Mario Leiter will es in Bludenz wieder wissen – die Grünen nicht

Roter Landesparteichef wird wieder SPÖ-Spitzenkandidat in Bludenz. Die Grünen treten heuer nicht an.
Birgit Entner-Gerhold, Michael Prock
Bludenz Der politische Abschied von Mario Leiter währte nicht lange. Zuerst trat er an die Spitze der Vorarlberger Sozialdemokraten, nun will er es in Bludenz wieder wissen. „Ich habe gelernt in der Politik, sag niemals nie“, antwortete Leiter bereits im Sommer auf die Frage, ob er wieder in die Stadtpolitik zurückkehren könnte. Er machte seine Andeutung am Dienstagabend wahr. Die SPÖ Bludenz wählte Leiter einstimmig zum neuen Spitzenkandidaten für die Gemeindevertretungs- und Bürgermeisterwahl am 16. März. Ausschlaggebend für Leiters Entscheidung sei unter anderem die schon seit Längerem wirkungslose Standortpolitik des Bürgermeisters: „In der Bludenzer Innenstadt sehen wir eine wirklich bedenkliche Zahl von Leerständen. Diese Situation ist nicht nur für die noch ansässigen Betriebe eine große Herausforderung, sondern auch für Bludenz als touristisches Zentrum der Fünf-Täler-Region kein Vorteil.“ Zudem sieht Leiter auch Handlungsbedarf beim Thema leistbarer Wohnbau und bei Sicherheitsfragen.

Vor fast vier Jahren zog sich Leiter aus all seinen Ämtern zurück, damit er sich „vollkommen unbefangen den Aufgaben bei der Stadtpolizei widmen“ kann, wie er damals in einer Aussendung der Stadt Bludenz zitiert wurde. Nun ist er endgültig wieder in der Stadtpolitik angekommen. Viele Bludenzer seien auf ihn zugegangen, auch viele Unternehmerinnen und Unternehmer, die ihn bestärkten, wieder zu kandidieren, erzählt er den VN.
Der SPÖ-Landesparteichef wird also wieder in den Wahlkampf ziehen – und trifft auf Simon Tschann (ÖVP), gegen den er sich vor fünf Jahren geschlagen geben musste. 222 Stimmen verbuchte der nunmehrige Bürgermeister damals mehr auf seinem Konto. Das Ergebnis der Stichwahl: 51,6 Prozent für Tschann und 48,4 Prozent für Leiter. Leiter dürfte sich auf eine Neuauflage freuen. “Wir haben eine sehr gute Stimmung im ganzen Team, alle sind zuversichtlich.”

In der Gemeindevertretungswahl kam die ÖVP 2020 auf 45,7 und die SPÖ auf 39 Prozent. Rang drei belegten die Grünen mit acht Prozent. Heuer lassen sie gänzlich aus. Wie die Landespartei mitteilt, hat sich die „Offene Liste Bludenz – Die Grünen“ entschieden, bei den Gemeindewahlen nicht anzutreten. Das Personal ging aus. Die Gründungsgarde zog sich langsam zurück und der Nachwuchs kam nie so richtig an – unter anderem auch aufgrund persönlicher Gründe oder Ortswechsel. Auch ein Aufruf der Partei blieb erfolglos. Eine Grüne Liste in Bludenz kommt somit nicht zustande, bestätigt Parteichef Daniel Zadra den VN. „Wir werden aber die kommenden fünf Jahre nutzen, um gezielt Aufbauarbeit zu leisten.“ Das sei eine der zentralen Aufgaben des neuen Landesgeschäftsführers Markus Köberle. „Dass die Offene Liste Bludenz entschieden hat, diese Wahl auszusetzen, ist zu respektieren.“

Auf den ersten Blick könnte die SPÖ von den Grünen Stimmen profitieren. Wer genauer hinschaut, sieht allerdings auch spannende Bewegungen. Wie die VN erfahren haben, wechselt der bisherige Grünen-Stadtvertreter Manuel Feichtner nämlich zur ÖVP. Bürgermeister und Spitzenkandidat Simon Tschann will den Namen zwar nicht offiziell bestätigen, betont aber: „Es spricht für unsere Arbeit und unseren positiven Umgang mit allen, dass wir einen jungen Herrn begeistern konnten, bei uns mitzumachen.“ Dass die Grünen in Bludenz nicht antreten, bezeichnet Tschann als „schade im Sinne der Demokratie“. Es sei immer gut, ein breites Spektrum in der Stadtvertretung zu haben.
Tschann selbst möchte jedenfalls weiter Bürgermeister bleiben. Dass er zuletzt nicht rechtskräftig wegen Amtsmissbrauchs verurteilt wurde, verunsichert ihn nicht. Er beteuert weiter seine Unschuld in der Causa rund um ein umstrittenes Bauprojekt. Tschanns Anwaltsteam ging in Berufung, die Staatsanwaltschaft ebenso. Das Verfahren läuft weiter. Bis zur Gemeindewahl wird aufgrund des Fristenlaufs nichts entschieden sein.
Bleiben noch FPÖ und Neos – mit deutlich weniger Turbulenzen oder Überraschungen. Bei den Freiheitlichen will es der Direktor des Landtagsklubs, Joachim Weixlbaumer nochmals wissen. 2020 hatte er mit seiner Liste fünf Prozent in Bludenz erreicht und als Bürgermeisterkandidat 3,5 Prozent. Die Neos versuchen ihr Glück mit Ricardo Griesser. 2020 erreichte die Liste 2,11 Prozent der Stimmen.