Fidler: “Höhere Gesundheitskosten internationales Problem”

Die Verluste der Krankenanstalten sind zwischen 2019 und 2024 deutlich gestiegen. Gesundheitsexperte Fidler warnt vor Tricks zur Kostenreduzierung. Langfristige Reformen sind gefragt.
Schwarzach Wie entwickeln sich die finanziellen Verluste in den Vorarlberger Krankenanstalten? Das wollten die SPÖ-Landtagsabgeordneten Manuela Auer, Mario Leiter und Reinhold Einwallner im Rahmen einer Anfrage von Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher (ÖVP) wissen. Das Fazit: Insgesamt stiegen die Spitalsabgänge von 2019 bis 2024 in allen Landeskrankenhäusern und Krankenhäusern.
Die Landesregierung hat erst im April drei Spitalbudgets abgesegnet. Bekannt ist also bereits, dass das Landeskrankenhaus Bregenz in diesem Jahr mit einem Verlust von fast 60 Millionen Euro rechnet. Im Vorjahr betrug der Verlust noch rund 56 Millionen Euro. Im großen Landeskrankenhaus Feldkirch wird im Vorarlberger Vergleich sehr kostendeckend gearbeitet. Dennoch gab es 2022 ein Minus von knapp 92 Millionen, 2023 von etwa 113 Millionen und 2024 von bereits rund 124 Millionen Euro.
Im Vorjahr betrug der Verlust in allen Vorarlberger Krankenanstalten insgesamt 316 Millionen Euro. Im Jahr 2023 waren es noch rund 284 Millionen und im Jahr zuvor 209 Millionen Euro.
Problematische Gewinnorientierung
Die steigenden Gesundheitskosten seien ein internationales Phänomen, betont Gesundheitsexperte Armin Fidler. Gründe seien unter anderem die Inflation und die Erhöhung der Personalkosten. “In Krankenhäusern fällt das besonders ins Gewicht. Hier dreht sich alles um das Personal”, sagt er. Hinzu kommen Bauvorhaben, wie die Fertigstellung der Psychiatrie in Rankweil.
Angesichts des Spardrucks auf die Länder gewinnt das Thema jedoch zusätzlich an Brisanz. Krankenkassen und Bund sind zwar an der Finanzierung beteiligt. Aber die Länder und Gemeinden müssen für die Verluste der Spitäler aufkommen. Gesundheit und Soziales machen zusammen ein Drittel des Landesbudgets aus. Die Kostensteigerungen sollen nun durch eine Reform der Krankenhauslandschaft eingedämmt werden. Zusammenlegungen stehen im Raum. Gegenüber der VN schloss Gesundheitslandesrätin Rüscher auch Schließungen nicht kategorisch aus.
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Druck auf Ärzte in Deutschland
“Aber ein Gesundheitssystem wie jenes in Österreich wird sich mit Null Abgang nicht ausgehen”, sagt Fidler. Das sei auch in gewinnorientierten Gesundheitssystemen, wie es etwa private sind, nur mit Tricks und Anreizen möglich, “die nicht unbedingt im Sinne des Patienten sind”, sagt der Gesundheitsexperte. Er richtet als Beispiel den Blick nach Deutschland: “Dort besteht eine größere Spitalsinfrastruktur, die gewinnorientiert sein muss. Es steigt der Druck, etwa auf Oberärzte in der Chirurgie, gewisse ‚Verkaufszahlen‘ zu erreichen.” Das könne zu unnützen Operationen führen.
Fidler sagt ganz klar: “Mit unserem System wären wir eigentlich gut aufgestellt. Aber ein Problem ist die Finanzierung aus einer Hand.” Zugespitzt formuliert: Alles, was extramural, also nicht stationär passiert, geht die Krankenhauserhalter nichts an, und alles, was intramural passiert, geht die Gesundheitskasse nichts an. “Hier kann man in vielen Fällen den Ball hin und her spielen. Das ist sicher nicht gut.”

Verpasste Reform
“Das Problem kennen wir eigentlich seit Jahrzehnten. Als man es bei der Reform des Sozialversicherungssystems angehen hätte können, hat man es bei der schwarz-blauen Regierung vergeigt”, sagt Fidler. Man hätte etwa eine österreichische Gesundheitskasse schaffen können, mit einem Hauptverband und neun Länderkassen, die semi-autonom agieren können. “Den intramuralen Bereich in den Krankenhäusern hat man gar nicht angetastet”, resümiert Fidler. Es handle sich also um kein technisches, sondern ein politisches Problem, ergänzt er. “Man will gewisse Strukturen nicht antasten.”