Sagenumwobenes Cornwall

Keltische Mythen und tropische Gärten im berühmten Cornwall in Südengland.
reise. (Roland Jung) Offiziell gibt es 79 Campingplätze in Cornwall, in Wahrheit mögen es Hunderte oder noch mehr sein. Wir haben sie nicht gezählt, und ich glaube auch, dass selbst die britische Tourismuszentrale nicht so recht weiß, wie viele Bauern sich auf diese Art und Weise ein Zubrot verdienen. Um es vorwegzunehmen: Wer sich in Cornwall einen Übernachtungsplatz in der freien Natur suchen möchte, der hat es schwierig. Gerade an besonders verlockenden Plätzen findet man immer wieder das Schild „No Overnight“.
Wir wollen das sagenhafte keltische Reich des Königs Artus mit unserem LMC Breezer kennenlernen und haben eine Auszeit genommen. Unser Navi lotst uns erst einmal nach Calais, wo wir in letzter Minute unsere Fähre erreichen. Als letztes Auto fahren wir auf die Fähre der Seefrance. Klappe zu und los geht’s. Dover empfängt uns mit einem Verkehrschaos. Wir brauchen über eine Stunde, um dieses Tohuwabohu hinter uns zu lassen, und dann lassen wir uns nur noch Richtung Atlantik treiben. Wir wollen weg von der Autobahn, wir mögen den dichten Verkehr rund um Londons Großflughäfen nicht. Nach 1065 Kilometern, so unser Navi, parken wir dann endlich ein, zwar noch nicht in der Grafschaft Cornwall, dafür aber in Devon an einem absolut tollen Platz. Das haben wir uns verdient. Hartland Point mit seinem Leuchtturm, seiner Steilküste und keinem anderen Fahrzeug weit und breit haut uns schier um. Wir genießen den wunderschönen Sonnenuntergang und sehen mit Spannung dem nächsten Tag entgegen, wo wir in die keltischen Mythen Cornwalls eintauchen werden.
Der erste Sandstrand
Den ersten richtigen Strandkontakt in Cornwall genießen wir in Crackington Haven. In dieser winzigen Bucht hat der Atlantische Ozean an den über 100 Meter hohen Klippen Jahrmillionen alte geologische Schichten der Küste freigelegt. Wir sind fasziniert von den Unmengen Steinen unterschiedlichster Größe und Form mit weiß schimmernden Quarzadern und Mustern. Zweifellos gehört Tintagel Castle zu den Hauptattraktionen Cornwalls. Wir sind skeptisch, wenn es sich um derartige Plätze handelt, aber es liegt auf unserem Weg. Also, auf zum 2000-Seelen-Dorf, wo der Fremdenverkehrsrummel tatsächlich ordentliche Wellen schlägt. Hier möchte man ganz ungeniert den Besuchern das Geld aus der Tasche ziehen, denn schon seit Jahrzehnten wird mit dem legendären König Artus ein schnelles Pfund gemacht. Für umgerechnet sechs Euro wird Eintritt gewährt. Schneller als gedacht verlassen wir die Stätte, wo Jubel, Trubel, Heiterkeit herrschen und es ist an der Zeit, dass wir uns ruhigerem Geschehen zuwenden. Wir fahren weiter Richtung Westen, wo das Land karger wird, grauer Fels durch das Gras stößt und Ginster wie Gold glänzt. Hier in Cornwall heißen die Mauern entlang der Straße Hecken, weil sie grün von Moos und Efeu sind, bunt von Blumen und gekrönt von Bäumen, die sich über der Fahrbahn zusammenneigen.
Dramatische Felsformationen
Wir erreichen die Bedruthan Steps, riesige, dramatische Felsformationen, die von der unermüdlich anbrandenden See geschaffen wurden. Wir sind zur frühen Morgenstunde allein an diesem Ort und geraten ins Träumen. Gigantische markante Felsen ragen aus dem Meer, die der Sage nach der Riese Bedruthan als Trittsteine benutzt haben soll. Stundenlang wandern wir durch diese märchenhafte Kulisse. Erst als gegen Mittag die ersten Menschen „unser“ Terrain betreten, machen wir uns auf den Rückweg. Auf verwunschenen Pfaden setzen wir unseren Weg gen Westen fort und erreichen St. Ives. Hellgrüne Dächer, ein fast mediterranes Licht und kopfsteingepflasterte Gässchen bestimmen das Bild dieses touristischen und kulturellen Zentrums Cornwalls. Als wir durch die engen Straßen schlendern, verstehen wir, warum William Turner hier 1811 seine Staffelei aufstellte. Kurz darauf folgte eine ganze Maler- und Bildhauerkolonie.
In der Fore Street, der Ladenmeile, stauen sich die Schlendernden zwischen Pubs, Klamotten- und Souvenirläden, Galerien und Cafés. Bibbernd und tropfend bahnen sich die Surfer zwischen ihnen ihren Weg, watscheln barfuss über das Kopfsteinpflaster, ihre Bodyboards unterm Arm. Und genau jene Surfer sind es, die den alten VW-Bussen in Cornwall zu einer Renaissance verhelfen.