Wie Arbeiten bis 70 gehen soll

Bei der IV sieht man sich durch die laufende Anhebung des Frauenpensionsalters bestätigt.
SCHWARZACH. Georg Knill, Präsident der Industriellenvereinigung (IV), ist dafür, beim Pensionsalter nach dänischem Vorbild „Richtung 70“ zu gehen. Dazu kommen wird es wohl nicht so schnell: Im Unterschied zu FPÖ, ÖVP, SPÖ und Grünen sind einzig die Neos bereit, auch nur über eine Abkehr vom bestehenden Alter zu reden. Das ergibt keine Mehrheit. Trotzdem stellt sich die Frage: Wie soll das allenfalls gehen?

In Dänemark wird das gesetzliche Pensionsalter alle fünf Jahre um ein Jahr angehoben. Derzeit beträgt es 67. 2030 wird es auf 68, 2035 auf 69 und 2040 auf 70 steigen. Hierzulande beträgt es auf unabsehbare Zeit 65 für Männer, und wird es für Frauen gerade schrittweise daran herangeführt. Nach ursprünglich 60 beläuft es sich heuer auf 61. 2033 wird es sich ebenfalls um 65 handeln: „Im europäischen Vergleich ist das ein Höllentempo“, erklärt Christine Mayrhuber, Vorsitzende der Alterssicherungskommission.
Mehr kann sich ihren Angaben zufolge vorerst nicht ändern. Genauer: Über 65 hinausgehen könnte man erst nach erfolgter Angleichung und das dann höchstens im „dänischen Tempo“: Bei 70 wäre man damit frühestens 2058 angekommen: „Das wäre eine Perspektive, die weniger Verwerfungen am Arbeitsmarkt verursacht“, so Mayrhuber.

Gerade durch die laufende Anhebung des Pensionsalters für Frauen sieht man sich bei der IV jedoch bestätigt: AMS-Auswertungen würden zeigen, dass sie überwiegend zu zusätzlicher Beschäftigung führe. In Vorarlberg hat die Zahl der angestellten Frauen im Alter von 60 bis 64 Jahren um über 1000 zugenommen. Dem stehen um 168 mehr Arbeitslose gegenüber.
Die Bundesregierung beschränkt sich vorerst darauf, das faktische Pensionsalter anzuheben. Neos-Sozialsprecher Johannes Gasser ist überzeugt, mit einem Nachhaltigkeitsmechanismus dafür gesorgt zu haben, dass auch über das gesetzliche Alter diskutiert werden muss, wenn sich in einigen Jahren herausstellt, dass die Maßnahmen nicht ausreichen. „Fakt“ sei schließlich: „Jedem ist klar, dass wir nicht immer kürzer in ein System einzahlen können, von dem wir aufgrund der steigenden Lebenserwartung immer länger profitieren.“

Das pinke Modell sieht eine „Flexipension“ ab 62 vor, bei der man mit genügend Versicherungsjahren ab 62 mit Abschlägen in Pension gehen oder länger arbeiten kann, dann aber Zuschläge erhält.
Wo bleibt jedoch der Faktor Gesundheit? 2019 hat Statistik Austria eine Untersuchung dazu durchgeführt, und festgestellt, dass Männer, die maximal über einen Pflichtschulabschluss verfügen, nur eine „Lebenserwartung in sehr guter oder guter Gesundheit“ von 54,1 Jahren haben. Bei Frauen handelt es sich um 56. Lediglich bei Akademikerinnen und Akademikern sind es mehr als 70 (70,9 bzw. 71,6). Dass bedeutet, dass der Durchschnitt so lange ohne größere Einschränkungen lebt bzw. dass es danach mit ebensolchen beginnt.
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„Für Schwerarbeiter und jene Menschen, die nicht länger arbeiten können, wird es weiterhin Sonderregelungen geben“, erklärt Gasser: „Daran rüttelt niemand.“ Man müsse aber auch sehen, dass viele Mitte 60 noch mitten im Leben stehen würden und sich manche selbst mit 70 oder darüber hinaus einen Ruhestand gar nicht vorstellen könnten, so der Mellauer: „Sie können und wollen noch etwas breitragen, und das sollten wir unterstützen.“