Durch die Kaffeeregion Kolumbiens

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Bogotá, Medellin und die „Zona Cafetera“, die Kaffeeregion Kolumbiens.
Reise. (VN-ber) Lange Zeit wollte kaum jemand als Tourist nach Kolumbien reisen – das Land galt als gefährliches Drogenland. Mittlerweile hat sich das geändert. Die Villa des berühmten Drogenbarons Pablo Escobar zum Beispiel ist inzwischen zu einer Art zoologischem Disneyland umgebaut worden, und in Medellin gibt es Stadtführungen, die die Drogenkultur von vor 30 Jahren erlebbar machen sollen.
Unsere Reise beginnt aber in Kolumbiens Hauptstadt Bogotá. Viele Erwartungen bringen wir an die 7,4-Millionen-Einwohner-Stadt nicht mit und wollen eigentlich nur zwei Nächte bleiben, um nach dem langen Flug den Jetlag zu überwinden. Umso überraschter sind wir, als uns das Taxi vom Flughafen in die Altstadt, La Candelaria, bringt. Kleine, bunte Häuser reihen sich aneinander. Hos-tels, Cafés und gepflasterte Gassen. Statt des versprochenen Regens bekommen wir strahlenden Sonnenschein und angenehme Temperaturen zur Begrüßung und machen uns gleich am nächsten Morgen auf Erkundungstour. Studenten bevölkern die vielen Restaurants, in denen es unzählige mir bis jetzt noch unbekannte Speisen gibt. Wir nutzen den Tag, um gemütlich durch die Stadt zu schlendern und die vielen Eindrücke auf uns wirken zu lassen, werfen einen Blick ins berühmte Goldmuseum, trinken leckeren Kaffee, fahren mit einer Seilbahn auf den an die Stadt angrenzenden Berg „Monserrate“ auf über 3000 Meter Höhe und sind froh, doch zumindest zwei Tage hier genießen zu können, bevor es per Inlandsflug weiter nach Medellin geht. Medellin – der Name stand jahrzehnte-lang für den gefährlichsten Ort auf dem Globus. In den letzten Jahren waren es aber eher die sozialen Projekte, die es in die internationale Presse geschafft haben. Die Drogenkartelle gelten als zerschlagen und der Tourismus hält langsam Einzug. Wir entscheiden uns, nicht im berühmten Partyviertel „El Poblado“ zu übernachten und suchen uns ein Hotel in der etwas „ruppigeren“ Innenstadt, in der Nähe vom „Plaza de Botero“, mit den mächtigen Kunstobjekten des gleichnamigen Künstlers. Die vielen Straßenverkäufer, die Garküchen und das Chaos im Zentrum – so haben wir uns Südamerika vorgestellt. Nicht aber Medellin, das uns als moderne Stadt angepriesen wurde. Trotzdem hat die Stadt etwas Spannendes an sich. In „El Poblado“ reihen sich unzählige moderne Bars, aus denen viel zu laute Musik dröhnt, um einen großen Platz, an dem sich samstags Hunderte von Besuchern tummeln, um zu feiern. Spätestens jetzt sind wir froh, uns doch für ein Hotel in der Innenstadt entschieden zu haben.
In die Berge: San Jéronimo
Ein Geheimtipp bringt uns nach dem Stadtleben auf eine Finka in San Jéronimo. Der kleine Ort ist nur eine Stunde von Medellin entfernt und bis jetzt in keinem Reiseführer zu finden. An der Bushaltestelle wartet schon Mathilde auf uns, die uns mit dem Tuktuk die restliche halbe Stunde bis zum Hostel fährt. Es geht immer weiter in die Berge rein. Hier ist es richtig ruhig und die Finca gefällt uns sofort. Eine Küche im Freien, ein riesiger Garten, in dem wir uns Guaven, Orangen und jede Menge andere Früchte, die für uns neu sind, direkt vom Baum pflücken können und eine Terrasse mit Hängematte und Blick über den Pool auf die beeindruckende Berglandschaft. Hier könnten wir es länger aushalten. Trotzdem bringt uns unser Zeitplan in den nächsten Tagen weiter Richtung Süden, durch die „Zona Cafetera“, die Kaffeeregion des Landes. Nirgends sind die preisgekrönten Bohnen von solcher Bedeutung wie hier. Die Fahrt im Bus ist angenehm und auch in der Nacht fühlen wir uns auf der längeren Strecke nicht unwohl. Den ersten Stopp machen wir in Pereira, das neben dem Kaffeeanbau auch für die heißen Quellen bekannt ist. Auf Pferden erkunden wir die Landschaft, reiten durch Felder zwischen Rindern und Pferden hindurch und genießen den atemberaubenden Ausblick auf das vor uns liegende Tal zwischen den Flüssen Río Otún und Río Consota.
Es ist deutlich kühler als im Rest des Landes, die Regenzeit hat begonnen und gleichzeitig auch die Kaffeeernte. Der wohl bekannteste Ort in dieser Region ist Salento. Das nette kleine Örtchen mit seinen zahlreichen Cafés und Kunsthandwerksläden ist Ausgangspunkt für unsere Wanderung durch das Valle de Cocora. Außerdem bietet sich hier die Gelegenheit, eine der Kaffeefarmen zu besichtigen und mitzuerleben, wie der Anbau funktioniert – nur eine der vielen Möglichkeiten, die sich uns auf unserer Reise durch das spannende und abwechslungsreiche Land zwischen Karibik, Pazifik und Amazonas bieten.