“All you can eat-Buffet” für den Wolf? Probleme der Alpwirtschaft im Fokus

Landtag diskutiert über aktuelle Herausforderungen auf der Alpe. Opposition vermisst konkreten Vorstoß.
Bregenz Fehlendes Personal, Bürokratie, Klimawandel, wirtschaftlicher Druck, TBC und nicht zuletzt der Wolf: In der aktuellen Stunde der letzten Landtagssitzung vor der Sommerpause am Donnerstag standen die schwierigen Bedingungen für die Vorarlberger Alpwirtschaft im Mittelpunkt. Die FPÖ gab das Thema der breit angelegten Debatte vor. Die Opposition vermisste einen konkreten Vorstoß, wie die heimische Alpwirtschaft besser unterstützt werden könnte. „Gekommen ist nichts, nicht einmal eine Idee zur Entbürokratisierung“, kritisierte die grüne Abgeordnete Christine Bösch-Vetter. Landesrat Christian Gantner (ÖVP) pochte auf „proaktive Regulierung“ beim Wolf.
Über 500 bewirtschaftete Alpen
Zunächst hatte der Mandatar Robert Blum (FPÖ) das Wort. Er lieferte Zahlenmaterial: In Vorarlberg gibt es rund 1000 Älplerinnen und Älpler, über 500 bewirtschaftete Alpen, etwa 40.000 Tiere werden jährlich im Sommer hinaufgetrieben. Die Bedeutung für Natur, Tourismus und die Versorgung mit regionalen Lebensmitteln sei hoch. Es fehle aber oft an geeignetem Personal, dazu komme wirtschaftliche Unsicherheit und Probleme durch TBC und Wolf. „Viele Landwirte überlegen sich, ob sie ihre Tiere überhaupt noch hinauftreiben sollen.“

Auch Bösch-Vetter erläuterte, dass die Arbeit auf der Alpe viel mit Leidenschaft, Idealismus und Verantwortungsgefühl gegenüber vorherigen Generationen zu tun habe: “Das macht niemand, um das große Geld zu verdienen.” Gleichzeitig gelte: “Die Alpwirtschaft, wie wir sie uns traditionell vorstellen, ist die nachhaltigste Form der Viehhaltung überhaupt.” Die Abgeordnete kritisierte einmal mehr die Übernahme der Vorarlberg Milch durch die niederösterreichische Nöm. Das intensive Betriebsmodell im Tal passe nicht mehr mit der Alpwirtschaft in den Bergen zusammen.
Fabienne Lackner (Neos) bezeichnete die Alpwirtschaft als “oberstes Stockwerk der Landwirtschaft.” Sie habe sich verändert, nicht nur durch gesellschaftliche Wandlungen, sondern auch durch andere Marktbedingungen. Das könne auch eine Chance sein. “Immer mehr Menschen fragen, wie produziert wird.” Fest steht ihr zufolge außerdem, dass die Alpen kein “All you can eat-Buffet” für den Wolf sein dürften. Aber er sei auch nicht der pauschale Feind.
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Der SPÖ-Abgeordnete Reinhold Einwallner erklärte ebenfalls, auf einen entsprechenden Antrag oder Vorstoß gewartet zu haben. Er pochte überdies auf einen sorgsamen Umgang mit öffentlichem Geld und kritisierte die Vorgangsweise des Landes beim geplanten Schlachthof in Rankweil. Über drei Millionen Euro würden ausgegeben. Anders als eine große Supermarktkette habe das Land aber versäumt, sich Mitsprachemöglichkeit zu sichern.
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“Kann Ihnen Wolf nicht ersparen”
Gegen Ende der Debatte ergriff Agrarlandesrat Gantner von der ÖVP das Wort: “Jede Kuh, die im Tal wegfällt, fehlt uns letztlich auch auf der Alpe und bei der Bewirtschaftung der Alpe.” Das müsse bei Diskussion über Bodenverbrauch oder Milchwirtschaft mitgedacht werden. Überdies brauche es neben Wertschätzung für die Älpler auch Wertschöpfung. Gantner erwähnte TBC als Herausforderung, wo gemeinsame Anstrengungen aller Beteiligten notwendig seien, und ergänzte: “Ich kann Ihnen den Wolf leider heute nicht ersparen.”
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Dem Landesrat zufolge ist nicht das Raubtier, sondern die Alpwirtschaft in Gefahr. Demnach ist es für ihn erfreulich, dass der Schutzstatus auf EU-Ebene vor Kurzem herabgestuft worden ist. “Unser Ziel ist es, dass wir eine proaktive Regulierung in diesem Bereich machen können, wie man das bei anderen Tieren auch macht. Nicht um etwas auszurotten oder zu gefährden, sondern um die Natur ins Gleichgewicht zu bringen.”