Wahldiskussion in Dornbirn: Was Fäßler und Fässler eint, was sie trennt

Politik / 28.03.2025 • 20:38 Uhr
Wahldiskussion in Dornbirn: Was Fäßler und Fässler eint, was sie trennt
Markus Fäßler (l.) und Julian Fässler (r.) diskutierten am Freitagabend mit VN-Politikchef Michael Prock.VN/Steurer

In Dornbirn geht es nun um die Prioritätensetzung, sagen die Stichwahl-Kandidaten von SPÖ und ÖVP.

Dornbirn Dornbirn hat sich bereits einen Sparkurs verordnet. Die Finanzlage ist angespannt und wird den künftigen Bürgermeister der größten Stadt Vorarlbergs fordern. Das könnte Julian Fässler von der ÖVP sein oder Markus Fäßler von der SPÖ. Sie treten am Sonntag gegeneinander in der Stichwahl an. Zum großen Finale der zahlreichen VN-Wahldiskussionen trafen sie sich am Freitagabend auf heiligem Musikboden, nämlich im Conrad Sohm. Die Debatte verlief aber deutlich gesitteter als so manches Konzert in dem Kultclub.

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Waffenverbot als Mosaik

Omnipräsentes Thema in Dornbirn ist die Sicherheit am Bahnhof. Das Waffenverbot gilt und wird von beiden Kandidaten als gute Maßnahme bewertet. Einig sind sie sich auch, dass es nicht die einzige Maßnahme bleiben kann. “Man braucht mehr Polizisten, um die Kontrollen durchzuführen”, sagt Markus Fäßler. Das Land müsse mehr finanzielle Mittel zur Verfügung stellen, ebenso brauche es mehr präventive Sozialarbeit am Bahnhof. Julian Fässler zählt auf: “Wir haben die Polizeipräsenz erhöht, einen Sicherheitsdienst an den Bahnhof gebracht, die Beleuchtung massiv verbessert und die Sozialarbeiter sind täglich unterwegs. Da müssen wir dranbleiben”

Wahldiskussion in Dornbirn: Was Fäßler und Fässler eint, was sie trennt
“Wir werden nach der Wahl parteiübergreifend mit dem Land Vorarlberg reden müssen, die Schulbauverordnung verlangt den Gemeinden zu viel ab”, sagt Julian Fässler. VN/Steurer

Hoher Spardruck

Dranbleiben muss der künftige Bürgermeister auch beim Budget. Der Spardruck steige auf alle, sagt Fässler. Er will die laufenden Ausgaben durchleuchten. “Welche Stellen müssen wirklich nachbesetzt werden? Welche Dienstleistungen der Stadt können wir vielleicht zurückfahren? Auch bei den Investitionen müssen wir genau hinschauen”, stellt der ÖVP-Kandidat fest. Priorisierung ist das Zauberwort. Auch für SPÖ-Kandidat Fäßler: “Gesundheitliche Versorgung und Bildung muss sichergestellt werden und natürlich das leistbare Wohnen. Das müssen wir weiter vorantreiben.” Die Dornbirner Wirtschaft gehöre gefördert. Bund und Land seien gefordert, ein Investitionsprogramm für die Gemeinden zu schaffen.

Einen kurzen Schlagabtausch gab es zu der Idee einer Markthalle und der Frage, ob die Stadt dafür zu viel Geld ausgeben würde oder nicht. Auf einen grünen Zweig kamen die beiden Kandidaten dabei nicht.

Wahldiskussion in Dornbirn: Was Fäßler und Fässler eint, was sie trennt
“Wir brauchen wesentlich mehr leistbaren gemeinnützigen Wohnraum. Man könnte auch andere Wohnformen einführen, etwa das Genossenschaftswohnen”, erklärt Markus Fäßler. VN/Steurer

Volksschule als Priorität

Kostenintensiv ist jedenfalls ein anderes Projekt, das Fässler und Fäßler als Toppriorität verorten: die Volksschule Forach. “Wir brauchen sie”, sagen beide. Vorwürfe, wonach die Bodenverhältnisse zu hohe Baukosten auslösen, weisen die Kandidaten zurück. Alternativgrundstücke wären etwa viel teurer gewesen, erklärt Fäßler. Fässler sieht auch das Land am Zug: “Die Schulbauverordnung verlangt den Gemeinden zu viel ab.” Vorarlberg sei beim Bau immer im Topsegment unterwegs. “Das kostet zu viel Geld. Wir müssen einfacher bauen.”

Wahldiskussion in Dornbirn: Was Fäßler und Fässler eint, was sie trennt
Die Diskussion lief gesittet ab. VN/Steurer

Teuer ist auch das Wohnen in Dornbirn, wo sich die Unterschiede zwischen Fässler und Fäßler verdeutlichen. Der ÖVP-Kandidat sagt, es sei im gemeinnützigen Wohnbau sehr viel passiert. Der SPÖ-Kandidat meint, es wurde zu wenig gemacht. “Wir stagnieren derzeit beim Anteil der gemeinnützigen Wohnungen.” Auch brauche es neue Konzepte in Vorarlberg, wie das Genossenschaftswohnen. Bei bestehenden gemeinnützigen Wohnbauten brauche es eine Verdichtung nach innen. Fässler sieht in der Verdichtung nach innen und in die Höhe ein generelles Rezept für den Wohnbau. Positiv sieht der ÖVP-Kandidat die Zusammenarbeit mit den sozialen Wohnbauträgern. 

Verwandtschaft

Worin sie sich die Kandidaten grundsätzlich unterscheiden? “Markus’ Papa und mein Opa waren Cousins, aber wir sind unterschiedlich geprägt, Markus zum Beispiel in der Gewerkschaft und ich stärker in der Privatwirtschaft”, sagt Julian Fässler. Markus Fäßler antwortet mit Humor: “Der größte Unterschied liegt bei 25 bis 30 Kilo.”

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Der Bereich Dornbirner Ach bis zur Furt entspricht eigentlich gar nicht mehr dem, was und wie ein Flussbett sein sollte. Dieses Gebiet sollte so renaturiert werden, wie man es etwa am Alten Rhein gemacht hat. Das kostet nicht wahnsinnige Summen und würde ein Naherholungsgebiet für Mensch und Tier darstellen. Maletic Vlara
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Die geopolitische Lage ist derzeit besorgniserregend. Der Spielraum einer Stadt ist extrem gering. Der künftige Bürgermeister muss Netzwerke bilden, sich stark machen und nicht nur auf den Bahnhof schauen. Wobei am Bahnhof: Hier müsste man ein Alkoholverkaufsverbot beim Sutterlüty durchbringen. Hermann Wirth
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Was die Sicherheitslage in der Stadt Dornbirn anbelangt, muss man intern in der Polizei regeln, dass alles ordnungsgemäß läuft, eine gute Führung im Amt ist und dass die Polizistinnen und Polizisten wieder motiviert sind und gerne in die Arbeit gehen. Hier wird deutlich zu wenig getan. Motivation ist das allerwichtigste. Sabine Halbeisen