Spitalsreform: Wie man es nicht machen sollte

Politik / 05.11.2025 • 16:16 Uhr
Spitalsreform: Wie man es nicht machen sollte

Das Spitalwesen ist teuer. Und in Zukunft wird es noch teurer. Die Lebenserwartung steigt, die Menschen werden immer älter und das nicht immer gesund. Gleichzeitig gilt die Suche nach qualifiziertem Personal als Herausforderung. Deshalb ist es logisch, dass sich einzelne Krankenhäuser auf bestimmte Bereiche spezialisieren sollen. Es ergibt keinen Sinn, alle Abteilungen in einem kleinen Land wie Vorarlberg überall anzubieten. Hier ist Kirchturmdenken fehl am Platz. Nicht jede Stadt braucht eine Orthopädie, eine Urologie, eine Geburtenstation. Allerdings zeigen die Reformpläne des Landes und der Streit mit der Stadt Dornbirn derzeit vor allem eines: Wie man es nicht machen sollte.

Zum einen lässt die Kommunikation zu wünschen übrig. Es ist sehr löblich, möglichst viele Beteiligte in die Entscheidungen mit einzubeziehen. Doch was genau in den sogenannten partizipativen Strukturdialogen besprochen wurde, liegt im Dunkeln. Dabei handelt es sich um ein Thema, das längst nicht nur die Politik, Ärztinnen und Ärzte, sowie Pflegekräfte betrifft. Es geht auch um die Patientinnen und Patienten, eine Gruppe ohne Lobby. Dass der Umgang mit Spitälern viele Menschen aufwühlt und sogar wahlentscheidend sein kann, hat die Steiermark gezeigt. Patientinnen und Patienten müssen bei so einem weitreichenden Prozess, wenn schon nicht gehört, zumindest mitgenommen werden.

Doch die Landesregierung verabsäumte es, klar zu kommunizieren, in welche Richtung die Reformpläne gehen. Immer wieder sickerten einzelne Details durch – ohne diese aber zu erklären, geschweige denn in einen größeren Kontext zu setzen. Vielmehr erzeugten sie maximale Verwirrung. Muss die Geburtenstation in Dornbirn schließen? Was passiert mit der Kinderabteilung? Mit der Orthopädie und Traumatologie? Niemand kennt sich aus. Doch anstatt für mehr Klarheit zu sorgen, verwies das Land gebetsmühlenartig auf die morgen angesetzte Pressekonferenz. Das Ergebnis: Nicht nur in der Bevölkerung regt sich Unmut, was sich sehr deutlich am hohen Zulauf zu einer Petition zeigt. Auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Dornbirn protestieren. Sie sind zu Recht entsetzt, dass gerade sie, die in der ersten Reihe stehen, am wenigsten wissen.

Wie konnte es so weit kommen? Stadt und Land schieben sich gegenseitig die Schuld zu. Nehmen wir das Beispiel Gynäkologie und Geburtshilfe in Dornbirn. Kommt alles wie kolportiert, muss diese Abteilung schließen und nach Bregenz wandern. Mitarbeitende verweisen darauf, dass es in den letzten Jahren unter einem gemeinsamen Primar Bemühungen gab, die Abteilungen in Dornbirn zusammenzuführen. Nun kommt es umgekehrt. Werden diese internen Strukturprozesse ignoriert? Dazu kommt, dass zertifizierte Zentren wie jenes für Brustgesundheit oder gynäkologische Unterbauchtumore geschlossen und erst wieder mühsam aufgebaut werden müssen. Dass die Kreißsäle in Dornbirn gerade erst um zwei Millionen Euro modernisiert wurden, ist ein weiterer Aspekt, der bei einer Zusammenführung zu einer Abteilung in Bregenz, die künftig 2400 Geburten zu stemmen hat, nur schwer erklärbar sein wird.

Es ist also alles andere als nachvollziehbar, dass ausgerechnet die größte, gut ausgebaute und zentral gelegene Station in der einwohnerstärksten Stadt des Landes schließen und künftig in Bregenz aufgehen muss.