Thailand steckt voller Gegensätze

Reise / 12.04.2013 • 10:27 Uhr
edited by Zsolt
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Das ehemalige Siam gilt als beliebtestes Reiseziel Asiens. Das hat gute Gründe.

Bangkok. (VN-M. Matt) Alle warnten eindringlich, dennoch erlagen wir den Verlockungen bereits am ersten Tag. Das bezaubernde Lächeln einer älteren Dame verführte uns zu einer Garküche, einem fahrbaren Etwas auf drei Rädern, wie sie zu Tausenden im ganzen Land direkt am Straßenrand frisch zubereitete Köstlichkeiten anbieten. Mit Konversation in Englisch geht gar nichts. Stattdessen werden mit viel Gelächter die Deckel von den dampfenden Töpfen gehoben, Finger deuten auf die gewünschten Speisen. Um umgerechnet etwa einen Euro gibt’s dann Gemüsereis, mit oder ohne teils undefinierbarer Fleischeinlage, Nudelgerichte oder köstliche Suppen. Der Nachbarstand offeriert kühle Getränke, der andere knusprig gebratene Heuschrecken oder marinierte Maden als Snack für zwischendurch. Bregenzer Lebensmittelkontrolleure hätten bisweilen wohl erhebliche Einwände, wir allerdings erleben unser erstes kulinarisches Highlight, serviert mit einem steten Lächeln. An blauen Plastiktischen, bei 36 Grad. Und das erste Reihe fußfrei im aufregenden Straßentheater von Bangkok. Wie, Rekordwinter in Vorarlberg? Kaum vorstellbar.

Die neun Millionen Einwohner zählende Hauptstadt ist gleichzeitig politisches, wirtschaftliches und kulturelles Zentrum des Landes. Nach der Zerstörung der alten siamesischen Hauptstadt Ayutthaya erkor König Rama I. die „Stadt der Engel“ am Chao-Phraya-Fluss 1782 zum neuen Zentrum. Was in Bangkok an historischen Bauten zu bewundern ist, stammt aus den letzten 220 Jahren der Regentschaft der Rama-Könige, die bis 1932 als absolute Herrscher das Land regierten.

Bangkok schläft nie

Gleich neben schicken Bankenriesen, Luxushotels und gigantischen Einkaufstempeln spaziert der Reisende durch Viertel voll offenkundiger Armut. Man sieht Holzverschläge als Wohnstätten, wie Menschen am Straßenrand ausgelatschte Schuhe verkaufen, Frauen ihre Wäsche in den schmutzigen Kanälen, den Klongs, waschen. Daneben brausen bunte Longtailboote mit Touristen an Bord in James-Bond-Manier um die Wette und blasen atemberaubende Abgaswolken in die Tropenluft. In Ufernähe öffnen sich majestätisch glitzernd die Tore zum Königspalast mit dem Wat Phra Keo, dem größten Tempel des Landes und einem absoluten Muss jeder Thailandreise. Zum Pflichtprogramm zählen auch die berühmten Nachtmärkte mit einem nahezu unüberschaubaren Warenangebot oder – als Kontrast – ein nächtlicher Besuch in der höchsten Freiluftbar der Welt (Sky Bar) oder im berühmten Luxushotel Oriental.

Tempelkultur im Norden

Im Norden des Landes warten unzählige sehenswerte Tempelanlagen. Als erster Stopp empfiehlt sich Ayutthaya mit dem Wat Phra Si Sanphet als UNESCO-Weltkulturerbe. Über 500 Ruinen zeugen von der Pracht der einstigen Königsstadt. Der nordöstlich gelegene Ort Phimai ist stolz auf eine Tempelanlage aus dem 11. Jahrhundert, die als das besterhaltene Zeugnis der Khmer-Kunst gilt. Thailänder sprechen in Anlehnung an den Nachbarn Kambodscha vom kleinen Angkor Wat.

Weiter geht es nach Phitsanulok, wo ein Riesenbuddha aus Gold andere Abbildungen zu Zwergen schrumpfen lässt. Ausgangspunkt für Ausflüge in das berühmt-berüchtigte Goldene Dreieck sind die Städte Chiang Mai und Chiang Rai, deren Tempelarchitektur vom jahrhundertelangen Einfluss der burmesischen Nachbarn zeugt.

Die unzähligen Eindrücke kann der Reisende schlussendlich entspannt bei einem Strandurlaub auf einer der Inseln im Süden des Landes „verarbeiten“. Bilderbuchstrände und neue Hotelanlagen warten auch dort, wo vor acht Jahren der Tsunami wütete. So widersprüchlich und gegensätzlich das Land auch erscheinen mag, eines verbindet und bleibt dem Besucher nachhaltig in Erinnerung: die ausgesprochene Liebenswürdigkeit und die Freundlichkeit der Thais. Khoop-khun khrap – Danke!