Kommentar zur Gemeindewahl: Das Bonus-Amt

Wer in der Privatwirtschaft gute Arbeit leistet, wird nicht selten mit einem Bonus belohnt. Am Ende des Jahres regnet es Geld. Die Politik kennt dieses System auch; zwar nicht mit Geld, aber mit der wichtigsten politischen Währung: Wählerstimmen. Die fulminanten Wahlsiege von drei amtierenden Städtebürgermeister zeigen, wie sehr dieser Bonus in der Politik gilt. Welch schöne Erkenntnis eigentlich: Gute Politik wird belohnt.
Michael Ritsch hat den 30. März sicher schon rot im Kalender angestrichen. Der Stichwahltag in Vorarlberg. Aber überraschenderweise nicht in Bregenz. Ritsch kann sich auf einen freien Sonntag freuen – und die Bregenzer auf freie Sicht am Straßenrand. Niemand braucht mehr Wahlplakate, weil die Bevölkerung offenbar zufrieden ist mit der Arbeit ihres Bürgermeisters. Sie stärkt ihm insgesamt den Rücken: Die SPÖ hat die ÖVP in der Stadtvertretung klar überholt. Fulminanter Sieg der Roten in Bregenz. Fulminant die Niederlage der SPÖ in Bludenz.
Dort schafft Simon Tschann entgegen der landläufigen Erwartung mit 50,6 Prozent bereits im ersten Wahlgang die klaren Verhältnisse, die er sich nicht einmal selbst traute, öffentlich zu wünschen. Tschann ist nicht nur ohne Stichwahl zum Bürgermeister gewählt worden, er regiert jetzt absolut. Seine ÖVP holt 17 von 33 Mandaten. Bludenz ist endgültig tief schwarz. Ein eindrucksvoller Vertrauensvorschuss für einen Bürgermeister mit einer nicht-rechtskräftigen Verurteilung wegen Amtsmissbrauchs an der Backe. Was Mario Leiter nicht schafft, könnte noch die Justiz erledigen. Tschann hat gegen das Urteil berufen, was die Gefahr einer Strafverschärfung mitbringt – inklusive Amtsverlust. Die Bevölkerung sprach aber ein eigenes Urteil, in Bludenz könnte eine Ära Tschann angebrochen sein. Eine Ära, die es in Hohenems schon gibt.
In der Nibelungenstadt zeigt ein Bürgermeister vor, wie Vorkommnisse der Vergangenheit abgeschüttelt werden können. Der einstige FPÖ-Landesparteivorsitzende Dieter Egger hat seinen unsäglichen Exiljuden-Ausritt längst hinter sich gelassen und sich zum Bürgermeister ohne Alternativen hochgearbeitet. 63 Prozent bei fünf Gegenkandidaten, das muss man ihm erst einmal nachmachen. Sieben Listen sind angetreten, trotzdem holt er fast die Hälfte der Parteistimmen. Hohenems ist Egger-Land. Mehr Lob für die Arbeit geht kaum.
Ohne Bonus wird es schwieriger. In Lustenau und Dornbirn müssen sich die Wunschnachfolger der Noch-Stadtchefinnen und -Chefs einer Stichwahl stellen. Weder Julian Fässler noch Patrick Wiedl haben es geschafft, die Bevölkerung im ersten Wahlgang zu überzeugen. In Nenzing schafft es die Wunschnachfolgerin Kornelia Spiß nur mit Ach und Krach überhaupt in die zweite Runde. In Mittelberg gelingt nicht einmal das.
Eines zeigt sich an diesem Sonntag mehr denn je: Parteifarbe spielt eine untergeordnete Rolle. In Bregenz feiert die SPÖ, in Bludenz die ÖVP, in Hohenems die FPÖ. Die Blauen schaffen es in Lustenau in die Stichwahl, die Roten in Dornbirn. Bundespolitik und Landespolitik egal, in der Gemeinde geht es um die Sache. Wohl die objektiv schönste Erkenntnis an diesem spannenden und langen Wahlsonntag.