Kritik an Ausstattung im Rettungswesen: “Jahrelange Belastungen machen krank”

Sanitäter und Betriebsrat sieht einiges an Verbesserungspotenzial. Rotes Kreuz verweist auf aktuellen Stand der Technik.
Schwarzach, innsbruck Es gibt in vielen Bereichen Handlungsbedarf. Das ist das Ergebnis einer Umfrage unter Vorarlberger Sanitäterinnen und Sanitätern, die zuletzt für Aufregung gesorgt hat. Nun legt Stefan Wehinger, Notfallsanitäter und Betriebsrat beim Roten Kreuz in Innsbruck, nach: “Jeder Arbeitgeber in Österreich hat dafür zu sorgen, dass die Arbeitsmittel auf dem aktuellen Stand der Technik sind und Gefahren im Job so gut wie möglich begegnen.” Dazu bestehe eine gesetzliche Verpflichtung. Im Rettungsdienst gebe es aber Verbesserungsmöglichkeiten, die nicht flächendeckend genutzt werden. Das gelte auch für Vorarlberg. Das Rote Kreuz weist Kritik an der Ausrüstung zurück.
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Hydraulische Unterstützung
Die Befragung hatte sich mit der Frage auseinandergesetzt, wie es den Rettungskräften in Vorarlberg geht. Marcel Hagen, Sanitäter in Deutschland seit vielen Jahren, konzipierte sie gemeinsam mit Florian Zahorka vom Bundesverband Rettungsdienst BVRD. 127 Personen nahmen teil. Ein Ergebnis war unter anderem, dass es an moderner Ausstattung mangelt. Das betrifft zum Beispiel Tragen mit hydraulischer Unterstützung, die es noch nicht überall gibt. Betriebsrat Stefan Wehinger verwundert dieses Resultat nicht. Schon länger weist er auf Verbesserungspotenzial bei den Arbeitsmitteln im Rettungswesen hin. Er betont: “Wenn ich jahrelang Belastungen auf der Wirbelsäule habe, dann macht mich das krank. Strukturschäden sind zu erwarten.” Alle Mitarbeitenden hätten die gleichen Möglichkeiten verdient. “Auch der Zivildiener soll sich sein Kreuz nicht kaputt machen.”
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Dem Notfallsanitäter in Innsbruck zufolge braucht es neben den modernen Tragen dringend elektrische Raupenstühle, sowohl im Rettungs- als auch im Krankentransport. Denn zum Teil müssten Patientinnen und Patienten mehrere Stockwerke getragen werden. Auch Fahrzeuge mit Niederdach sollten in Österreich der Vergangenheit angehören. “Aufgrund der dadurch notwendigen Zwangshaltungen sind sie einfach nicht mehr zeitgemäß.” Zudem fehle es oft an Hilfsmitteln, beispielsweise Rollboards für das Umlagern von Patientinnen und Patienten. “In jedes Auto mit einer Liege gehört ein solches”, erklärt Wehinger. Der Sanitäter bemüht sich zu betonen: “Im Rettungsdienst ist die Belastung durch die Aufgabe bis zu einem gewissen Grad nachvollziehbar. Wenn ich jemanden zum Beispiel aus einem Straßengraben ziehe, ist das nicht rückenschonend. Aber es geht mir um die vermeidbaren Belastungen. Da gibt es einfach sehr viele.”

Janine Gozzi, Geschäftsführerin des Roten Kreuzes in Vorarlberg, erklärte zuletzt, dass die Umstellung auf elektrische Tragen im Land bereits begonnen habe. Genaue Zahlen und den Fahrplan nennt eine Sprecherin der Organisation auf VN-Anfrage aber nicht. Ebenso bleibt offen, wie der aktuelle Stand bezüglich elektrischen Raupenstühlen, Fahrzeugen mit Niederdach oder technischen Hilfsmitteln aussieht. “Details zu Ihren Anfragen würden ganze Seiten füllen und könnten nur zur Verwirrung beitragen”, hieß es. Einsatzfahrzeuge sowie Ausrüstung seien aber auf dem neuesten Stand der Technik in Österreich. Durch laufende Investitionen werde das abgesichert.

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Das betriebliche Gesundheitsmanagement setze sich intensiv mit den Arbeitsbedingungen auseinander und treffe alle erforderlichen Maßnahmen für optimale und sichere Bedingungen im Alltag, teilt die Sprecherin weiter mit. “In Arbeitsgruppen werden sowohl die Ausstattung, Ausrüstung, wie auch die Arbeitsbedingungen im Bereich des Rettungs- und Krankentransportes laufend auf Herz und Nieren geprüft und bei Bedarf selbstverständlich angepasst.”