“Es ist vorstellbar, dass der Lufthunderter in Vorarlberg in Zukunft aufgehoben wird”

Die IG-L-Geschwindigkeitsbegrenzung fällt in der Steiermark weitgehend. In Vorarlberg beobachtet Christof Bitschi die Lage.
SChwarzach Seit Karfreitag ist der Lufthunderter in der Steiermark weitgehend Geschichte. Zumindest wurde die Geschwindigkeitsbeschränkung auf Abschnitten der Süd- (A2) und Phyrnautobahn (A9) abgeschafft. „Damit entlasten wir täglich tausende Pendler“, wirbt Landeshauptmann Mario Kunasek (FPÖ) für die Entscheidung. Sein Parteikollege, Vorarlberger Landesstatthalter und Verkehrslandesrat Christof Bitschi, kann dem Vorgehen einiges abgewinnen. „In anderen Bundesländern mit mehreren und oft viel längeren Abschnitten mit einem Lufthunderter ist diese Beschränkung zu einer unverhältnismäßigen Belastung für Autofahrerinnen und Autofahrer geworden“, sagt er auf VN-Anfrage. In Vorarlberg ist die Strecke mit dem Lufthunderter überschaubar. Bitschi will die Entwicklung der Luftqualität im Auge behalten. Der einstige Grünen-Landesrat und nunmehrige Klubobmann Daniel Zadra plädiert, bei der bestehenden Geschwindigkeitsbegrenzung zu bleiben, fordert aber auch eine Verkehrsbeeinflussungsanlage für die Rheintalautobahn. „Das wäre viel entscheidender.“ Allerdings ist dafür der Bund zuständig.

Kein Hin und Her
Das Immissionsschutzgesetz-Luft (IG-L) ermöglicht es den Bundesländern, temporäre Geschwindigkeitsbeschränkungen auf Autobahnen zu verhängen, um einen Teil der Fahrzeugemissionen zu verhindern und damit die Luftgüte zu verbessern. In Vorarlberg gibt es nur einen kurzen Lufthunderter-Abschnitt auf der Rheintalautobahn. Er befindet sich vor dem Nordportal des Ambergtunnels bei Feldkirch und ist lediglich 700 Meter lang. Hatte es im Herbst 2023 noch Überlegungen gegeben, den Lufthunderter aufzuheben, sah die Landesregierung in weiterer Folge davon ab. Das hatte mit der neuen EU-Luftqualitätsrichtlinie zu tun. Die Richtlinie ist im Dezember 2024 in Kraft getreten und sieht unter anderem neue Grenzwerte vor, etwa für Feinstaub und Stickstoffdioxid, die ab 2030 einzuhalten sind. „Wir wollten ein Hin und Her, ein Abschaffen und Wiedereinführen verhindern“, erklärt Zadra, der für den Umweltbereich zuständig war. Verkehrslandesrat war Marco Tittler von der ÖVP.

Keine zusätzlichen Abschnitte
Mittlerweile wird das Land nicht mehr von Schwarz-Grün, sondern von Schwarz-Blau regiert. Das Verkehrsressort wechselte zu FPÖ-Chef Christof Bitschi. „Betreffend des kurzen Abschnittes auf der A14 wird die Situation laufend beobachtet“, sagt er. Die Luftqualität werde ständig gemessen, die Zahlen und allfällige Veränderungen von der zuständigen Abteilung im Land ausgewertet und analysiert. „Dabei ist durchaus vorstellbar, dass der Lufthunderter in Zukunft wieder aufgehoben wird. Zusätzliche Abschnitte mit einem Lufthunderter auf der A14 gibt es keine.“

Zadra hält eine dynamische Verkehrsbeeinflussungsanlage für die beste Lösung. „Sie ist seit Jahrzehnten im Gespräch. Jetzt ist genau der richtige Zeitpunkt, Druck aufzubauen. Hier sollte sich Christof Bitschi verbeißen.“ Verkehrsminister Peter Hanke (SPÖ) und Asfinag wären gefordert, hier im Sinne einer neuen Anlage rasch zu handeln.

Bislang gibt es Pläne, eine Verkehrsbeeinflussungsanlage mit einer Reichweite zwischen Pfändertunnel und Dornbirn zu errichten. Das kann allerdings noch dauern. Die Umsetzung steht nämlich im Zusammenhang mit dem Bau der Verkehrskontrollplätze in Wolfurt und Lauterach. Weiter ist auch die einstige Verkehrsministerin Leonore Gewessler (Grüne), die die Absichtserklärung in trockene Tücher brachte, nicht gekommen.

Drei Länder ohne Lufthunderter
Zurück zum Lufthunderter: In der Steiermark bleibt er nur noch zwischen Graz Ost und West bestehen. In Kärnten gibt es Tempobeschränkungen nach IG-L auf zwei Abschnitten der A2. In Tirol findet sich permanentes „Tempo 100“ auf weiten Teilen der Inntal- (A12) sowie Brennerautobahn (A13). Der Lufthunderter zwischen Imst und Zams wurde wegen verbesserter Luftschadstoffwerte aufgehoben. In Salzburg ist er seit 2023 auf der Tauernautobahn (A10) Geschichte, da sich die Stickstoff-Grenzwerte verbessert hatten. Oberösterreich verzeichnet dank Geschwindigkeitsbegrenzung auf einem 14,7 Kilometer langen Abschnitt ab dem Knoten Linz geringere Schadstoffwerte. Verkehrslandesrat Günther Steinkellner (FPÖ) will das Tempolimit schon seit Jahren abschaffen. Umweltlandesrat Stefan Kaineder (Grüne) legte sich immer quer.
Keine Verordnung nach IG-L gibt es in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland. Ob sich Vorarlberg bald in diese Liste einreihen wird, weiß derzeit nur einer: Christof Bitschi.