Rascher Ausbau von gemeinnützigem Wohnbau gefordert

Armutskonferenz, SPÖ und AK kritisieren den Status quo. Das Land verwehr sich gegen Vorwurf der “Schönfärberei.”
Schwarzach Das Thema Wohnen beschäftigt Österreich. Während die SPÖ auf Bundesebene auf die Mietpreisbremse auch für private Mietverhältnisse treten will, steht in Vorarlberg aktuell der gemeinnützige Wohnbau im Vordergrund der Debatten. Das Land sei weiterhin das Bundesland mit dem geringsten Anteil an gemeinnützigen Wohnungen, kritisiert Michael Diettrich von der Armutskonferenz Vorarlberg. Gleichzeitig gehören die Wohnpreise in Vorarlberg zu den höchsten Österreichs.
Diettrich bezieht sich in seiner aktuellen Kritik auf eine Presseaussendung von Landesrat Marco Tittler (ÖVP). Demnach waren im Vorjahr bei den Gemeinden 6126 Anträge auf eine gemeinnützige Miet- bzw. Kaufanwartschaftswohnung oder “betreutes Wohnen” vorgemerkt. Das seien 338 Anträge oder 5,2 Prozent weniger in sieben Jahren. “Das ist wahrlich keine Glanzleistung!”, kritisiert Diettrich. Im Büro von Landesrat Tittler sieht man das auf Nachfrage anders. Es habe in diesem Zeitraum einen starken Bevölkerungszuwachs von mehr als 17.500 Personen gegeben. Dennoch sei die Zahl der Wohnungsbewerbungen seit 2018 von (damals) 6464 Anträgen rückläufig.
Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Iframely angezeigt.
58 Millionen für gemeinnützigen Bereich
Der Sprecher der Armutskonferenz weist zudem darauf hin, dass Daten und
Aussagen, etwa zur tatsächlichen Jahresbauleistung, nicht überprüft werden können. Somit könne man sich vorerst weiterhin nur auf eine der Armutskonferenz vorliegende Schätzung der Gemeinnützigen Bauvereinigungen verlassen: Der zufolge ist die Bauleistung im Vorarlberger gemeinnützigen Wohnbau zurückgegangen. 2024 seien noch weniger gemeinnützige Wohnungen
fertiggestellt als in den Vorjahren und auch weniger bewilligt, kommentiert Michael Diettrich: “Dass Ende 2024 624 gemeinnützige Wohnungen im Bau waren, sagt diesbezüglich gar nichts aus.” Er spricht von einer “Schönfärberei”.
Im Büro des Landesrats weist man diese Vorwürfe zurück: “Es wird hier keinesfalls Schönfärberei betrieben. Wir geben im Bericht, wie übrigens jedes Jahr, ausschließlich die Zahlen wieder – wir interpretieren nicht, sondern zeigen die Fakten auf.” Inhalt und Struktur des Berichts seien seit Jahren gleichbleibend, um Vergleichbarkeit gewährleisten zu können. Zwischen Förderzusage und Bezug einer Wohnung liegen meist zwei bis drei Jahre. Da diese zeitliche Verzögerung je nach Projekt unterschiedlich ausfallen kann, hat der Bund im Rahmen des Wohnbaupakets die Zahl der Förderzusagen als entscheidende Kennzahl definiert, erklärt ein Mitarbeiter im Büro von Marco Tittler. Auch das Land kommuniziere seit Jahren diese Kenngröße, um Verzerrungen möglichst zu eliminieren.
Der Bund gibt vor, dass 450 Einheiten pro Jahr entstehen müssen, das setze Vorarlberg um. “Im Voranschlag 2025 sind im Finanzierungshaushalt für Darlehen, Zinszuschüsse, Einmalzuschüsse sowie Annuitätenzuschüsse in Summe rund 58 Millionen Euro für den gemeinnützigen Bereich vorgesehen”, informiert das Büro des Landesrats.
Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Iframely angezeigt.
AK fordert mehr gemeinnützigen Wohnbau
Aus der Opposition gibt es dennoch Rufe nach einem schnellen Ausbau. So fordert SPÖ-Chef Mario Leiter bereits 11.000 gemeinnützige Wohnungen in fünf Jahren. Dass das derzeitige Angebot noch nicht ausreicht, kritisiert auch die Arbeiterkammer. Bei gemeinnützigem Wohnbau handle es sich um den “wirkungsvollsten Hebel zur Wohnkostendämpfung”, sagt etwa AK-Präsident Bernhard Heinzle erst im Juni. Damals wurde eine AK-Wohnumfrage an 2400 Personen aus Vorarlberg präsentiert. Im Schnitt geben die Haushalte ein Drittel ihres Einkommens für Wohnen aus. In Haushalten mit niedrigen Einkommen sind es bis zu 44 Prozent.