Frust nach Förderstopp

Warum ein Heizungstausch in Vorarlberg teurer wurde, als geplant – und was man jetzt beachten muss.
Dornbirn Direkt vor Manfred Lunardis Haus wurde gegraben und eine Nahwärmeleitung verlegt. Lunardi und seine Frau Franziska Sigg spielten schon länger mit dem Gedanken, ihre Gasheizung durch eine umweltfreundlichere und einfachere Heizform zu ersetzen. Nun schien der Zeitpunkt perfekt. Das war Anfang 2024 – im “goldenen Zeitalter” der Förderungen zum Heizungstausch. Dann kam alles anders, und Lunardi blieb auf Tausenden Euro Mehrkosten sitzen.
Damals betrugen die Förderungen bis zu 75 Prozent vom Bund und 25 Prozent vom Land. “Zum einen war der Umweltgedanke dabei. Zum anderen wollten wir eine einfache Lösung, falls wir irgendwann nicht mehr alles selbst steuern können”, erzählt Lunardi den VN. Im März 2024 entschieden sich die beiden zum Heizungstausch, bis September sollte alles fertig sein. “Die Installationsfirma konnte mit der Masse an Aufträgen offenbar nicht mithalten”, berichtet er. Der Anschluss war erst im Oktober abgeschlossen, ab November konnte geheizt werden. Die Isolierung fehlte jedoch noch, und die finale Rechnung kam erst am 14. Jänner 2025 – da war der Fördertopf bereits leer.
Förderungen reservieren
Die Gesamtrechnung betrug 17.054 Euro. “Vom Land Vorarlberg bekamen wir 4000 Euro Förderung, also blieben rund 13.000 Euro übrig”, rechnet Lunardi vor. Im neuen Formular im Oktober las er dann, dass nur Rechnungen ab 3. Oktober 2025 eingereicht werden können. Enttäuscht zeigt er sich vor allem von der Politik – ihm fehle die Verlässlichkeit.
“Das ist natürlich frustrierend, wenn jemand wegen Fristen um Förderungen umfällt”, sagt Wolfgang Seidel vom Energieinstitut Vorarlberg. Allerdings habe es damals die Möglichkeit gegeben, Fördermittel zu reservieren. Nach der Reservierung hatten Antragsteller ein Jahr Zeit, ihr Projekt umzusetzen und danach den Förderantrag zu stellen. “Der Bund hat diese reservierten Mittel auch tatsächlich ausbezahlt – uns ist kein Fall bekannt, bei dem das nicht funktioniert hätte”, sagt Seidel.
“Was man dem Bund aber vorwerfen kann, ist die sehr kurzfristige Kommunikation zur Einstellung der Förderung”, ergänzt er. Auch das Energieinstitut habe davon erst aus den Medien erfahren. Und noch ein Punkt fällt ins Gewicht: Je mehr Geld bei Beratungsstellen gekürzt wird, desto weniger Leute können regional erreicht werden.
Neue Frist von neun Monaten
Wer jetzt seine Heizung tauschen will, sollte einige Neuerungen beachten. Seidel weist darauf hin, dass zwischen Registrierung der Förderung und Antrag mit finaler Rechnung nur noch neun Monate Zeit bleiben. Da die Auftragslage zuletzt rückläufig war, dürfte die Frist für Handwerker machbar sein. Neu ist auch, dass zur Registrierung ein Protokoll einer Energieberatung vorliegen muss. “Wir empfehlen, sich frühzeitig für eine Beratung anzumelden”, sagt Seidel.
So viel gibt es von Bund und Land
Nach dem abrupten Stopp im Dezember 2024 hat die Bundesregierung Anfang Oktober die Wiederaufnahme der Sanierungsoffensive angekündigt. Bis 2030 sollen Heizkesseltausch und thermische Sanierungen mit 1,8 Mrd. Euro gefördert werden. Neu ist, dass nur noch bis zu 30 Prozent der Gesamtkosten gefördert werden – zuvor waren es bis zu 75 Prozent. Anträge können ab Mitte November auf www.sanierungsoffensive.gv.at gestellt werden; Maßnahmen ab 3. Oktober sind rückwirkend förderfähig.
Auch das Land hat neue Richtlinien beschlossen. Im Programm “Heizungstausch 2026” werden Holzheizungen, Nahwärmeanschlüsse und Wärmepumpen in Wohnbauten mit Zuschüssen unterstützt. “Bis spätestens 2050 soll die Energieversorgung vollständig auf erneuerbare Energieträger umgestellt sein”, sagt Energielandesrat Daniel Allgäuer. In Vorarlberg sind derzeit rund 23.000 Öl- und 36.000 Gasheizungen in Betrieb. Die maximale Förderung beträgt 3000 Euro für Ein- und Zweifamilienhäuser, bei Mehrwohnungshäusern richtet sie sich nach der Zahl der versorgten Wohnungen. Für 2026 rechnet das Land mit rund 1500 Förderfällen, insgesamt stehen 3,6 Mio. Euro zur Verfügung.