Nach Nenzing folgt Wien: Letztes großes Ankunftszentrum für Ukrainer macht zu

Politik / 16.10.2025 • 14:27 Uhr
Nach Nenzing folgt Wien: Letztes großes Ankunftszentrum für Ukrainer macht zu
Das Ankunftszentrum in Nenzing nahm im Jahr 2022 den Betrieb auf. VN/Paulitsch

Flüchtlingskoordinator für ukrainische Vertriebene appelliert an die Länder. Vorarlberg sieht aber andere in der Pflicht.

Schwarzach Die Unterkunft für Geflüchtete aus der Ukraine in der Tennishalle Nenzing ist bald Geschichte. Sie erfüllte als Erstaufnahmezentrum für ukrainische Kriegsvertriebene eine besondere Aufgabe. Dort können die Menschen sich nach der Ankunft in Österreich anmelden, werden medizinisch versorgt, beraten und bekommen ein temporäres Quartier. Neben einer kleineren Einrichtung in Linz gibt es eine solche Anlaufstelle nur noch im Wiener Bezirk Hietzing. Zumindest derzeit noch. Doch er Standort ist zunehmend am Limit und macht nun ebenfalls mit Jahresende zu. An der Entscheidung aus Vorarlberg gibt es viel Kritik. Asyllandesrat Daniel Allgäuer (FPÖ) bleibt jedoch dabei: Die Unterkunft in Nenzing schließt. Das könne auch nicht mehr rückgängig gemacht werden.

Zentrum in Wien ausgelastet

Ukrainische Flüchtlinge haben einen Sonderstatus als Kriegsvertriebene. Sie müssen keinen Asylantrag stellen und dürfen im Unterschied zu Asylwerberinnen und Asylwerbern auch arbeiten. Anfang 2025 lebten laut Integrationsfonds rund 88.000 Menschen mit ukrainischer Staatsangehörigkeit in Österreich. Die Tennishalle in Nenzing ist nicht das einzige Erstaufnahmezentrum für die Vertriebenen aus der Ukraine, das heuer schließt. Aktuell bleibt nur das Ankunftszentrum und Notquartier in Wien als einziger großer Anlaufpunkt übrig. Doch auch dort soll Ende des Jahres Schluss sein. Das bestätigt eine Sprecherin des Fonds Soziales Wien auf VN-Anfrage. Man habe das Innenministerium schon informiert. Die Unterkunft gilt als stark ausgelastet. Seit Anfang September sind die Kapazitäten tätglich voll erreicht, sagt die Sprecherin. Das liege nicht zuletzt daran, dass es in den anderen Bundesländern und vom Bund kein oder nur sehr geringes Angebot für Ukrainerinnen und gebe und nicht ausreichend Menschen in die Landesgrundversorgung übernommen würden.

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Andreas Achrainer ist Flüchtlingskoordinator für Vertriebene aus der Ukraine. APA/Manhart

Der Flüchtlingskoordinator für ukrainische Vertriebene, Andreas Achrainer, kritisiert die Schließungen. “Der Krieg geht unvermindert weiter und deshalb muss auch unsere Hilfe unvermindert weitergehen”, fordert Achrainer, der auch Chef der Bundesbetreuungsagentur BBU ist. Er verweist darauf, dass im September mehr als 2000 Menschen nach Österreich geflüchtet sind. “Die Schließung der Ankunftszentren reißt eine Lücke in die Aufnahmekapazitäten und ich appelliere an die Verantwortlichen in den Bundesländern, diese Lücke schnell zu schließen.”

Nach Nenzing folgt Wien: Letztes großes Ankunftszentrum für Ukrainer macht zu
Asyllandesrat Allgäuer zufolge kann die Entscheidung nicht rückgängig gemacht werden. VN/Hartinger

Die Landesregierung denkt aber nicht daran und sieht andere am Zug. “Die Investitionskosten waren viel zu hoch, um die Halle in Nenzing sicher und bewohnbar offenzulassen”, erklärt eine Sprecherin von Landesrat Allgäuer. Die Entscheidung könne auch nicht mehr rückgängig gemacht werden. “Die Tennishalle befindet sich bereits im Rückbau.” Vorarlberg erfülle die mit dem Bund vereinbarte Quote zur Flüchtlingsunterbringung fast zu 90 Prozent, andere lägen hingegen bei 50 Prozent. Man wolle auch kein anderes Quartier eröffnen, solange die übrigen Länder, mit Ausnahme Wiens, noch Aufnahmekapazitäten hätten. Zudem gebe es im Notfall Übernachtungsmöglichkeiten, etwa für Schwangere, Kinder oder Kranke, über die Caritas. Bis dato habe es aber noch keinen Bedarf danach gegeben. Die Vertreterin vom Fonds Soziales Wien argumentiert, dass die Bundeshauptstadt ihre Quote zu 200 Prozent erfüllt.

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Das Zentrum in Nenzing ist vom privaten Unternehmen ORS betrieben worden. Jene Personen, die sich zuletzt noch in der Halle befanden, leben nun in Unterkünften der Caritas, erklärt die Sprecherin Allgäuers. 1146 ukrainische Vertriebene befinden sich derzeit in Vorarlberg in der Grundversorgung.