Gesundheitshotline 1450 zieht nach Bludenz

Der Umzug bringt organisatorische und finanzielle Veränderungen mit sich – und möglicherweise neue Regeln für Patienten.
Schwarzach Krankenhäuser sind der teuerste Puzzlestein in der Gesundheitsversorgung. Auch aus dem Grund, um die Ambulanzen zu entlasten, wurde im April 2017 die Gesundheitshotline 1450 eingerichtet. Das Land gehörte neben Wien und Niederösterreich zur Pilotregion. Mit gutem Grund: Allein in Vorarlberg werden 500.000 Ambulanzfrequenzen pro Jahr verzeichnet. Nun wird 1450 aus dem Roten Kreuz herausgelöst und übersiedelt von Feldkirch nach Bludenz. SPÖ-Chef Mario Leiter wollte im Rahmen einer Anfrage Details zu Kosten und Nutzen dieser Neuausrichtung von der zuständigen Landesrätin Martina Rüscher erfahren.
Nach acht Jahren wird der Standort der Gesundheitshotline 1450 von Feldkirch nach Bludenz verlegt. Die Hotline wird derzeit vom Roten Kreuz betrieben, ab Juli 2026 übernimmt die “Gesundheit Vorarlberg GmbH” (GVG) – ein Gemeinschaftsunternehmen von Land Vorarlberg (40 %), ÖGK (40 %) und KHBG (20 %). Aktuell ist die Geschäftsführung interimistisch durch eine Doppelspitze (Mitarbeiter des ÖGK und Bedienstete des Landes) besetzt und wird im Rahmen der jeweiligen Dienstverhältnisse ohne zusätzliche Abgeltung (mit)erledigt. Die Stelle soll jedoch ausgeschrieben werden.
Gesundheitscampus Bludenz als Favorit
Rüscher begründet die Neuorganisation mit der inhaltlichen Ausrichtung: Das Rote Kreuz sei primär im Rettungswesen tätig und habe “nicht das Gesundheitswesen zum zentralen Inhalt”. Zudem werde mehr Platz benötigt. Der neue Standort soll der Gesundheitscampus Bludenz werden, wo im Erdgeschoss 266 Quadratmeter zur Verfügung stehen. Die Jahresmiete samt drei Tiefgaragenplätzen soll rund 58.000 (ohne USt) Euro betragen. Das Land selbst verfüge über keine geeigneten Immobilien. Der Personalstand von 16,35 Vollzeitäquivalenten soll vorläufig so bleiben.
Zur Kostenentwicklung: Zwischen 2020 und 2024 beliefen sich die Förderungen durch den Landesgesundheitsfonds (LGF) abzüglich der Covid-Förderungen auf rund 6,73 Mio. Euro. Für 2025 sind 1,75 Mio. Euro und für 2026 etwa 1,81 Mio. Euro veranschlagt. Die Sozialversicherung beteiligt sich jährlich mit 160.000 bis 205.000 Euro. Durch den Trägerwechsel entstehen keine zusätzlichen laufenden Kosten, betont Rüscher – im Gegenteil, Systemkosten des Roten Kreuzes entfallen. Für 2026 wird mit einem Gesamtaufwand von rund 1,76 Mio. Euro gerechnet.
Die einmaligen Übersiedlungskosten werden auf 350.000 Euro geschätzt: 97.000 Euro für technische Ausstattung, 153.000 Euro für Büroeinrichtung und 100.000 Euro für rechtliche und projektbezogene Beratung.
Viele “Selbstzuweiser” im Spital
Künftig soll über die Hotline auch die Terminvergabe laufen. Bei Ambulanzbesuchen, trotz anderer Empfehlungen durch das 1450-Fachpersonal, denkt Rüscher über eine Gebühr nach. Denn rund ein Viertel der Ambulanz-Patienten sind “Selbstzuweiser”, von denen nur 40 Prozent tatsächlich spitalsbedürftig waren. Viele suchten das Spital auf, weil es dort vermeintlich schneller und einfacher gehe, das belegen Untersuchungen, die seit 2010 laufen. Dennoch benötige es zunächst “wesentliche Ausbauschritte bei der Patientenversorgung”, räumt Rüscher ein. Patientinnen und Patienten müssten eine entsprechende Versorgung im extramuralen Bereich (also außerhalb der Spitalsmauern) in “örtlich und zeitlich adäquater Form” vorfinden.
Ein Blick auf die Zahlen zeigt, dass 1450 schon bislang gut genutzt wird. Ziel der Hotline ist es, bei akuten Gesundheitsproblemen an die richtigen Stellen zu vermitteln oder gleich konkrete Anweisungen zu geben. Immerhin 65.000 Anrufe gingen im Vorjahr ein, während der Pandemie war das Aufkommen viel höher. Im Februar startete das Land das Projekt “1450-Code”, um den Nutzen der Hotline bei der Patientenlenkung zu überprüfen, die VN berichteten.