • 13:00 Uhr
Heliskiing am Arlberg, Firma Wucher
Früher konnten sich Wintersportler mit dem Hubschrauber auf den Mehlsack oder das Schneetäli fliegen lassen. Es ist offen, ob das in Zukunft wieder möglich sein wird. Wucher/Sepp Mallaun

Lecher Bürgermeister unterstreicht Vorteile. Wie es weitergeht, bleibt aber unklar.

Lech Heliskiing, das bedeutet: Wintersportlerinnen und Wintersportler lassen sich mit dem Helikopter auf Gipfel fliegen, um bei der Abfahrt fernab der Pisten weitgehend unberührte Landschaften zu genießen. Das Thema polarisiert. Während Kritikerinnen und Kritiker, etwa Naturschutzorganisationen, auf die Gefahr für Tiere und Klima hinweisen, heben die anderen Vorzüge für den Tourismus hervor. Zum Beispiel der Bürgermeister von Lech, Gerhard Lucian, der darin ein Alleinstellungsmerkmal von Lech sieht. Heliskiing habe außerdem nur einen kleinen Anteil der Hubschrauberflüge ausgemacht.

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Verfahren zieht sich

Österreichweit gab es das Angebot bisher nur in Vorarlberg, genauer gesagt im Gebiet Lech/Zürs. Die Helikopter steuerten den Mehlsack (2652 Meter) oder das Schneetäli (2450 Meter) an. Im Mai 2024 war Schluss, die Genehmigung lief aus. Nun hat die Firma Wucher einen neuen Antrag eingebracht. Noch gibt es keine Entscheidung der Landesregierung. Das Verfahren nach dem Luftfahrtgesetz läuft. Daran hat sich auch am Mittwoch nichts geändert, teilte die Landespressestelle mit. Bisher äußerten sich weder Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) noch Landesstatthalter Christof Bitschi (FPÖ) dazu.

BH prüft nicht

Wie die VN berichteten, hat sich daneben auch die Bezirkshauptmannschaft Bludenz mit der Frage auseinandergesetzt, ob eine Bewilligung nach Natur- und Artenschutz notwendig ist. Das sei im Detail evaluiert worden, sagt Klaus Heingärtner von der BH. Es geht vor allem um das Birkwild oder etwa das Schneehuhn. Vom Landesplatz am Schneetäli sind Heingärtner zufolge mehrere Abfahrtsvarianten möglich, eine Route könnte als heikel gelten. Einerseits seien auch Variantenfahrer unterwegs, eine eindeutige Zurechnung also schwierig. “Andererseits hat man klargestellt, dass der sensiblere Bereich sowieso vermieden wird.” Deshalb seien auch keine nachteiligen Auswirkungen auf naturschutzrechtliche Belange zu erwarten. “Wir sehen diesbezüglich keine Bewilligungspflicht.”

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Der Lecher Bürgermeister spricht von einem „zusätzlichen Angebot, das sicherlich nicht unbedingt wirtschaftlich eine große Bedeutung hat.“ So habe es in der Schweiz im vergangenen Winter an die 10.200 Flüge gegeben, hierzulande nur etwa 250. „Aber man kann es mit einem Hotel vergleichen. Ein gutes Hotel hat ein Hallenbad, für 80 bis 90 Prozent der Gäste ist das bei der Buchung ausschlaggebend. Tatsächlich nutzen es dann maximal 20 Prozent.“ Ähnlich verhalte es sich mit dem Heliskiing, das auch nicht jeden Tag einfach so möglich sei. So müssten die Wetterverhältnisse, der Wind, der Schnee passen. Lucian zufolge gehe die Firma Wucher zudem nachhaltig vor. Wucher selbst wollte sich am Mittwoch nicht dazu äußern.

"Kann es mit gutem Gewissen befürworten": Heliskiing als Alleinstellungsmerkmal
Der Lecher Bürgermeister Gerhard Lucian verweist darauf, dass Heliskiing von allen Flügen nur einen kleinen Anteil ausmachte. VN/Steurer

„Ich kann es mit gutem Gewissen befürworten“, sagt Lucian, der darauf verweist, dass Heliskiing von allen Helikopterflügen, die auch Rettungs- oder Transportflüge umfassen, nur einen kleinen Teil ausgemacht habe. Der Bürgermeister führt auch einen Sicherheitsaspekt an: Für Rettungseinsätze sei es wichtig, dass die Piloten genug Praxis haben, entsprechend ausgelastet seien und schwierige Situationen auch handhaben könnten. Je mehr Flüge ein Pilot durchführe, desto sicherer. Skiflüge könnten, wenn auch mit kleinem Anteil, eine Rolle spielen.

Kritiker lassen hingegen kein gutes Haar an Heliskiing. Im VN-Interview sagte Naturschutzanwältin Katharina Lins mit Blick auf das aktuelle Verfahren vor kurzem: “Letztes Mal hat die Landesregierung relativ deutlich kommuniziert, dass es das letzte Mal sein wird. Jetzt heißt es, es wird eine strenge Prüfung geben. Falls es diese gibt, kenne ich sie nicht. Heliskiing ist nicht mehr zeitgemäß.” Auch Naturschutzorganisationen haben eine ablehnende Haltung eingenommen. Inzwischen sprächen alle Argumente gegen eine weitere Verlängerung, teilte etwa der Dachverband “Haus am Katzenturm”, dem elf Organisationen angehören, mit. “Der Einfluss des Menschen auf sensible Naturgebiete nimmt Formen und ein Ausmaß an, das offensichtlich eingedämmt werden muss.”

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