Die Verkehrsfrage rund um die Spitalsreform – “Die Sorgen sind nachvollziehbar”

Kritiker der Zusammenlegung der Geburtenstationen betonen nicht erst jetzt die Frage der Erreichbarkeit. Ein Anrainer in Bregenz hat Verständnis für die Sorgen.
Darum geht’s:
- Kritik an fehlender Bürgerbeteiligung bei Krankenhausreform.
- Bregenz bleibt Eltern-Kind-Krankenhaus, Dornbirn Unfall-Krankenhaus.
- Sorgen über lange Wege zu Geburtsstation.
Bregenz “Die Debatte wurde den Bürgern lange vorenthalten und nicht kommuniziert”, ärgert sich Kurt Angerer. Er sitzt mit seiner Frau in der Bäckerei nahe dem Landeskrankenhaus (LKH) Bregenz und fühlt sich von den politischen Entscheidungsträgern “arg getäuscht.” Dazu zählt für ihn auch, dass das Land keine 24 Stunden nach dem Protest vor dem Landhaus vergangenen Mittwoch eine ausgearbeitete detaillierte Spitalsreform vorlegen konnte. “Den Bürgern wurde ihr Mitspracherecht genommen.”

Bleibt es bei den aktuellen Plänen, wird aus dem LKH Bregenz ein Eltern-Kind-Krankenhaus, nur in Feldkirch wird es noch eine ergänzende Geburtshilfestation geben. Dornbirn soll hingegen eher in Richtung eines Unfall-Krankenhauses entwickeln, der Schwerpunkt liegt auf der Traumatologie und Orthopädie, sprich dem Bewegungsapparat und dessen Verletzungen. An beiden Krankenhäusern wird nur mehr eine Geburten-, beziehungsweise Unfallambulanz die dringendsten Notfällen abdecken.
Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Iframely angezeigt.
Nicht nur auf der Demo vor dem Landhaus wird Kritik laut, dass Bregenz ungünstig liege. Dies beginnt bei der Anfahrt, die letzten 700 Meter sind Gemeindestraßen im Wohngebiet, und endet bei der häufigen Verkehrsüberlastung rund um Bregenz. Dornbirn wiederum liegt an der Kreuzung zweier Landesstraßen.
Politik betont Vorteile
“Die Planungsrichtwerte zur Erreichbarkeit gemäß dem Österreichischen Strukturplan Gesundheit (ÖSG) werden sowohl aktuell als auch im Fall einer Standortbündelung eingehalten”, betont das Land. Sowohl Dornbirn als auch Bregenz hätten Vor- und Nachteile hinsichtlich der Erreichbarkeit, Stau spiele auch in Dornbirn eine Rolle. Das Land betont die anderen Vorteile: Größere Abteilungen erlauben mehr Spielraum bei der Dienstplanerstellung und einen besseren Umgang mit einer hohen Teilzeitquote oder Krankenständen. Die Zusammenlegungen sichern Qualität der Ausbildung durch ein breites Leistungsspektrum sowie ausreichendes Personal. Und eine Geburtenstation verlange heute nach einer Kinderheilkunde im selben Haus. “Das Risiko, im Falle von Komplikationen bei der Geburt keine adäquate Versorgung für das neugeborene Kind zu haben, ist nicht mehr zu verantworten.”
Man sei natürlich froh, dass die Geburtenstation in Bregenz erhalten bleiben soll, erklärt das Büro von Bürgermeister Michael Ritsch. Man sei schließlich in die Entscheidungsfindung nicht eingebunden gewesen. Den eigenen Krankenhausstandort will man nicht schlechtreden: So liege das LKH einen Kilometer näher am Autobahnanschluss Weidach als das Dornbirner Krankenhaus an der Anschlussstelle beim Messepark. Regelmäßiger Stau sei im ganzen Unterland von Bregenz bis Dornbirn ein Thema. Bezüglich der Verkehrsbelastung entlang der Gallusstraße zum LKH Bregenz seien der Stadt bislang keine Beschwerden bekannt.
Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Iframely angezeigt.
Abseits der letzten zwei Kilometer ändern sich die Wege durchaus. Von Egg nach Dornbirn dauert die Fahrt laut Navigationsdienste zwischen 25 und 27 Minuten. Nach Bregenz sind es 27 bis 30 Minuten. Nach Dornbirn lassen sich Staus über das Bödele umfahren, nach Bregenz über Wolfurt und Kennelbach. Glaubt man dem Online-Kartendienst Openrouteservice.org, schafft man es von Andelsbuch noch in 40 Minuten nach Bregenz. Eine Mutter aus Bezau würde in unter 40 Minuten nach Dornbirn gelangen, jedoch nicht ans LKH Bregenz. Noch von Hirschau aus wäre das Krankenhaus Dornbirn in unter 40 Minuten erreichbar.

Verständnis für Sorgen
Angerer hat vollstes Verständnis für Eltern, die sich nun wegen eventuell zu langer Wege ins Krankenhaus im Falle von unterwegs auftretenden Komplikationen besorgt sind. “Diese Sorgen sind absolut nachvollziehbar”, betont der Bregenzer. Aus diesen Überlegungen stehen er und seine Frau der Reform ablehnend gegenüber, trotz allem Verständnis für die Notwendigkeit von Sparbemühungen.